Blümel beim Informellen Treffen der EU- und Kulturminister und bei Welterbezentrum-Direktorin
Mechthild Rössler in Paris
Paris/Wien (bka) - Bundesminister Gernot Blümel hat am 3. Mai am informellen Ministertreffen der
EU- sowie der Kulturminister teilgenommen, das auf Einladung von Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron
in Paris stattgefunden hat. Anlass für die Einladung ist ein trauriger: Der Großbrand in der Kathedrale
Notre-Dame, der eines der wichtigsten Wahrzeichen von Paris und gemeinsames europäisches Kulturerbe schwer
beschädigt hinterlassen hat. EU- und Kulturminister Gernot Blümel, der die Schäden an Notre-Dame
zuvor besichtigt hatte, zeigte sich tief bestürzt, denn "das Ausmaß der Zerstörung ist dramatisch".
Blümel betonte: "Auch wenn durch das beherzte Handeln der Einsatzkräfte noch Schlimmeres verhindert
werden konnte, stellt der Wiederaufbau von Notre-Dame ohne Zweifel eine große und komplexe Herausforderung
dar. Ein rascher Wiederaufbau ist dabei aber auch von zentraler Bedeutung für das kollektive Bewusstsein Frankreichs
und Europas. Wir haben mit dem Brand der Wiener Hofburg 1992 eine ähnliche schmerzliche Erfahrung gemacht.
Die bei der Wiederherstellung gewonnenen Erfahrungen und die in Österreich vorhandene spezielle Expertise
betreffend historische Bauten stellen wir Ihnen selbstverständlich gerne zur Verfügung."
Ziel des Ministertreffens war es, die europäische Zusammenarbeit beim Schutz von Kulturerbe und Kooperationsmöglichkeiten
beim Wiederaufbau von Notre-Dame zu diskutieren. Frankreich hat dazu einen "Europäischen Mechanismus
zum Schutz von gefährdetem Kulturerbe" vorgeschlagen. Gemeint ist damit beispielsweise ein europäischer
Expertenpool, der intensivierte Austausch von Good Practice sowie eine weitere Verstärkung der Zusammenarbeit
zwischen der EU und der UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur).
Es könnten auch mehr junge Menschen im Rahmen des Europäischen Solidaritätskorps beteiligt werden.
Das EU-Pilotprojekt "Time Machine", das im Rahmen des Horizon-Programms ins Leben gerufen wurde und neue
Formen der Digitalisierung entwickelt und dabei auch mit Technologien aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz
arbeitet, könnte zum Erhalt des gemeinsamen europäischen Kulturerbes ebenfalls hilfreich sein. "Time
Machine" hat unter anderem zum Ziel, eine kostengünstige Technologie zu entwickeln, damit 3D-Digitalisierungen
bald flächendeckend eingesetzt werden können. Dadurch könnten in Zukunft nicht mehr nur berühmte
Denkmäler und Stätten digital vermessen werden. Das kann sehr hilfreich sein, wie man am Beispiel Notre-Dame
sieht: Hier hilft eine 3D-Aufnahme entscheidend beim Wiederaufbau.
Österreich unterstützt die Initiative Frankreichs, wie Kulturminister Blümel betont: "Österreich
steht solidarisch an der Seite Frankreichs und wir werden unser Bestes tun, um zu helfen, wo immer wir können.
Wir unterstützen auch den Vorschlag, ein gemeinsames europäisches Experten-Netzwerk aufzubauen, um in
Notfällen schnell reagieren zu können. Außerdem halte ich es für richtig und wichtig, auch
junge Menschen in Schutz und Erhalt unseres kulturellen Erbes zu involvieren – denn klar ist: Wir alle sind die
Erben des Erbes."
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Kulturminister bei Welterbezentrum-Direktorin Mechthild Rössler in Paris
Blümel traf auch Mechthild Rössler, die Direktorin des Welterbezentrums der UNESCO (Organisation
der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur) in Paris zu einem Arbeitsgespräch. Im
Fokus des Gesprächs standen die Themen, mit denen Österreich bei der 43. Sitzung des Welterbekomitees
in Baku auf der Tagesordnung sein wird:
- Das "Historische Zentrum von Wien", kulturelles
Welterbe, das aktuell auf der "Roten Liste" der UNESCO für gefährdete Welterbestätten
steht
- Der "Donaulimes", ein Teil der ehemaligen Grenze
des römischen Reiches in Österreich, Deutschland, Ungarn und der Slowakei, der bei der nächsten
Welterbekomitee-Sitzung in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen werden soll
- Die "Großglockner Hochalpenstraße",
ein technisches Juwel und Vorzeigemodell für die Integration von Technik, Natur, Umwelt, Infrastruktur und
Tourismus, die bei der nächsten Welterbekomitee-Sitzung in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen werden
soll.
