Wien (bmasgk) - Anlässlich der Festveranstaltung am 6. Mai im Sozialministerium würdigten Bundespräsident
Alexander Van der Bellen und Sozialministerin Beate Hartinger-Klein die Verdienste der Internationalen Arbeitsorganisation
(ILO), der ältesten Sonderorganisation der UNO, in ihrem 100-jährigen Einsatz für soziale Gerechtigkeit
durch menschenwürdige Arbeit in einer krisengeschüttelten Welt; die ILO war hochrangig durch den Regionaldirektor
für Europa und Zentralasien Heinz Koller vertreten.
Die ILO widmet ihr Jubiläumsjahr der "Zukunft der Arbeit" und hat dazu eine unabhängige hochrangige
Globale Kommission eingesetzt, die vom schwedischen Premierminister Stefan Lövfen und vom südafrikanischen
Präsidenten Cyril Ramaphosa geleitet wurde. Diese Kommission hat im Jänner 2019 ihre Visionen im Bericht
"Für eine bessere Zukunft arbeiten" präsentiert.
Auch die Spitzen der Sozialpartner, ÖGB-Präsident Katzian, IV-Präsident Kapsch, Arbeiterkammerpräsidentin
Anderl und Wirtschaftskammerpräsident Mahrer waren gekommen, um neben den historischen Aspekten auch die Rolle
der ILO als Gestalterin der Zukunft der Arbeit zu diskutieren.
"Die ILO wurde 1919 durch die Pariser Friedensverträge zur Beendigung des ersten Weltkriegs als Teilorganisation
des Völkerbunds gegründet, da der "Weltfriede auf Dauer nur auf sozialer Gerechtigkeit aufgebaut
werden kann". Von damals stammt auch die dreigliedrigen Struktur der ILO, bei der Vertreterinnen und Vertreter
der Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite neben den Regierungen gleichberechtigt mitbestimmen", so Bundesministerin
Beate Hartinger-Klein.
Österreich war von 1919 bis 1938 und ist seit 1947 einer der nunmehr 187 Mitgliedsstaaten. Nach beiden Weltkriegen
war die ILO bemüht, Österreich rasch in ihre Mitte wiederaufzunehmen und ins internationale Geschehen
zu integrieren.
Bis zum heutigen Tag wurden 189 Übereinkommen und 205 Empfehlungen zur Verbesserung der Rechte der Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer verabschiedet.
Zum Ende des Zweiten Weltkriegs stellte sich die ILO an die Spitze der Planungen für die soziale Gestaltung
der globalen Nachkriegsordnung. Der Völkerbund wurde von den Vereinten Nationen, der UNO, abgelöst und
die ILO wurde UNO-Sonderorganisation. Zu ihrem 50. Jahrestag erhielt die ILO 1969 den Friedensnobelpreis.
Die 1990er-Jahre, in denen auch die Schattenseiten der Globalisierung immer mehr zum Vorschein traten, haben den
Ruf nach der ILO als Gestalterin einer fairen Globalisierung verstärkt ins Blickfeld gebracht. Bei der globalen
Wirtschafts- und Finanzkrise war ihre Rolle zur sozialen Abfederung der Krisenmaßnahmen gefragt. Seit der
Jahrtausendwende verfestigte die ILO ihre Agenda für menschenwürdige Arbeit, die auch Eingang in die
nachhaltigen Entwicklungsziele der UNO-Agenda 2030 fand. Seit der Wirtschafts- und Finanzkrise ist die ILO auch
fest im G20-Prozess verankert.
ILO-Regionaldirektor Koller stellte den Bericht der Globalen Kommission über die Zukunft der Arbeit vor. Die
Kommission skizziert eine Vision für eine am Menschen orientierte Agenda, basierend auf Investitionen in die
Fähigkeiten von Menschen, in die Institutionen der Arbeit sowie in menschenwürdige und nachhaltige Arbeit.
Angesichts der Herausforderung der Globalisierung und des ökologischen Umbaus, des technologischen und demografischen
Wandels und angesichts von Unsicherheiten und Ungleichheiten in der Welt hat die Kommission zehn Empfehlungen für
die künftige Tätigkeit der ILO formuliert. Der Bogen spannt sich von einem universellen Anspruch auf
Lebenslanges Lernen über universellen Sozialschutz und einer Garantie für Arbeitende, die neben grundlegenden
Rechten bei der Arbeit auch Arbeitsschutz sowie einen adäquaten lebensnotwendigen Lohn umfasst, bis hin zu
einem internationalen System zur Regelung digitaler Arbeitsplattformen.
Bundesministerin Beate Hartinger-Klein befürwortete den Vorschlag, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz
als Grundlegendes Recht bei der Arbeit zu verankern, "denn hier geht es um das Recht auf Leben" - so
die Ministerin. "Ein besonderes Anliegen ist mir die rapide fortschreitende Digitalisierung" - so die
Ministerin weiter. Wichtig sei, wie man angesichts der Umwälzungen den erforderlichen arbeits- und sozialrechtlichen
Schutz bieten könne. Hinsichtlich der sich wandelnden Qualifikationsanforderungen müsse lebenslanges
Lernen eine Selbstverständlichkeit werden. Schließlich stimmte sie auch mit dem Fokus der Globalen Kommission
auf die Sicherstellung einer hochwertigen menschenwürdigen Pflege überein.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen hob den Beitrag der ILO für soziale Gerechtigkeit und den Weltfrieden
hervor. "In der globalisierten Welt braucht man internationale Lösungsansätze, und damit ist die
ILO mehr gefragt denn je" - so Van der Bellen. Er dankte der ILO für ihren Einsatz für die Rechte
der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und wünschte ihr für die nächsten 100 Jahre viel Erfolg.
"Aber eines wird sich nicht ändern, solange Menschen arbeiten: das Eintreten der ILO für soziale
Gerechtigkeit durch menschenwürdige Arbeit als soziales Gewissen der Welt", so Bundesministerin Beate
Hartinger-Klein abschließend.
Die Internationale Arbeitsorganisation
- Sonderorganisation der Vereinten Nationen (187 Mitgliedstaaten)
- 1919 im Zuge der Pariser Friedensverträge gegründet
(UN Gründung 1945)
- Leitidee: "Der Weltfriede kann auf Dauer nur auf sozialer
Gerechtigkeit aufgebaut werden"
- Ziel: "Förderung sozialer Gerechtigkeit durch
menschenwürdige Arbeit"
- Verantwortlich im UN System für Internationale Arbeits-
und Sozialstandards
- Einzige dreigliedrige UN-Organisation: Vertreter von Regierungen,
Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden entwickeln gemeinsam Arbeits- und Sozialstandards (Normsetzungsverfahren)
- Implementierung von Strukturen und Prozessen vor Ort zur
Durchsetzung von Arbeits- und Sozialstandards (z.B. Schaffung von Strukturen für sozialen Dialog, Verbesserung
von Arbeitsschutz, Bekämpfung von Kinder- und Zwangsarbeit)
- August 2017 Einrichtung einer unabhängigen Globalen
Kommission zur Zukunft der Arbeit
- Jänner 2019 Veröffentlichung des Berichts "Für
eine bessere Zukunft arbeiten"
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