Jahresziel von 30.000 neuen Jobs 2018 erreicht – auch Lehrlingszahlen wachsen – Investitionen
pro Mitarbeiter deutlich gesteigert – Fachkräftemangel größtes Problem
Wien (pwk) - „Die Handwerks- und Gewerbebetriebe in Österreich brummen. Die gute Auslastung sollte
sich auch in die beiden ersten Quartale ziehen. Besonders erfreulich ist, dass wir mit 30.000 neuen Jobs das im
vergangenen Jahr gesteckte Ziel erreicht haben. Für 2019 erwarten wir einen Jobzuwachs in einer vergleichbaren
Größenordnung. Das Plus von 5,9 Prozent bei den Lehrlingen im 1. Lehrjahr und das Gesamtplus von 3 Prozent
zeigt, dass die Lehre deutlich attraktiver wurde. Die mehr als 230.000 Betriebe in Handwerk und Gewerbe mit ihren
rund 790.000 MitarbeiterInnen sind derzeit gut auf Kurs, das ist ein wichtiges Signal“, sagte Renate Scheichelbauer-Schuster,
Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk, am 9. April.
Für das Halbjahr 2019 sei aus Sicht der Obfrau „nur eine geringe Abschwächung“ zu erwarten. Denn der
Anteil der Unternehmen mit einem Auftragsbestand von 20 Wochen und mehr ist von 7 auf 12 Prozent angestiegen, nur
die Hälfte der Betriebe kann sofort Aufträge übernehmen. Die nominelle Umsatzentwicklung im Gesamtjahr
lag bei drei Prozent über dem Vorjahresniveau. Dazu kommt, dass die Betriebe ein deutliches Plus bei den Investitionen
verzeichnen konnten. 2018 konnten wir das Investitionsniveau pro Beschäftigtem deutlich von 4.700 Euro pro
Beschäftigten auf 5.200 Euro steigern. „2019 wollen 43 Prozent der Betriebe investieren. Und weil diese Investitionen
vielfach Zukunftsinvestitionen in Digitalisierung und weitere Technologisierung sind, benötigen die Betriebe
Anreize und zusätzliche Spielräume“, unterstrich Scheichelbauer-Schuster in Hinblick auf eine Entlastung
der Betriebe im Rahmen der Steuerreform etwa durch einen Investitionsfreibetrag. Zudem seien Maßnahmen bei
den Lohnnebenkosten im Fokus, damit Arbeit in Österreichs größter Arbeitgebersparte wieder leistbarer
werde.
Fachkräftemangel mit wesentlichen Auswirkungen auf die Branchen
Als Herausforderungen in den kommenden Monaten nannte die Obfrau den Fachkräftemangel, der zuletzt weiter
zugenommen hat - insbesondere im Bausektor. In der Auswertung der KMU Forschung Austria ist der Anteil der Betriebe
mit Fachkräftemangel von 27 Prozent 2016 auf 45 Prozent 2018 angestiegen. Dies werde auch an den folgenden
Beispielen deutlich: Bei den Elektroinstallateuren und -monteuren gab es in 6 Bundesländern weniger als einen
vorgemerkten Arbeitslosen für 2 offene Stellen. Bei den Bau- und Möbeltischlern meldeten Tirol und Salzburg
einen eklatanten Mangel an Fachkräften. Bei den Dachdeckern gab es in 6 Bundesländern weniger als einen
vorgemerkten Arbeitslosen für 2 offene Stellen. In allen drei Fällen war in Wien die Job-Situation entspannter.
„Der Fachkräftemangel im Gewerbe und Handwerk ist somit nachweislich für die unterschiedliche Wachstumsentwicklung
in den einzelnen Bundesländern und Branchen verantwortlich. Deshalb versuchen wir als WKÖ und als Sparte
konsequent unsere Hausaufgaben im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung und der Fachkräftesicherung
zu erledigen“, unterstrich Scheichelbauer-Schuster, die auf die verschiedenen Lehrberufspakete, die Bildungsoffensive
der WKÖ mit der Neuausrichtung der beruflichen Bildung in Hinblick auf die Digitalisierung und Anstrengungen
des AMS bei der Verbesserung der überregionalen Vermittlung verwies. Aber natürlich müsse auch das
„Sozialprestige der Lehre“ wieder deutlich steigen. „Wir wollen zeigen, dass die Lehre und die verschiedenen Weiterbildungsmöglichkeiten
tolle Karriereperspektiven bieten. Als Handwerks- und Gewerbetreibende müssen wir unsere Rolle auch als Botschafter
für die berufliche Bildung sehen“, so Scheichelbauer-Schuster.
Konjunkturzahlen im Detail
2018 entwickelten sich Mechatroniker Metalltechniker, Hafner, Platten-und Fliesenleger, Gesundheitsberufe,
Kunsthandwerke, Tischler positiv. Unterdurchschnittlich blieb aber der Bau. Der Bereich des Bauhauptgewerbes berichtet
zudem von überdurchschnittlichen Herausforderungen im Bereich Eigenkapital und Kreditaufnahme. Schlusslichter
in der Konjunkturstatistik sind Fotografen, die Fahrzeugtechnik und die Friseure, analysiert Christina Enichlmair
von der KMU Forschung Austria. Erstmals seit langem konnten die Verkaufspreise im Gewerbe und Handwerk die Inflationsrate
abbilden. Zudem hat im Ausblick für das Jahr 2019 das Problem der Preiskonkurrenz deutlich abgenommen, und
zwar von 74 Prozent (2016) auf 50 Prozent der Nennungen. „Das bedeutet, dass die Betriebe die gute Konjunktur auch
wieder in den Preisen abbilden konnte“, so Enichlmair. Die preisbereinigte Umsatzentwicklung betrug 2018 1,1 Prozent
im Vergleich zum BIP-Wachstum von 2,7 Prozent.
Die Beurteilung der Geschäftslage im ersten Quartal fällt sehr positiv aus. Im Vergleich zum ersten Quartal
2018 gibt es nur eine geringe Abschwächung und es überwiegen die Betriebe mit guter Geschäftslage
im Vergleich zu Betrieben mit schlechter Geschäftslage. „Bei den Erwartungen an das zweite Quartal überwiegen
die Unternehmen mit positiven Erwartungen um elf Prozentpunkte. Dies ist immer noch ein hohes Niveau, wenngleich
um fünf Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr. Beim Personal sollen im zweiten Quartal 2019: um 14 Prozent
mehr Jobs geschaffen werden, was eine zusätzliche Steigerung zum Vergleichszeitraum 2018 darstellt“, so die
KMU-Expertin.
|