Im Zuge der Renovierungsarbeiten wurden zwei Gruften der Bischofskirche geöffnet.
Graz (diözese) - Am 23. April kurz nach Beginn der Innenrenovierungsarbeiten wurden im bereits
geschlossenen Grazer Dom zwei Gruften in Seitenkapellen geöffnet. Ziel war es vor allem auch, den baulichen
Zustand der Räume zu begutachten.
Unter Anwesenheit des Dompfarrers Bischofsvikar Heinrich Schnuderl, der Anthropologin Silvia Renhart vom Archäologiemuseum
des Joanneums, Christian Brugger vom Bundesdenkmalamt, Bauleiter Peter Grabner von der Diözese Graz-Seckau
und dem Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Christian Brunnthaler wurden in den beiden Gruften unter der Franz-Xaver-Kapelle
und der Rochus-Kapelle (auch Pest-Kapelle genannt) rund 20 Gräber aus dem 17. und 18. Jahrhundert entdeckt.
Dompfarrer Schnuderl: Im Zuge der im Vorjahr durchgeführten Erhebungen des Bauzustandes wurden an einem in
der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts errichteten frühbarocken Grabdenkmal für Sigmund Graf Trautmannsdorff
auffällig starke Feuchtigkeitsschäden festgestellt. Auf der Suche nach deren Ursache wurden nun die
Grüfte in den nördlichen Seitenkapellen geöffnet.
Nachdem es bisher nur wage Aufzeichnungen über die Belegung der Gruften gab, war man äußerst gespannt
auf die tatsächlichen Ergebnisse. Und die sind durchaus sehenswert: Gefunden wurden zahlreiche Inschriften,
Särge, eine Urne, sterbliche Überreste sowie Teile von Kleidungsstücken. In der jüngeren Gruft
unter der Franz-Xaver-Kapelle fanden adelige Altarstifter aus den Häusern Herberstein und Eggenberg und deren
Verwandte ihre letzte Ruhestätte. Die ältere Gruft unter der Rochus-Kapelle wurde primär für
verstorbene Mitglieder der Gesellschaft Jesu, die am Grazer Jesuitenkollege und der von den Jesuiten geleiteten
Universität tätig waren, verwendet. Anthropologin Renhart konnte feststellen, dass ältere Knochen
zugunsten späterer Bestattungen in eine Nische umgelagert wurden. Am Boden dieser Gruft fand man wahrscheinlich
von dieser Verlegung stammende Überreste von Schuhen und Kleidung.
Zufrieden mit dem baulichen Zustand der Gruften zeigte sich Peter Grabner: Beide sind in einem guten Zustand,
auch konnten wir kaum Feuchtigkeit feststellen. Anthropologin Renhart zeigte sich auch beeindruckt von den Funden,
die sie als durchaus bedeutsam bezeichnete.
Nach einer gründlichen fotografischen und filmischen Dokumentation der Funde wurden die Gruften wieder verschlossen.
Der Dom bleibt im Zuge der Renovierungsarbeiten noch bis November geschlossen. Die Gottesdienste finden einstweilen
in der Katharinenkirche (Mausoleum) gefeiert.
|