Später Ostertermin beschert schwachen März und dämpft bisheriges Winterergebnis
weiter ab
Wien (wifo) - Nach Nächtigungsrückgängen im Jänner und Februar (-1,7% bzw. -1,9%) blieb
die Nachfrage auch im März 2019 hinter dem Ergebnis 2018 zurück (-3,8%), wofür vor allem die in
diesem Jahr in den April fallende Osterwoche verantwortlich zeichnete. Für die bisherige Wintersaison 2018/19
bedeutet dies eine weitere Abschwächung der Wachstumsdynamik (Gästeankünfte +1,3%, Übernachtungen
+0,0%).
Ersten Schätzungen des WIFO zufolge beliefen sich die Gesamteinnahmen im österreichischen Tourismus von
November 2018 bis März 2019 auf nominell 12,76 Mrd. €. Das Niveau des Vorjahres konnte damit gehalten werden
(+0,0%). Die Aussagekraft dieses Ergebnisses im zeitlichen Vergleich wird jedoch durch die verschobene Lage der
Osterwoche (2018 im März, heuer im April) beeinträchtigt. Um die Vergleichbarkeit mit dem Vorjahresergebnis
zu gewährleisten, kann dieser Ostereffekt statistisch bereinigt[1] werden. Nach einer solchen Bereinigung
belaufen sich die nominellen Umsätze im Analysezeitraum auf 13,13 Mrd. € und liegen damit um 4,9% über
dem (ebenso bereinigten) Vergleichswert 2017/18, was auf eine doch positive Bilanz der aktuellen Wintersaison hindeutet.
Auch in realer Rechnung zeigt sich das um die Osterwoche bereinigte Ergebnis der bisherigen Wintersaison 2018/19
mit +3,1% deutlich positiv, während die realen Einnahmen ohne Berücksichtigung des Ostereffektes rückläufig
ausfallen (-1,8%). Es ist zu erwarten, dass auch das Ergebnis der gesamten Wintersaison 2018/19 (November 2018
bis April 2019) durch die späten Osterfeiertage nach unten verzerrt wird: Nach bisherigen Erfahrungen ist
vor allem die Nachfrage nach wintersportorientierten Urlaubsaufenthalten im April bereits deutlich geringer als
im März, unabhängig von der Schneelage.
Auf regionaler Ebene liegen nur unbereinigte Daten vor - die Bundesländerergebnisse im Zeitraum November 2018
bis März 2019 sind daher potentiell nach unten verzerrt. Über die gesamte Wintersaison (November 2018
bis April 2019) betrachtet ist damit zu rechnen, dass der Ostereffekt die einzelnen Urlaubsregionen unterschiedlich
beeinflusst: Während die auf Wintersport spezialisierten Bundesländer von späten Osterfeiertagen
nachteilig betroffen sein dürften, könnten andere Bundesländer (wie etwa Wien oder das Burgenland)
davon sogar profitieren.
Über den Zeitraum November 2018 bis April 2019 und ohne Bereinigung des Ostereffektes erzielte vor allem die
Städtedestination Wien (+15,7%) kräftige Zuwächse der nominellen Tourismuseinnahmen, aber auch Ober-
und Niederösterreich konnten ihre Umsätze merklich steigern (+5,2% bzw. +4,0%). In Kärnten wurde
das nominelle Umsatzniveau des Vorjahres hingegen nur knapp übertroffen (+0,4%). In den übrigen Bundesländern
zeigten sich die Tourismuseinnahmen zu laufenden Preisen rückläufig (-1,5% bis -2,0%), das stärkste
Minus verzeichnete aber Vorarlberg (-3,6%). Die enormen Schneemassen im Jänner 2019 und die dadurch bedingten
Straßensperren und Verkehrsbehinderungen dürften zu den rückläufigen Einnahmen der westlichen
Bundesländer beigetragen haben.
Nach Einbußen im Jänner und Februar (-1,7% bzw. -1,9%) zeigte sich die Nächtigungsnachfrage im
sehr milden und überwiegend trockenen März 2019 auf Basis tatsächlicher Ist-Werte (also ohne Berücksichtigung
eines Ostereffektes) erwartungsgemäß rückläufig (-3,8%). Nachdem die drei Hauptsaisonmonate
zusammen ein Gewicht von rund zwei Dritteln an den Winternächtigungen haben, wird auch das Gesamtergebnis
der bisherigen Wintersaison 2018/19 maßgeblich von der Entwicklung in diesem Zeitraum bestimmt: Die Zahl
der in österreichischen Beherbergungsbetrieben tatsächlich verzeichneten Gästeankünfte nahm
von November 2018 bis März 2019 nur schwach zu (um +1,3% auf 17,58 Mio.), jene der Übernachtungen stagnierte
mit 64,59 Mio. am Vergleichsniveau 2017/18 (64,56 Mio.). Die daraus resultierende Aufenthaltsdauer ging damit auf
3,67 Nächte (-1,3%) zurück (seit 1992/93 reduzierte sich die Kennzahl damit um knapp ein Drittel oder
1,7 Nächte). Eine Bereinigung der März-Daten um den Ostereffekt[2] lässt diese Ergebnisse jedoch
in einem deutlich positiveren Licht erscheinen: Wäre die Lage der Osterfeiertage dieses Jahr ähnlich
wie im letzten, lägen die Ankünfte um +4,4%, die Nächtigungen um +4,9% über dem Vorjahresniveau.