Die Direktorin des Welterbezentrums, Mechthild Rössler, zeigte sich von der Initiative der österreichischen
Bundesregierung und dem intensiven Einsatz von Bundesminister Gernot Blümel sehr angetan: "Gernot Blümel
hat die Relevanz des kulturellen Erbes erkannt und setzt sich intensiv für den Schutz und die Bewahrung ein.
Dank der Bemühungen der österreichischen Bundesregierung ist der Diskurs mit der UNESCO wieder in Gang
gekommen - das freut mich." Auch Kunst- und Kulturminister Gernot Blümel war vom konstruktiven Austausch
erfreut: "Wir wollen das Weltkulturerbe für Wien erhalten und werden als Bundesregierung alles dafür
tun. Wenn es notwendig ist, werden wir auch rechtliche Maßnahmen ergreifen, das habe ich auch Direktorin
Mechthild Rössler gegenüber im persönlichen Gespräch nochmals betont. Unser klares Ziel ist,
dass Wien Welterbe bleibt und bei der kommenden Welterbekomitee-Sitzung den Status nicht aberkannt bekommt. Direktorin
Rössler hat mir in unserem Gespräch versichert, dass der intensive Einsatz des Bundes gesehen und gehört
wird und auch in die Beschlüsse bei der nächsten Welterbekomitee-Sitzung einfließen."
Neben dem vielzitierten "Historischen Zentrum von Wien", das als Weltkulturerbe erhalten bleiben soll,
so Rössler und Blümel unisono, waren auch 2 weitere Gebiete Thema des Arbeitsgesprächs. So sollen
bei der 43. Sitzung in Baku Ende Juni/Anfang Juli 2 weitere österreichische Stätten in die Welterbeliste
aufgenommen werden – vorausgesetzt, der Prozess läuft weiterhin so erfolgreich wie bisher. Zur Abstimmung
über die Aufnahme steht einerseits der Donaulimes, ein Teil der "Frontiers of the Roman Empire".
Dabei handelt es sich um jenen Teil der ehemaligen Grenze des Römischen Reichs, der ehemals durch Österreich,
Deutschland, Ungarn und der Slowakei verlief. Diese transnationale Einreichung wurde unter der Federführung
Ungarns als gemeinsames Projekt eingereicht. Außerdem wird das Welterbekomitee über die Aufnahme der
"Großglockner Hochalpenstraße" entscheiden. Das technische Juwel, das 1930-1935 von Franz
Wallack als "Schule des Sehens" konzipiert und erbaut wurde, liegt im Nationalpark Hohe Tauern. Es ist
ein Vorzeigemodell für die Integration von Technik, Natur, Umwelt, Infrastruktur und Tourismus und wird im
Sommer hoffentlich als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet.
"Es war mir eine Freude, mit Direktorin Rössler auch über den Donaulimes und die Großglockner
Hochalpenstraße zu sprechen, anders als in Wien funktioniert hier die Zusammenarbeit mit der UNESCO ausgezeichnet.
Schlüssel dafür waren offene Gespräche mit allen Beteiligten und die ernsthafte aktive Miteinbeziehung
des internationalen Denkmalrats von Beginn an. Wenn alles gut geht, haben wir in Österreich im Sommer vielleicht
nicht mehr 10, sondern ganze 12 Welterbestätten", so Kulturminister Blümel.
Die nächste Sitzung des Welterbekomitees findet von 30. Juni bis 10. Juli in Baku, Aserbaidschan statt.
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Besuch von Notre-Dame in Paris
Im Zuge seiner Parisreise hatte der Bundesminister auch die Gelegenheit, das enorme Ausmaß der Schäden,
die der Brand in der Kathedrale angerichtet hat, mit eigenen Augen zu sehen. Domdekan Patrick Chauvet führte
Kulturminister Blümel auch in das Innere der Notre-Dame, wo die Spuren des Feuers umso deutlicher zu sehen
waren. Gernot Blümel zeigte sich erschüttert: "Notre-Dame in Paris zählt zu den markantesten
Baudenkmälern überhaupt und ist Sinnbild unserer gemeinsamen Geschichte. Das Ausmaß der Zerstörungen
ist dramatisch und macht mich sehr betroffen." Der Wiederaufbau der Kathedrale, bei dem möglichst viel
der originalen Substanz verwendet werden soll, wird viel Expertise und Sensibilität erfordern. Domdekan Patrick
Chauvet meinte dazu: "Grundsätzlich bin ich für einen Diskurs offen. Ich wünsche mir aber eine
Struktur, die dem mittelalterlichen Charakter der Kathedrale Rechnung trägt." Besonders gespannt sei
er auf die Wiedererrichtung des Holzturms, der leider den Flammen zum Opfer fiel. Bundesminister Gernot Blümel
betont: "Österreich steht solidarisch an der Seite Frankreichs und wir werden unser Bestes tun, um zu
helfen, wo immer wir können."
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