Bemühungen um einen früheren Erntebeginn bieten ausländischer Ware zunehmend
Paroli
Linz (lk) - Derzeit produzieren 16 oberösterreichische Gemüsebaubetriebe auf ca. 125 Hektar Ackerland
ca. 40 Hektar weißen und 85 Hektar grünen Spargel - besonders in Oberösterreich mit steigender
Tendenz. Die Spargel-Saison beginnt heuer früh: Die günstige Witterung der letzten Wochen bewirkt einen
leicht verfrühten Saisonstart der beim Konsumenten immer beliebter werdenden Spargelstangen.
Ernten vor dem 15. April erfordern den Einsatz von Verfrühungsfolien, welche die Spargeldämme erwärmen.
Dadurch wird eine frühere Ernte möglich. Frischer Spargel ist in Österreich ca. zehn Wochen hindurch
erhältlich, die Haupterntezeit mit guter Spargelverfügbarkeit dauert aber durchschnittlich nur acht Wochen.
Sie beginnt im Freiland meistens Mitte April und endet etwa um den 20. Juni.
Verfrühungen im Folientunnel
Für eine Verfrühung der Ernte können auf Teilen der Spargelfläche sogenannte "Mini-Tunnel",
unter denen sich die Erde schneller erwärmt, aufgebaut werden. Dadurch wird die Spargelzeit länger. "Mit
dieser Kultivierungsmethode können unsere Spargelbauern der ausländischen Ware Paroli bieten, die oft
schon ab Anfang März in österreichischen Supermärkten erhältlich ist. Solche Aktionen der Handelsketten,
die den Spargel aus Peru, Marokko oder Griechenland importieren, sind für unsere bäuerlichen Betriebe
nicht hilfreich", betonen Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ und Agrar-Landesrat
Max Hiegelsberger.
Zu Beginn des Frühjahrs werden die charakteristischen Spargeldämme mit der Spargelfräse hochgezogen
und jene Flächen, auf denen man eine verfrühte Ernte erreichen will, werden mit Folie oder Vlies abgedeckt.
Diese Folien können über viele Jahre wiederverwendet werden und sie helfen dabei, Schädlinge und
Unkraut zu unterdrücken. Pflanzenschutz ist daher nicht erforderlich. "Die Sorge mancher Konsumenten,
dass diese schwarzen Folien die Umwelt belasten, ist unbegründet. Dies sind keine herkömmlichen Folien.
Sie landen nicht, wie viele Menschen vermuten, nach einmaliger Nutzung in der Verbrennungsanlage, sondern werden
bis zu zwölf Jahre verwendet. Außerdem sind sie auch nach der landwirtschaftlichen Nutzung zu 100 Prozent
wiederverwendbar und werden zB zu Müllbeuteln weiterverarbeitet", so Reisecker.
Der Ertrag hängt von der Sonne ab
Witterung und Anbaumethode bestimmen den Beginn der Ernte. Der erzielbare Ertrag ist wesentlich von der Tagestemperatur
und der Sonnenscheindauer abhängig. "Ein verregnetes Frühjahr wie 2015 oder das Auftreten von Spätfrösten
wie 2016 und 2017 kann die Ernte, insbesondere beim "ungeschützten" Grünspargel, beträchtlich
reduzieren", erläutert Agrar- Landesrat Max Hiegelsberger.
Schauen die ersten Spargelspitzen aus der Erde, können die weißen Stangen Stück für Stück
per Hand gestochen werden. Grünspargel wächst ohne Dämme und wird abgeschnitten, sobald die Stangen
lang genug sind. Nach der Saison werden die Folien entfernt, Unkraut wird per Hand gehackt und man lässt die
Spargelpflanzen austreiben, damit diese über das Laub Kraft sammeln können für die kommenden Jahre.
Oberösterreich: Spargel-Flächen werden erweitert
Die Spargelproduktion nimmt in Österreich momentan 800 Hektar ein. Niederösterreich hat mit 580 Hektar
den größten Anteil, der Rest verteilt sich auf Oberösterreich, Kärnten, Steiermark und Burgenland.
In Oberösterreich wird die Fläche zurzeit weiter ausgebaut "2018 haben sich einige weitere OÖ
Gemüsebauern entschlossen, ebenfalls in den Spargelanbau einzusteigen. Da diese Junganlagen heuer noch nicht
beerntet werden können, werden diese Flächen erst im Jahr 2020 tragend werden", so Agrar-Landesrat
Max Hiegelsberger. "Die starke Direktvermarktung in Oberösterreich bietet auch noch Marktchancen für
einige Neueinsteiger. 90 Prozent der Spargelstangen finden im Land ob der Enns den direkten Weg zum Endkonsumenten",
ergänzt Präsident Reisecker.
