Mehr als 20 Gemeinschaften leben in Salzburg ihre Religion
Salzburg (lk) - Welche Religion in Salzburg nach den Katholiken die meisten Anhänger hat, wie man seine
eigene Glaubensgemeinschaft gründen kann, wo Nebenerwerbspriester üblich sind, warum orthodoxe Syrer
ihre Religion ausschließlich in der Mozartstadt studieren können und wie katholische Pfarrer ganz offiziell
mit Frau und Nachwuchs tätig sein können, geht dieser aktuelle Salzburger Grenzfall aus der gleichnamigen
Serie nach.
Anfang 2018 waren in Salzburg 338.418 Menschen oder 61,2 Prozent römisch-katholisch und 2,9 Prozent evangelisch.
Seit 2001 dürfen die Statistiker nicht mehr das Religionsbekenntnis abfragen, deshalb gibt es für andere
Religionsgemeinschaften nur Schätzungen. Größte Gruppe sind hier die Muslime mit rund 5,6 Prozent,
rund zehn orthodoxe Glaubensrichtungen machen zusammengefasst einen Anteil von 3,7 Prozent aus, also immer noch
mehr als die Evangelischen. Die serbisch-orthodoxe Kirche mit drei Priestern zieht inzwischen zahlenmäßig
mit den Salzburger Evangelischen gleich.
Wir sind Kirche
In Österreich sind 16 Kirchen- und Religionsgemeinden von Aleviten bis Syrisch-Orthodoxe gesetzlich anerkannt.
Weiters gibt es bundesweit aktuell neun staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaften von Bahá‘í
bis zur Vereinigten Pfingstkirche, sieben davon sind in Salzburg aktiv. Dafür sind mindestens 300 Gläubige
Voraussetzung, nach 20 Jahren Bestand und einem Bevölkerungsanteil von mehr als 0,2 Prozent ist ein „Upgrade“
zur staatlichen Anerkennung möglich.
Hindus, Sikhs und Buddhisten
Rund 700 Hindus leben im Bundesland, vornehmlich in der Landeshauptstadt, wo in Lehen ein kleiner Tempel das religiöse
Zentrum bildet. Sikhs sind sowohl vom Islam als auch vom Hinduismus beeinflusst und praktizieren ihren Glauben
hierzulande unter anderem in einem Tempel in Schallmoos. Eine Buddhistische Gemeinschaft gibt es seit 1977 im Land,
es haben sich seither einige Mediationszentren gebildet.
Weltanschauungen, nicht Sekten
Und wie sieht es aus mit den Zeugen Jehovas, Mormonen, Scientologyanhängern und Anthroposophen, die auch hier
aktiv sind? „Sekten ist bei vielen religiösen Gruppierungen aufgrund ihrer staatlichen Anerkennung teilweise
nicht mehr zutreffend, wir bezeichnen sie als Weltanschauungsgruppen“, sagt Matthias Hohla, Referent für Ökumene
und Weltreligionen in der Erzdiözese.
Juden mit Männermangel
Nur etwa 70 Menschen in Salzburg bekennen sich zum jüdischen Glauben. Nicht immer finden sich die erforderlichen
zehn Männer in der seit 1900 bestehenden jüdischen Synagoge in der Lasserstraße ein, um die Thorarolle
aus dem Schrein zu nehmen. Ersatzweise wird aus anderen Büchern vorgetragen, berichtet Hannah Feingold von
der israelitischen Kultusgemeinde.
Arbeiterpriester in Alterspension
Der rumänisch-orthodoxe Erzpriester Dumitru Viezuianu war früher in einer Druckerei angestellt, jetzt
kann er sich neben dem Religionsunterricht am Gymnasium voll „seiner Herde“ widmen. Die umfasst bis zu 3.000 Gläubige
und reicht bis nach Vöcklabruck und Kufstein. Von anderen orthodoxen Kirchen unterscheidet sie nur die Sprache,
die Gottesdienste und Predigt werden teilweise rumänisch und Deutsch gefeiert. Wie in allen orthodoxen Kirchen
gibt erfolgt die Finanzierung mit Spenden, einen gesetzlich verpflichtenden Kirchenbeitag heben nur die römisch-katholische,
die evangelische und die altkatholische Kirche ein. Viezuianu verzichtete auf eine Entlohnung von der Pfarre, damit
die Gemeinschaft in einer Holzkirche in Salzburg-Schallmoos feiern kann.
Priester, katholisch, verheiratet
Minderheit sind die Katholiken, was die Ehelosigkeit ihrer Priester angeht. Doch nicht alle müssen auf ein
Familienleben verzichten – ganz offiziell. Vitaly Mykytyn und John Reeves von der ukrainisch-griechisch-katholischen
Kirche sind Priester und verheiratete Familienväter. Pfarrer Mykytyn darf beispielsweise auch Krankensalbungen
vornehmen und Messen im Unfallkrankenhaus Salzburg nach römisch-katholischem Ritus feiern. Die Ehe muss in
dieser Glaubensgemeinschaft vor der Priesterweihe geschlossen worden sein. Und evangelische oder anglikanische
verheiratete Pastoren, die zum Katholizismus konvertieren, können vom Pflichtzölibat entbunden und dann
ebenfalls katholischer Priester werden. Überhaupt stehen die Katholiken den Orthodoxen manchmal theologisch
näher als den Evangelischen. Beide Konfessionen kennen dieselben sieben Sakramente, bei den Evangelischen
gelten nur Taufe und Abendmahl.
Exotisches und exklusives Theologiestudium
Die Universität Salzburg bietet für die syrisch-orthodoxe Kirche ein Unikum: Weltweit einmalig kann man
hier in einem Lehrgang ihre Theologie studieren. Das Angebot wird von Studierenden aus dem Nahen Osten, Indien
und weltweit verstreuten Gläubigen genutzt, aber auch von Studenten aus dem Westen, die sich in Salzburg akademisch
vertiefen wollen.
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