Linz (lk) - Die Frauenhäuser in Oberösterreich sind übervoll. Die durchschnittliche Auslastung
lag im ersten Quartal 2019 bei 99,74 Prozent. „Das heißt, dass für bedrohte, Schutz suchende Frauen
in einer Akutsituation kein freier Platz zur Verfügung steht“, sagt Landesrätin Birgit Gerstorfer, zuständig
für den Gewaltschutz für Frauen im Land.
Die Landesrätin hat im heutigen Unterausschuss Frauengleichstellung die Dramatik der Situation für die
betroffenen Frauen eindringlich geschildert. Gleichzeitig hat sie vorgeschlagen, ein „Frauenhausprogramm“ zu erstellen,
damit der in der Frauenstrategie 2030 festgelegte Neubau von drei Frauenhäusern sowie weiterer Frauenübergangswohnungen
(je Bezirk mindestens eine) rasch umgesetzt werden kann.
Gerstorfer wird in den kommenden zwei Wochen mit ihrer Fachabteilung den Bedarfsplan konkretisieren. Spätestens
bei der nächsten Sitzung im September sollen Nägel mit Köpfen gemacht werden und soll mit der Planung
der benötigten Frauenhäuser und Übergangswohnungen begonnen werden.
„Frauen werden bedroht, geprügelt und vergewaltigt. Zwei von drei Übergriffen passieren im privaten Umfeld.
Ich bin froh, dass wir jetzt ganz konkret in die Bedarfsplanung gehen können, damit der Ausbau von Schutzeinrichtungen
für die Frauen zügig umgesetzt werden kann“, sagt Gerstorfer.
In Oberösterreich gibt es aktuell fünf Frauenhäuser, je eines in Linz, Wels, Steyr, Ried und Vöcklabruck.
Die fünf Frauenhäuser haben 41 Plätze. Im ersten Quartal fanden 108 Frauen und 118 Kinder Schutz
und Zuflucht, die Auslastung betrug 99,74 Prozent.
Auf Basis eines Kostenvergleichs aus bereits realisierten Projekten ist bei einem Neubau von Investitionskosten
von 1,5 Millionen Euro auszugehen. Die laufenden Ausgaben (Personalausgaben, Sachausgaben, etc.) sind mit rund
370.000 Euro pro Jahr zu kalkulieren.
Darüber hinaus soll es künftig in jedem Bezirk mindestens eine Frauenübergangswohnung geben, wobei
für eine Übergangswohnung mit Platz für zwei Frauen und deren Kinder Kosten von rund 9.000 Euro
pro Jahr veranschlagt werden. Je eine Übergangswohnung gibt es derzeit in den Bezirken Braunau, Freistadt,
Perg und Gmunden sowie zwei im Bezirk Kirchdorf.
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