Ohne Erntehelfer kein Spargel - Lohnunterschiede zum Ausland stellen schwere Belastung dar
Besonders im Großhandel ist das Angebot aus dem Ausland so stark, dass für österreichischen
Spargel ebenfalls nur Niedrigstpreise gezahlt werden. Deswegen stagniert in Österreich insgesamt die Spargel-Fläche,
obwohl der Spargel im Trend liegt und der Gesamtverbrauch leicht zunimmt. Dies liegt auch an den hohen Lohn- und
Lohnnebenkosten für Erntehelfer und Saisonniers in Österreich im Vergleich zu Konkurrenzländern.
"So beträgt der Mindestlohn je Stunde in Deutschland 9,10 Euro, in Österreich 11,80 Euro. Pro Hektar
Spargel sind, je nach Betriebsorganisation und technischer Ausstattung zwischen 1.000 und
1.200 Arbeitskraftstunden zu leisten, was allein zum Nachbarland Deutschland einen Wettbewerbsnachteil von zumindest
2.800 Euro pro Hektar bedeutet", rechnet Agrar- Landesrat Max Hiegelsberger vor.
Mit dem Beginn der Spargelernte Mitte April beginnt in Österreich der erste große Arbeitseinsatz von
Erntehelfern und Saisonniers. "Um in kurzer Zeit die arbeitsintensive Handarbeit bewältigen zu können,
werden pro Hektar ca. fünf bis sechs Arbeitskräfte benötigt. In unserem Bundesland kommen somit
rund 500 bis 600 Personen rein für die Ernte- und Marktaufbereitung (zB auch schälen und verpacken) zum
Einsatz. Noch nicht eingerechnet sind hier die nachgelagerten Arbeiten für den Transport und Verkauf, welche
häufig von den Familienangehörigen erledigt werden", so Präsident Reisecker.
Spargelproduktion hat Tradition in Oberösterreich
Der erwerbsmäßige Spargelanbau hat in OÖ bereits vor 30 Jahren begonnen. Damals haben sich
zwei Betriebe im Eferdinger Becken darauf spezialisiert. Die Aufteilung von weißem und grünem Spargel
ist stark unterschiedlich und hängt wesentlich von der Lage des Betriebes und der damit verbundenen Bodenbeschaffenheit
der Felder ab. Von den ca. 125 Hektar Spargel werden ca. 16 Hektar, also fast 13 Prozent, biologisch kultiviert.
Wertschöpfung aus dem Spargel-Anbau
Mit der Erzeugung von fast 500 Tonnen Spargel wurden im letzten Jahr 17 Prozent der gesamten österreichischen
Spargelproduktion in unserem Bundesland geerntet. Von den rund siebzig Gemüsearten in OÖ belegt der Spargel
ca. acht Prozent der Gemüseanbaufläche. Elf Prozent der Wertschöpfung der Sparte Gemüseanbau
werden in OÖ mit Spargel erwirtschaftet.
Gesamtösterreichisch gesehen bewegen sich sowohl die Inlandsproduktion als auch die Einfuhr von Spargel aus
dem Ausland auf einem Niveau von rund 3.000 Tonnen im Jahr, womit die österreichische Eigenversorgung bei
rund 50 Prozent liegt.
Beim Spargelkonsum wird auch in Zukunft eine Steigerung erwartet
"Wir rechnen damit, dass der Spargelkonsum in den nächsten Jahren weiter steigen wird. Davon gehen
wir vor allem deswegen aus, weil der inländische Pro-Kopf-Verbrauch mit 0,8 Kilogramm erst halb so hoch liegt
wie jener in Deutschland oder der Schweiz. Die Frage ist nur, ob die Rahmenbedingungen für die Spargelproduzenten
so gestaltet werden können, dass diese möglichen Zusatzmengen im Inland produziert werden können",
betont Reisecker.
Vermarktungswege des OÖ Spargels
Die größte Bedeutung hat in Oberösterreich in der Vermarktung die Direktbelieferung an die
Gastronomie sowie an Großküchen. Auch die Ab-Hof-Vermarktung spielt für die OÖ Produzenten
eine bedeutende Rolle. Die Qualitätssicherung erfolgt bei allen Betrieben entweder über die AMA-Gütesiegel-Produktion
(AMAG.A.P.), eine Bio-Zertifizierung oder
"Gutes vom Bauernhof" und die zusätzlichen Herkunfts- und Qualitätsprogramme von
"Genussland OÖ" und der "Genuss Regionen Österreichs" (z.B. "GR Leondinger Grünspargel"
oder "GR Eferdinger Landl Gemüse").
