Conchita und mehr als 10.000 Menschen sangen gemeinsam „Ode an die Freude“ – Mehr als 10.000
BesucherInnen setzten beim Fest der Freude zum Ende des NS-Terrors ein Zeichen für Europa und Menschenrechte
Wien (skills) - Laut Veranstalter und Polizei folgten am 8. Mai mehr als 10.000 TeilnehmerInnen der Einladung
des Mauthausen Komitees Österreich (MKÖ) zum Fest der Freude mit einem Gratiskonzert der Wiener Symphoniker
auf den Wiener Heldenplatz. Gemeinsam mit KZ-Überlebenden und ZeitzeugInnen, den BotschafterInnen der Befreiernationen,
den KünstlerInnen sowie anwesenden SpitzenpolitikerInnen feierten sie den Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus.
Zum Abschluss sangen die BesucherInnen gemeinsam mit Conchita und dem Chor „Longfield Gospel“ Ludwig van Beethovens
„Ode an die Freude“. ORF III übertrug die Veranstaltung des MKÖ live.
Unter dem diesjährigen Schwerpunktthema „Europa und Menschenrechte“ veranstaltete das Mauthausen Komitee Österreich
zum wiederholten Male das Fest der Freude mit einem kostenlosen Konzert der Wiener Symphoniker unter der Leitung
der finnischen Dirigentin Eva Ollikainen am Wiener Heldenplatz. Mehr als 10.000 Besucherinnen und Besucher gedachten
gemeinsam des Tags der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht, der sich am 8. Mai 2019 bereits zum
74. Mal jährte. Neben den Worten des KZ-Überlebenden Shaul Spielmann und von Bundespräsident Alexander
Van der Bellen gab es Videobotschaften der Europäischen Kommission und von Botschaftern der Befreiernationen
sowie einen Videobeitrag zum 8. Mai und dem Fest der Freude am Wiener Heldenplatz. Als Zeichen für ein friedliches,
geeintes und tolerantes Europa sang Conchita gemeinsam mit dem Publikum und dem „Longfield Gospel“ Chor zum Abschluss
des Open-Air-Konzerts die „Ode an die Freude“ aus Beethovens Neunter Symphonie.
Der Vorsitzende des Mauthausen Komitees Österreich Willi Mernyi betonte in seiner Ansprache die Bedeutung
des Fests der Freude als ein Zeichen gegen das europaweite Wiedererstarken intoleranter Strömungen: „Der 8.
Mai markiert das Ende des NS-Terrorregimes. Wir feiern diesen Tag, denn er ist ein Tag der Freiheit, des Friedens
und der Menschlichkeit. Gleichzeitig gedenken wir der Millionen Opfer der grausamen Ideologie des Nationalsozialismus.
Dieses Gedenken erinnert und verpflichtet uns alle zu einem ‚Niemals wieder‘!“
Zeitzeuge Shaul Spielmann überlebte sechs Konzentrationslager
Eröffnet wurde das Fest der Freude mit einer Ansprache von Willi Mernyi. Es folgte eine Reihe an Videobotschaften
vom ersten Vizepräsidenten der EU-Kommission Frans Timmermans, den Botschaftern der Befreiernationen, vom
Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Oskar Deutsch, von der Geschäftsführerin des Mauthausen
Komitees Österreich Christa Bauer, vom Präsidenten des Dokumentationsarchivs des österreichischen
Widerstandes (DÖW) Rudolf Edlinger und vom Obmann des Vereins GEDENKDIENST Patrick Gyasi.
Anlässlich der historischen Bedeutung des Tags der Freude hielt Bundespräsident Dr. Alexander Van der
Bellen eine Rede. Den Höhepunkt bildeten die mahnenden Worte des KZ-Überlebenden Shaul Spielmann, der
sechs Konzentrationslager überlebte, u. a. das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und
Konzentrationslager im KZ-System Mauthausen.
Shaul Spielmann ist gebürtiger Wiener. Er und seine Familie wurden 1942 in Wien von der Gestapo verhaftet
und zwei Tage später nach Theresienstadt deportiert, wenige Monate später nach Auschwitz-Birkenau, wo
beide Eltern ermordet wurden. Er überlebte schreckliche Todesmärsche bei frostigen Temperaturen und kehrte
im Februar 1945 als Häftling nach Österreich zurück, wo er 1945 aus dem für ihn schlimmsten
Lager Gunskirchen befreit wurde.
Er hält seine Gespräche als Zeitzeuge für seine Lebensmission und spricht immer wieder an Schulen.
Während seinen jüngsten Besuchen in Nazi-Konzentrationslagern in Europa sprach Shaul Spielmann als Überlebender
und Zeitzeuge mit jungen Menschen und teilte mit ihnen manche seiner Erlebnisse während des Nazi-Terrors.
Er glaubt fest daran, dass man Glaube und Hoffnung an andere übermitteln kann – jenseits von jeglichem Leiden.
"Wir wollen keinen erneuten Holocaust. Ich wünsche mir, dass die ganze Welt 'Shalom', das heißt
Friede, zwischen allen Nationen sagt. Es wurde in der Geschichte der Menschheit bereits mehr als genug Blut vergossen.
