Handelsobmann Trefelik: „Unsere Händler haben kein Verständnis dafür, dass die
Politik bei den Steuertricks der Online-Multis noch länger zusieht". Immer mehr Jobs und Betriebe in
Gefahr.
Wien (wk-wien) - Der Online-Handel ist international im Vormarsch, die Umsätze wachsen acht Mal schneller
als in der Fläche. Für den Wiener Handel werden die Auswirkungen zusehends gravierender, wie Handelsobmann
Rainer Trefelik berichtet: „Die heimischen Händler kommen immer stärker unter Druck. Sie nutzen die Chancen
der Digitalisierung, so gut sie können, aber im Kostenwettbewerb mit ausländischen Online-Händlern
haben sie die schlechteren Karten.“ Ein wesentlicher Grund dafür ist die ungerechte Verteilung der Steuerlast:
Während heimische Händler die volle Steuerlast tragen, räumen ausländische Online-Händler
den österreichischen Markt ab, zahlen aber hierzulande wenig bis gar keine Steuern. „Wir stellen uns dem Wettbewerb,
fordern aber faire Rahmenbedingungen, und die kann es nur geben, wenn auch ausländische Online-Händler
ihre in Österreich erwirtschafteten Gewinne voll versteuern“, sagt Trefelik.
Kritik an Digitalsteuer
Die von der Politik angekündigte Digitalsteuer auf Online-Werbung sei dafür aber kein geeigneter
Weg. Ganz im Gegenteil, so Trefelik: „Sie macht Werbung für unsere Betriebe teurer, besteuert aber weiterhin
nicht den Gewinn der ausländischen Online-Multis.“ Die fehlende Steuergerechtigkeit führe dazu, dass
laufend heimische Händler aufgeben und schließen müssen, wie aktuelle Statistiken belegen. „Heimische
Jobs, Wertschöpfung und Steuerbeiträge werden damit vernichtet“, sagt Trefelik. „Wenn wir wirklich zu
mehr Steuergerechtigkeit kommen wollen, kann das nur heißen: Österreich muss international zum Treiber
werden und die Länder engagierter unterstützen, die ebenfalls mutig vorangehen wollen”, fordert Trefelik.
Große Online-Konzerne genießen Steueroasen
Laut EU-Kommission drücken sich internationale Online-Multis nicht nur in Österreich vor Abgaben: Ihren
Gewinn versteuern sie am Ende des Tages mit durchschnittlich 9,5 Prozent, während vergleichbare Unternehmen
mit traditionellen Geschäftsmodellen im Schnitt 23,5 Prozent zahlen. Dieser Problematik sind sich auch der
Internationale Währungsfonds (IWF) und die OECD bewusst. Initiativen einiger Länder, daran gemeinsam
etwas zu ändern, wurden bisher allerdings von jenen Staaten blockiert, die den Konzernen steuerliche Zuflucht
bieten – darunter auch Mitgliedstaaten der EU.
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