280 neue Pflegezonen im Biosphärenpark Wienerwald

 

erstellt am
24. 04. 19
13:00 MEZ

LHStv. Pernkopf: „Grüner Ring“ wird ein wichtiges Stück wachsen
St. Pölten (nlk) - Nach der Verschärfung des Grundverkehrsgesetzes im NÖ Landtag im März, die zur Verhinderung der Spekulation mit Weinbauflächen der produzierenden Landwirtschaft bereits ab 1.000 Quadratmetern ein Vorkaufsrecht einräumt, um so die landwirtschaftlichen Kulturflächen zu sichern und die Zersiedelung weiter zu beschränken, wird in den nächsten Wochen als zweiter Schritt zur Absicherung der Lebensqualität der Menschen in der Region die sogenannte Kern- und Pflegezonen-Verordnung novelliert und in der Landesregierung beschlossen werden, kündigte LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf am 24. April in St. Pölten an.

„Die seit 2008 bestehende Verordnung war Voraussetzung der Anerkennung des Biosphärenparks durch die UNESCO und ist heute die Grundlage für den erfolgreichen Spagat zwischen der positiven Entwicklung der Gemeinden und Wirtschaft, dem Schutz von Grün- und Ackerland sowie der Minimierung des Bodenverbrauchs“, betonte dabei Pernkopf.

Derzeit gibt es im niederösterreichischen Teil des Biosphärenparks Wienerwald 27 Kernzonen mit insgesamt 5.113 Hektar. „Diese Gebiete dienen dem langfristigen Schutz von Flora und Fauna, in ihnen hat die Natur absoluten Vorrang, Baulandwidmungen sind hier natürlich verboten“, so der LH-Stellvertreter. Dazu kommen bisher 460 Pflegezonen als Puffer zwischen den strengstens geschützten Kernzonen und dem Bauland bzw. intensiv genutzten Zonen. „Hier hat die Natur immer noch absoluten Vorrang, anders als in den Kernzonen sind in den Pflegezonen aber Landwirtschaft und andere schonende Grünland-Nutzungen möglich, sie dienen also der Natur, der Landwirtschaft, Sport und Erholung. Bauland darf nur in absoluten Ausnahmen neu gewidmet werden, etwa zur Schließung von Baulücken und nur innerhalb der strengen Siedlungsgrenzen“, führte Pernkopf aus.

„Bislang machten die 460 Pflegezonen rund 25.600 Hektar aus. Wir erhöhen diese Zahl jetzt um 280 neue Pflegezonen mit insgesamt 3.500 Hektar. Nach der Novelle wird der Biosphärenpark Wienerwald also 740 Pflegezonen mit rund 29.000 Hektar und 27 Kernzonen mit rund 5.100 Hektar aufweisen. Damit sind dann 31 Prozent der Flächen der 51 betroffenen Gemeinden streng geschützt“, unterstrich der LH-Stellvertreter und verwies in Bezug auf die Neukartierung des Biosphärenparks insbesondere auf den Schutz der Gewässer und Gerinne, auf die über 1.000 bäuerlichen Familienbetriebe und die zukünftige Entwicklung der Gemeinden, mit denen die Novelle in einem positiven Miteinander und auf Augenhöhe umfassend diskutiert worden sei. „Wir wollen keinen Glassturz über die gesamte Region stülpen, sondern eine positive Entwicklung für die Gemeinden steuern und damit das Gesicht unserer Heimat bewahren. Unter dem Strich bleibt eine Zunahme um fast 15 Prozent bzw. 3.500 Hektar neue Schutzzonen auf insgesamt 767 Kern- und Pflegezonen im Ausmaß von 34.100 Hektar. Gemeinsam mit der Verschärfung des Grundverkehrsgesetzes wird die Novellierung der Kern- und Pflegezonenverordnung unseren ‚Grünen Ring‘ so ein wichtiges Stück wachsen lassen. Wir sichern damit die Wälder und Wiesen des Biosphärenparks, schützen die landwirtschaftlichen Flächen und Weingärten, drängen den Bodenverbrauch zurück und steuern eine positive Entwicklung der Gemeinden und der gesamten Region“, so Pernkopf abschließend.

Thomas Knoll, Präsident der Gesellschaft für Landschaftsarchitektur, erinnerte an die lange Tradition zum Schutz des Wienerwaldes seit Josef Schöffels Rettungskampagne im Jahr 1872 bis zur Unterzeichnung der Wienerwald-Deklaration 1987 bzw. der Gründung des Biosphärenparks 2002. „Neben der Verhinderung weiterer Bebauung der attraktiven Lebensregion dient der ‚Grüne Ring‘ auch als unverzichtbarer Großgrünraum im Sinne der Klimaanpassungsstrategie“, so Knoll.

Der im Oktober des Vorjahres initiierte „Grüne Ring“ ist das größte Regionalplanungsprojekt Niederösterreichs und dient der Erhaltung der Acker- und Grünräume in der gesamten Ostregion sowie der Abstimmung der Siedlungsentwicklung. Kern des mehrjährigen Projekts sind sogenannte Regionale Leitplanungen: Die erste Leitplanung startete Anfang April im südöstlichen Weinviertel, wo 34 Gemeinden im Bezirk Gänserndorf gemeinsam mit dem Land Niederösterreich zukunftsfähige Entwicklungsstrategien für 90.000 Einwohner sowie neue Siedlungsgrenzen für die gesamte Region zwischen March und Donau erarbeiten. Noch vor dem Sommer startet die Leitplanung im Gerichtsbezirk Schwechat, wo 14 Gemeinden mit 58.000 Einwohnern ihre Region gemeinsam analysieren und entwickeln werden.

Mit den neuen Pflegezonen im Biosphärenpark Wienerwald steht nun der Westen des „Grünen Rings“ im Fokus. Der Biosphärenpark Wienerwald beheimatet über 2.000 Pflanzen- und rund 150 Brutvogelarten. Im niederösterreichischen Teil mit seinen 95.100 Hektar umfasst der Park aber auch 51 Gemeinden mit über 315.000 Einwohnern bzw. 121.000 Arbeitsplätzen sowie bedeutende Acker- und Weinbaufluren im Ausmaß von 21.400 Hektar und wichtige Verkehrsachsen

 

 

 

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