Mit 78,1% stellten internationale Gäste den überwiegenden Teil der tatsächlich registrierten Nächtigungen
in Österreich. Auf Basis von Ist-Werten stagnierte die Nächtigungsnachfrage dieses Besuchersegmentes
von November 2018 bis März 2019 ebenso wie die der inländischen Gäste (+0,0% bzw. +0,1%), um die
Osterwoche bereinigt ergeben sich dagegen deutliche Zuwächse (internationale Gäste +5,1%; Binnenreisende
+4,4%).
Von den in der bisherigen Wintersaison 2018/19 tatsächlich verzeichneten 50,47 Mio. Übernachtungen ausländischer
Gäste stammten 88,7% von 15 ausgewählten Quellmärkten. Diese zeigten sich im Durchschnitt leicht
rückläufig (-0,9%; nur unbereinigte Ist-Werte verfügbar), im Einzelnen entwickelten sich diese jedoch
sehr unterschiedlich: Am stärksten zog die Nächtigungsnachfrage amerikanischer Gäste an (+15,0%),
gefolgt von Reisenden aus Belgien (+6,9%)[3], Rumänien (+5,7%), Tschechien (+4,7%), Dänemark (+4,6%),
Polen (+4,5%), Italien (+4,2%) und dem mit 12,0% zweitwichtigsten internationalen Markt, den Niederlanden (+3,0%).
Österreich-Gäste aus Ungarn nächtigten von November 2018 bis März 2019 um 1,7% häufiger
als in der Periode 2017/18, jene aus Frankreich um 0,8%; letztere blieben im März aufgrund heuer um etwa 2
Wochen früherer Winterferien (Mitte statt Ende Februar) zu einem beträchtlichen Teil aus (-46,9%), nachdem
sich die Nachfrage in den Februar (+50,1%) verschoben hatte. Während sich die (unbereinigte) Nächtigungszahl
schwedischer und britischer Gäste im Analysezeitraum kaum veränderte (-0,1% bzw. -0,3%), verzeichnete
der wichtigste Auslandsmarkt im österreichischen Tourismus, Deutschland (Marktanteil 47,6%) - ebenso wie die
Nachfrage aus der Schweiz - einen spürbaren Rückgang (jeweils -3,5%). Obwohl in Bayern die Winterferien
heuer in den März fielen (2018 im Februar) und sich auch in einigen Kantonen der Schweiz die Sportferien von
Februar auf März verschoben haben, fielen die März-Ergebnisse jeweils negativ aus (Deutschland insgesamt
-8,2%, Schweiz -2,7%). Die größten relativen Nächtigungseinbußen waren im Analysezeitraum
mit –7,9% am russischen Markt zu verzeichnen; auf das in der Periode 2013/14 bereits erreichte Niveau von 1,28
Mio. Übernachtungen fehlen aktuell 46,3%.
In den einzelnen Unterkunftsarten stieg von November 2018 bis März 2019 nur die Nachfrage in gewerblichen
Ferienwohnungen nennenswert (Übernachtungen +3,5%; unbereinigte Ist-Werte), jene in Hotels insgesamt stagnierte
(+0,1%; 5/4-Stern +0,5%, 3-Stern -0,5%, 2/1-Stern +0,3%). Während in privaten Ferienwohnungen nur ein leichter
Nächtigungsrückgang zu verzeichnen war (-0,9%), fiel das Minus in Privatquartieren (auf und nicht auf
Bauernhof) spürbar aus (-5,5%). In übrigen Unterkünften (Campingplätze, Unterkünfte für
Kinder und Jugendliche, Kurheime, bewirtschaftete Schutzhütten, sonstige) nächtigten auf unbereinigter
Basis 0,7% weniger Österreich-Gäste.
[1] Für die Ermittlung der Kalendereffekte (beispielsweise die Lage von Ostern
oder die Berücksichtigung eines Schaltjahres) wurde das Programm JDemetra+ verwendet. Als Datenbasis dienten
Monatsdaten von Jänner 1996 bis Dezember 2018; die Bereinigung erfolgte für Ankünfte, Übernachtungen
und Umsätze im Gesamtreiseverkehr (jeweils für Österreich insgesamt). Für den "reinen"
Ostereffekt im jeweiligen Kalenderjahr und Monat (März bzw. April) maßgeblich ist die Verteilung der
Tage vor dem Ostersonntag (Palmsamstag bis Karsamstag) zwischen den beiden Monaten. Die Bereinigung der Umsätze
um den reinen Ostereffekt erfolgte für den März 2018 durch eine Korrektur des Ist-Wertes um 9,2% nach
unten; der (Ist-)Wert des März 2019 erfuhr gleichzeitig eine Aufwertung um 8,5%.
[2] Die Ist-Werte für März erfuhren hier 2018 eine Verringerung um 6,7% (Ankünfte) bzw. 10,6% (Übernachtungen),
2019 hingegen eine Korrektur nach oben (+6,2% bei Ankünften; +9,6% bei Nächtigungen).
[3] Die Nachfrage von belgischen Gästen zog im März aufgrund von Ferienverschiebungen um 172,9% an.
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