MA 48 testet alle neun am Markt verfügbaren Systeme im Alltag der Müllabfuhr
Wien (rk) - Die MA 48 – verantwortlich für den Fuhrpark der Stadt Wien - testet aktuell neun unterschiedliche
Abbiege-Assistenz-Systeme an insgesamt zehn LKW im Echt-Betrieb, davon neun an Müllfahrzeugen. Derzeit verfügen
alle Müllsammelfahrzeuge der MA 48 über eine Rückfahrkamera und ein 7-Spiegelsystem. Dieses Standardsystem
der MA 48 übertrifft bereits heute die gesetzlichen Vorgaben.
Seit Wochen testet die MA 48 nun Abbiegeassistenten, die derzeitigen Test-Ergebnisse sind jedoch noch nicht fehlerfrei,
die MA 48 wird die Testreihe daher intensiv fortsetzen: „Ziel ist der rasche Einbau eines perfekt funktionierenden
Systems zur Verbesserung der Verkehrssicherheit in unserer Stadt. Die bisher erprobten Systeme sind allerdings
noch fehleranfällig“, so Umweltstadträtin Ulli Sima, in deren Ressort mit der MA 48 der Fuhrpark der
Stadt Wien gehört. Getestet werden aktuell die neuen Systeme im Echtbetrieb auf Müllsammelstrecken im
stark verbauten Stadtgebiet mit hohem Fußgänger- und Fahrradverkehr. Im Fokus steht dabei die Verlässlichkeit
der Systeme – also, ob Gefahren auch tatsächlich erkannt werden, bzw. es zu Fehlauslösungen kommt.
MA 48 in intensivem Austausch mit Herstellern
Die MA 48 steht in engen Austausch mit den Herstellern und meldet das Feedback der Fahrer umgehend an diese
weiter, die Systeme werden so gemeinsam optimiert. Darüber hinaus besteht ein reger Erfahrungsaustausch mit
deutschen Kommunen (z.B. Berlin, Hamburg, Köln, München) die ebenfalls an einer raschen und sicheren
Lösung interessiert sind. „Wir sind dabei, gemeinsam mit den Herstellern rasch ein zuverlässiges System
zu entwickeln, das dann auch - nach Bewährung in der Praxis - zum Vorbild für ganz Österreich werden
könnte“, so Sima. Vom Verkehrsministerium braucht es noch eine technische Spezifikation, die MA 48 ist natürlich
bereit, dazu alle Testergebnisse zur Verfügung zu stellen.
FPÖ stimmte im EU-Parlament nicht für LKW-Abbiegeassistenten
Bemerkenswert ist für Sima in der Causa Abbiegeassistenten indes das Verhalten der FPÖ: Vor wenigen
Wochen begrüßte der zuständige FPÖ-Verkehrsminister Norbert Hofer eine Weichenstellung der
EU zum Abbiegeassistenten. Die FPÖ-EU-Abgeordneten aber stimmten kurz danach dem Sicherheitspaket „Sicherer
Straßenverkehr: Lebensrettende Technik für Fahrzeuge“ Ende April im EU-Parlament nicht zu. Sie enthielten
sich bei der so wichtigen Abstimmung zum Lkw-Abbiegeassistent. „Die FPÖ spricht hier offensichtlich nicht
mit einer Stimme“, kritisiert Sima.
ÖAMTC-Systeme ebenfalls im MA 48 Test
Auch der ÖAMTC testet Abbiege-Assistenz-Systeme, alle vier vom ÖAMTC getesteten Systeme sind auch
in den Fahrzeugen der MA 48 verbaut, der Erfahrungsaustausch läuft. MA 48 als auch der ÖAMTC stellen
bei Systemen mit Ultraschallsensoren hohe Anzahl an Fehlauslösungen fest. Diese Systeme können nicht
zwischen ungeschützten Verkehrsteilnehmern, z.B. Fußgänger oder Radfahrerinnen und Objekten unterscheiden.
So werden bei Fehlauslösungen Verkehrszeichen oder Hydranten falsch erkannt oder die Systeme lösen nicht
aus, obwohl Fußgänger bzw. Radfahrer den Weg des LKWs kreuzten. Auch der deutsche ADAC spricht noch
von Problemen. In seinen Tests konnte keines der Abbiege-Assistenz-Systeme den Radfahrer erkennen, wenn sich zwischen
der Radfahrspur und der Lkw-Fahrspur Hindernisse - wie beispielsweise parkende Fahrzeuge oder Bepflanzungen - befinden.
Abbiege-Assistenz-Systeme im aktuellen Test bei der MA 48
Im Echtbetrieb der MA 48 läuft im Moment der Testbetrieb mit zehn LKW der Stadt Wien. Es werden neun unterschiedliche
Systeme von in der Praxis erprobt. Alle Systeme verfügen über einen zusätzlichen Monitor im Führerhaus.
Getestet wird die Verlässlichkeit, d.h. ob Gefahren tatsächlich erkannt werden, etwaige Fehlauslösungen
sowie die mögliche Desensibilisierung/Irritation von LenkerInnen durch die Vielzahl an Spiegeln, Kameras und
Warnsystemen.
Sensoren mit Bilderkennungssoftware
Dieses System verfügt neben der eingebauten Kamera rechts vom Fahrerhaus zusätzlich über eine
Bilderkennungssoftware. Stellt das System eine Bewegung im definierten Gefahrenbereich fest, erhält der Fahrer
ein optisches bzw. ein akustisches Warnsignal.
Sensoren mit Lichtlaufzeitmessung
Die Sensoren sind links und rechts vor der Hinterachse montiert. Sie reagieren bei Auftauchen eines Objekts. Es
funktioniert bei Betätigung der Blinker wie ein Echolot, wobei die Entfernung zu einem Objekt mittels ausgesendeten
und zurückgesendeten Lichts gemessen wird. Es verfügt über ein optisches Warnsignal.
Sensoren mit Ultraschall
Der Gefahrenbereich wird durch Ultraschallsensoren überwacht. Bei Erkennen eines Objekts wird der Fahrer optisch
bzw. akustisch gewarnt. Es kann sowohl durchgehend während der Fahrt aktiviert werden, als auch durch Betätigung
des rechten Blinkers.
Müllsammelfahrzeugen mit enorm hohem Sicherheitsstandard
Derzeit verfügen alle Müllsammelfahrzeuge der MA 48 über eine Rückfahrkamera und ein 7-Spiegelsystem:
Ein EU-Front-Spiegel, zwei Bordsteinspiegel, zwei Rück- und zwei Weitwinkelspiegel – jeweils links und rechts.
Dieses Standardsystem der MA 48 übertrifft bereits heute die gesetzlichen Vorgaben. Mit diesem System lassen
sich tote Winkel bereits heute weitgehend ausschließen. Zusätzlich werden die LenkerInnen an einem eigenen
Fahrsimulator geschult. Alle Müllsammelfahrzeuge verfügen zudem über eine Trittbrettsteuerung. Steht
jemand am Trittbrett, begrenzt die Steuerung bei einer Fahrt nach vorne die Geschwindigkeit auf maximal 30 km/h
und verhindert das Zurückschieben.
Der ÖAMTC geht in einer Aussendung davon aus, dass eine Typisierung von LKWs mit neuen Abbiegeassistenten
erst ab Oktober 2019 möglich sein wird. „Wir hoffen, es gibt hier bald Klarheit bezüglich der technischen
Anforderungen, sodass wir noch heuer mit der Umsetzung starten können“, so Sima abschließend.
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