Zum Auftakt des 14. Gemeinsamen Österreichisch-Deutschen Geriatriekongresses sprach Medizin-Nobelpreisträger
Eric Kandel über altersbedingten Gedächtnisverlust.
Wien (hb) - Drei Tage lang steht beim Geriatriekongress in der Universität Wien die Altersforschung
und die Altersmedizin im Mittelpunkt. „Wir möchten mit unserem vielseitigen Kongressprogramm vor allem verschiedene
Sichtweisen auf das Phänomen Alter zugänglich machen“, erläutert Christoph Gisinger, Kongresspräsident
und Institutsdirektor des Haus der Barmherzigkeit. Dazu zählen vor allem Kongressbeiträge und Keynote
Lectures von weltweit anerkannten Wissenschaftlern wie Soziologin Myrra Vernooij-Dassen, Genetiker Josef Penninger,
Sozialmedizinerin Denise Kandel, Hans-Jürgen Heppner, dem Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für
Geriatrie und Eric Kandel, der im Jahr 2000 den Medizin-Nobelpreis für seine neurowissenschaftlichen Entdeckungen
im Zusammenhang mit Lernen und Erinnern erhielt. Der gebürtige Wiener musste mit seinen Eltern 1939 aus seiner
Heimatstadt nach New York fliehen, blieb aber seinen Wurzeln der Wissenschaft, Kunst und Kultur des Wiener Fin
de Siècle eng verbunden. „Kaum eine andere Persönlichkeit kann wohl Biologie, Psychologie, Sozialwissenschaften
und Kunst im Sinne unseres Kongress-Mottos ‚Die Erfindung des Alters‘ besser darstellen als Eric Kandel“, so Gisinger.
Prestigeträchtiger Auftakt
Nach der offiziellen Kongresseröffnung durch Stadtrat Peter Hacker erläuterte Kandel im bis zum letzten
Platz gefüllten „Kleinen Festsaal“ der Universität Wien seine Erkenntnisse zu Gedächtnis und Gedächtnisverlust.
Sein wissenschaftlich belegtes Fazit: Der altersbedingte und der durch Alzheimer ausgelöste Gedächtnisverlust
unterscheiden sich klar voneinander: So starten beide in unterschiedlichen Gehirnregionen, weisen unterschiedliche
Anfänge auf und unterschiedliche Moleküle sind involviert. Am Ende seines pointierten Vortrages gab der
gebürtige Wiener auch seine persönliche Formel gegen das Vergessen preis: Gewicht halten, Blutdruck senken
und immer in Bewegung bleiben – körperlich wie geistig. Und vor allem: „Gehen Sie auf keinen Fall in den Ruhestand!“
Noch bis 27. April befassen sich zahlreiche weitere Vorträge, Keynote lectures und Workshops mit den
Disziplinen Altersforschung und Altersmedizin. „Beide Bereiche können nur im interprofessionellen und interdisziplinären
Kontext wachsen – im ständigen Dialog von Wissenschaft und Praxis“, so der Kongresspräsident abschließend.
Die „Haus der Barmherzigkeit“-Gruppe
Das gemeinnützige Haus der Barmherzigkeit bietet schwer pflegebedürftigen Menschen Langzeitbetreuung
mit Lebensqualität. In sieben Pflegekrankenhäusern und -heimen in Wien und Niederösterreich betreuen
wir laufend rund 1200 geriatrische BewohnerInnen. In unseren 15 Wohngemeinschaften, vier Basalen Tageszentren und
im ZAB (Zentrum für Arbeit und Begegnung) begleiten wir rund 400 jüngere KlientInnen mit mehrfachen Behinderungen.
Neben bestmöglicher Pflege und medizinischer Versorgung legen wir besonderen Wert auf einen selbstbestimmten
und abwechslungsreichen Alltag.
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