Beworben wird der OÖ Spargel auf hofeigenen Internetseiten, über Genussland OÖ, über die
Genuss Region Österreich und natürlich über den Dachverband der OÖ Obst- und Gemüseproduzenten
auf www.gemueselust.at sowie tagesaktuell auf der Facebookseite der OÖ Gemüsebauern .
Trend- und Gesundheitsgemüse
Der Spargel wurde im Laufe der letzten fünfzehn Jahre durch die Steigerung der Anbaufläche, den dezentralen
Anbau und die damit verbundene bessere Verfügbarkeit immer mehr zum beliebten "Trend-Gemüse".
Der Spargel ist als Kulturpflanze in allen Ländern mit gemäßigtem, warmem Klima und entsprechend
geeigneten, leichten bis mittelschweren Böden verbreitet.
Die Spargelpflanze (asparagus officialis) aus der Familie der Liliengewächse ist genau genommen eine Staude,
deren oberirdischen Teile (das Spargelgrün) im Herbst absterben. Im darauffolgenden Frühjahr treiben
wiederum die Knospen des ausdauernden Wurzelstockes. Diese Sprossen, mit feinen, schuppenförmigen Schutzblättern
bedeckt, sind das in unseren Breitengraden so begehrte Feingemüse. Der Spargel behält die blasse Farbe,
solange er in der lichtschützenden Erde steckt. Damit die Spargelstange lang wird, kultiviert man die Pflanze
in angehäuften Hügelbeeten und "sticht" den Spargel mit einem besonderen Spargelstecher, wenn
sich die ersten Risse in der Erdoberfläche zeigen.
Der in Österreich angepflanzte Grünspargel ist eine auf offener Ackerflächen gezogene Art, welche
nach Erreichen der gewünschten Sprosslänge und -dicke abgeschnitten wird. Spargel kann erst zwei Jahre
nach der Pflanzung das erste Mal geerntet werden; eine Anlage wird acht bis zehn Jahre alt. Die zweckmäßige
Länge der Spargelsprossen ist etwa 20 bis 22 cm - dies entspricht der Größe der normalen Teller
und Töpfe.
Spargel: Erntefrisch auf den Tisch
Spargel wird frühmorgens in mühevoller Handarbeit geerntet, gewaschen, geschnitten, sortiert und
gekühlt. Die tägliche Ernte bürgt für beste Qualität. Der qualitativ hochwertige Spargel
muss einen festen, geschlossenen und unbeschädigten Kopf haben, soll gerade gewachsen sein und darf weder
hohl noch holzig sein. Besonders frischen Spargel erkennt man am Glanz und an der noch feuchten Schnittstelle.
Er ist prall, bricht aber auch leichter. Verfärbter Spargel (violette bis grüne Köpfe) ist meist
preislich günstiger, aber intensiver im Geschmack (keine Qualitätsminderung).
"Die OÖ Spargelbauern garantieren durch ihre täglich frische Ernte, eine geschlossene Kühlkette
und kurze Lieferwege eine möglichst gute Qualität für die Konsumenten. Solo, Classic, I, II, III,
Spargelspitzen, Suppenspargel, Bruch - das sind die absteigenden Größenbenennungen nach dem Durchmesser,
welche auch den Preis bestimmen", erläutert Präsident Reisecker.
Klassische Zubereitung für weißen und grünen Spargel
Weißen Spargel unterhalb der Spitze beginnend abwärts schälen. Es dürfen keine Schalenreste
am Spargel bleiben. Harte Enden abschneiden. Sodann in kochendem Salzwasser mit etwas Zitronensaft, einem kleinen
Stück Butter und einer Prise Zucker ca. acht bis zwölf Minuten garen (je nach Stangenstärke). Naturbelassen
und unverfälscht ist dieses Gemüse am besten nur mit zerlassener Butter, mit heurigen Kartoffeln, Butterbröseln
und gekochtem Schinken zu genießen.
Den grünen Spargel im unteren Drittel schälen, harte Enden abschneiden und im kochenden Salzwasser mit
einer Prise Zucker ca. je nach Stangenstärke fünf bis zehn Minuten garen. Sicherheitshalber eine Garprobe
machen. Der Spargel sollte bissfest sein. Wenn der Spargel für zB Salat verwendet wird, diesen nach dem Herausnehmen
aus dem Sud mit kaltem Wasser abschrecken, damit er seine schöne Farbe behält.
Die Landwirtschaftskammer OÖ bietet mit ausgebildeten Seminarbäuerinnen Spargelkochkurse für Konsumenten
an. Termine dazu findet man im Internet unter
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