Ein neues Medikament zur Stärkung des Abwehrsystems
Boston/Telfs/Innsbruck (lk) - MDS, das Myelodysplastische Syndrom, gehört zu den häufigsten Bluterkrankungen
im höheren Lebensalter. Symptome dieser vielgesichtigen Krankheit können Erschöpfung, Schwäche,
Kurzatmigkeit, vermehrt blaue Flecken, Gewichtsverlust, übermäßiges nächtliches Schwitzen
mit einem gleichzeitig einhergehenden Motivationsverlust sein. Um die Symptome zu verbessern, sind Bluttransfusionen
mit Erythrozytenkonzentraten notwendig. Diese können aber mit der Zeit zu einer Eisenüberladung führen.
„Eisenüberladung ist ein häufiges Problem von Patientinnen und Patienten mit MDS oder akuter Leukämie.
Auch als Folge von Stoffwechselerkrankungen oder genetischer Faktoren kann dieses freie, ungebundene Eisen zu einer
Fehlsteuerung der Immunantwort gegen Krankheitserreger führen. Mein Projekt widmet sich einer pharmakologischen
Substanz, welche die ungünstigen Einflüsse der Eisenüberladung rund um den Eiweißstoff p38
neutralisiert. Zuviel Eisen führt zu einer Überaktivierung von p38, das dann zu viele Phosphatreste zum
Informationsaustausch an andere Eiweißmoleküle anhängt. So wie zu viele Post-its im Büroalltag
für mehr Chaos als für geregelte Abläufe sorgen“, beschreibt Dr. Manfred Nairz seine vom Land Tirol
geförderte Forschungsarbeit.
Nachteilige Wirkungen neutralisieren
„Fernziel ist die Entwicklung eines neuen Medikaments, das diese nachteiligen Wirkungen von lebensnotwendigen Bluttransfusionen
auf das körpereigene Abwehrsystem neutralisiert. Wenn diese Entwicklung am Landeskrankenhaus Innsbruck-Universitätsklinik
für Innere Medizin II unter Leitung von Prof. Günter Weiss gelingt, ist dies für viele Tiroler Patientinnen
und Patienten eine sehr wesentliche Erleichterung“, beschreibt Forschungslandesrat Bernhard Tilg das ambitionierte
Projekt von Dr. Manfred Nairz.
Wissenschaftsförderung des Landes Tirol
Das Land Tirol unterstützt weitere wissenschaftliche Projekte. In Zusammenarbeit mit dem FWF-Wissenschaftsfonds
des Bundes stehen jährlich bis zu acht Millionen Euro Förderung für die NachwuchswissenschaftlerInnen
in Tirol zur Verfügung. Dazu kommen 1,4 Millionen Euro für die grenzüberschreitende Forschung in
der Europaregion mit Südtirol und dem Trentino.
Aus Telfs nach Boston
Dr. Manfred Nairz stammt aus Telfs, maturierte am Meinhardinum in Stams, studierte in Innsbruck und forschte zwei
Jahre lang am Massachusetts General Hospital in Boston. Er ist Facharzt für Innere Medizin und hat derzeit
sein Stethoskop gegen ein Mikroskop getauscht, um sich im Zentralinstitut für medizinische und chemische Labordiagnostik
Innsbruck weiterzubilden.
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