Mengenschwankungen durch Dürre - schwierige Wettbewerbssituation für österreichische
Molkereien – Milchwirtschaft von BREXIT betroffen
Wien (pwk) - Das Jahr 2018 war vor allem durch größere witterungsbedingte Anlieferungsschwankungen
geprägt, die in weiterer Folge auch eine Preisvolatilität bewirkten. Während zu Beginn des Jahres
die Anlieferung noch mehr als 10 Prozent über dem Vorjahreswert lag, war ab Mitte des Jahres aufgrund der
Dürresituation ein Rückgang bei der Anlieferung zu bemerken, der bis in die ersten Monate des Jahres
2019 anhält.
Dennoch ist der Milchmarkt 2019 insgesamt nicht schlecht gestartet. Die geräumten Interventionslager sowie
international gute Nachfrage geben derzeit etwas Hoffnung. Gefahren lauern in einem ungeordneten BREXIT und den
damit möglichen Marktverwerfungen, sowie in möglichen internationalen Handelskriegen. Aus Österreich
wird zwar nur Käse im Wert von zehn Millionen Euro nach Großbritannien exportiert, aber europaweit ist
England ein wichtiger Absatzmarkt. Aktuell gehen rund 480.000 Tonnen Käse und 90.000 Tonnen Butter jährlich
aus Europa nach Großbritannien. „Ein harter BREXIT bekäme die europäische Milchwirtschaft und zumindest
indirekt auch Österreich in jedem Fall zu spüren“, so Helmut Petschar. Präsident der Vereinigung
Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM).
Insgesamt konnten die österreichischen Exporte der Milchbranche im Jahr 2018 um 4,1 Prozent auf 1,23 Mrd.
Euro zulegen, die Importe von Milchprodukten stiegen auf 831 Mio. Euro, der Außenhandelssaldo erhöhte
sich somit auf 401 Mio. Euro. „Für die österreichischen Molkereien war der Markt geprägt von einer
schwierigen Wettbewerbslage infolge der hohen Handelskonzentration und weiters von Kostensteigerungen, die den
Molkereien nicht im entsprechenden Ausmaß abgegolten wurden“, erklärte Petschar zur aktuellen Situation
auf den Milchmärkten.
Wichtigstes Außenhandelsprodukt ist Käse: Im Vorjahr wurden 152.000 Tonnen um 617 Mio. Euro exportiert,
Zweitwichtigste Exportgruppe sind flüssige Milchproduktemit 655.000 Tonnen oder 289 Mio. Euro gefolgt von
fermentierten Milchprodukten wie z.B. Joghurt. Hier gab es leichte mengenmäßige Rückgänge,
dafür aber leicht steigende Preise im Export.
Qualitätsprogramme wie Bioschiene ausgebaut
Generell punkten die österreichischen Molkereien vor allem mit ihrer Qualitätsstrategie, wo sie 2018
weitere Meilensteine setzten, etwa in den Bereichen Tierwohlstandards und Nachhaltigkeit. So wurde der Bioanteil
neuerlich stark ausgebaut, der damit bei 17,9% liegt. „Der wesentliche Teil der weiteren Entwicklung für die
heimische Milchwirtschaft ist die Bereitschaft des österreichischen Handels und der heimischen Konsumenten,
die Qualitätsstrategie der heimischen Milchwirtschaft mitzutragen und diese auch entsprechend abzugelten.
Dies umfasst auch die gestiegenen Kosten, mit denen die heimischen Milchverarbeiter und Milchbauern im heurigen
Jahr konfrontiert sind“, sagt Petschar.
Strukturwandel schreitet voran
Das durchschnittlich ausbezahlte Milchgeld je Landwirt lag mit 53.290 Euro um 2.454 Euro über dem Vergleichswert
des Vorjahres und brachte trotz geringer Preisrückgänge eine leichte Verbesserung bei den bäuerlichen
Einkommen, die neben der Produktion viele weitere wertvolle Leistungen abgelten. Allerdings schreitet der Strukturwandel
weiter voran: Die Anzahl der Lieferanten ging im Jahr 2018 von 27.600 auf 26.600 um 3,6 Prozent zurück. Mit
durchschnittlich 20 Kühen je Betrieb haben wir in Österreich im EU-Vergleich überschaubare und kleine
Strukturen. Auch die durchschnittliche Milchlieferleistung von 6.363 kg je Kuh liegt deutlich unter den Vergleichswerten
der intensiven Milchproduktionsländer. „Auch das verdeutlicht die nachhaltige Produktionsweise der österreichischen
Milchwirtschaft“, sagt Johann Költringer, Geschäftsführer der VÖM. Die durchschnittliche Milchanlieferung
je Landwirt stieg von 120 auf 127,5 Tonnen.
Investiert wurde 2018 in den Molkereien in moderne Produktionskapazitäten im Ausmaß von ca. 155 Mio.
Euro, um dadurch die Produktqualität und die Wertschöpfung in Österreich zu steigern. Schließlich
gelang es den heimischen Molkereien Innovationen auf den Markt zu bringen, sei es im Bereich Verpackung durch die
Glasflasche oder durch Käsespezialitäten auf höchstem, international prämiertem Niveau. Mit
dieser kompromisslosen Qualitätsstrategie ist Österreich in vielen Bereichen führend. Der Konsument
hat damit die beste Gewähr für höchste Qualität und Vielfalt. Die Milchwirtschaft erwartet
dafür, dass diese erhöhten Leistungen eine Abgeltung erfahren, um auch dauerhaft gesichert zu sein. „Österreich
entwickelt sich damit immer mehr zu einem Land mit hoher Käsekultur, die immer breitere Resonanz findet“,
so Petschar.
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