'Nie wieder!'", so Shaul Spielmann.
Breites musikalisches Programm mit Wiener Symphonikern und Conchita
Das Gratiskonzert der Wiener Symphoniker spannte anlässlich des diesjährigen Schwerpunktthemas „Europa
und Menschenrechte“ einen breiten musikalischen Bogen von den Wirren der Vorkriegszeit über die Gräuel
des Krieges bis hin zur Beschwörung der Ideale von Frieden und Toleranz. Das kostenlose Open-Air-Konzert fand
mit der finnischen Dirigentin Eva Ollikainen erstmals unter weiblicher Leitung statt. Eröffnet wurde das Konzert
mit dem Stück „Fanfare aus dem 4. Satz der Symphonie Nr. 3“ von Aaron Copland, weiters standen auf dem Musikprogramm
Maurice Ravels „La Valse“ die „Symphonie Nr. 10 e-moll op. 93, 2. Satz“ von Dmitri Schostakowitsch und Gustav Mahlers
„Symphonie Nr. 5 cis-moll, 5. Satz“. Der finnische Stargeiger Pekka Kuusisto interpretierte als Solist gemeinsam
mit dem Ensemble Arvo Pärts „Fratres“ und ein Stück aus der Oper „Die tote Stadt“ von Erich Wolfgang
Korngold.
Wie in den letzten Jahren schloss auch das diesjährige Fest der Freude mit Ludwig van Beethovens „Ode an die
Freude“ aus der 9. Symphonie. Als Zeichen für ein friedliches, geeintes und tolerantes Europa sang Conchita
mit musikalischer Begleitung des Longfield Gospel Choirs mit Chorleiter Dr. Georg Weilguny und gemeinsam mit den
tausenden Besucherinnen und Besuchern am Wiener Heldenplatz die „Europahymne“. Longfield Gospel ist mit 480 Sängerinnen
und Sängern die größte Gospel-Musik-Plattform in Österreich. Der Mauthausen-Schwur wurde während
des Fests der Freude auf das Bundeskanzleramt projiziert.
Fest der Freude auf ORF III und in der ORF-TVthek
ORF III widmete dem Tag der Befreiung einen umfangreichen Schwerpunkt, u. a. mit drei ORF-III-Neuproduktionen
der Dokumentationsreihe „zeit.geschichte“, die an die Verbrechen des Naziregimes erinnern, aber auch an jene Heldinnen
und Helden, die sich diesem widersetzten. Höhepunkt des TV-Programms war auch heuer das Fest der Freude, das
am 8. Mai wieder live vom Wiener Heldenplatz übertragen wurde.
Die Fest der Freude-Sondersendung, Festakt und Konzert sind via ORF nach der TV-Ausstrahlung als Video-on-Demand
unter http://tvthek.orf.at/ verfügbar.
Statements:
Bundespräsident Dr. Alexander Van der Bellen:
„Das Fest der Freude erinnert an die Befreiung von der Terrorherrschaft des Nationalsozialismus vor 74 Jahren.
Für die meisten von uns ist das friedliche Zusammenleben in einem geeinten Europa der Menschenrechte eine
Selbstverständlichkeit, ein Glück und eine Freude. Auch heute gibt es wieder Versuche, einen Keil in
unsere Gesellschaften zu treiben, Menschen auszugrenzen. Daher ist es unser aller Auftrag, uns für Menschenrechte,
Frieden und Toleranz einzusetzen. Die tausenden Menschen am Wiener Heldenplatz setzen ein eindrucksvolles Zeichen
für Menschenwürde, Frieden und ein geeintes Europa der Menschenrechte.“
Conchita
„Die Welt konnte aufatmen, als am 8. Mai 1945 das Ende des Zweiten Weltkrieges besiegelt wurde. Auch heute
– 74 Jahre danach – dürfen wir nicht vergessen, uns die Werte der Demokratie besonders vor Augen zu halten
und alles dafür zu tun, sie zu erhalten, damit die Schrecken eines solchen Krieges niemals wieder geschehen.“
Dirigent und Chorleiter Dr. Georg Weilguny
„Longfield Gospel ist mit 480 Sängerinnen und Sängern die größte Gospel-Musik-Plattform
in Österreich. In den Chören vereinen sich Menschen unterschiedlichster Herkunft, um gemeinsam mit Freude
zu singen. Ohne kulturelle Akzeptanz würde es Gospel-Musik gar nicht geben, ist sie doch in den USA aus sozialer
Not und der Hoffnung auf ein besseres Leben entstanden. Wir haben aber das Privileg, in einer freien demokratischen
Gesellschaft gemeinsam zu singen, unabhängig von Staatsangehörigkeit oder politischer Gesinnung. Das
Fest der Freude soll uns daran erinnern und wir freuen uns, dabei zu sein. Longfield Gospel steht für Weltoffenheit
und gelebte Gemeinschaft und unterstützt mit Freude das Fest der Freude. Ein Chor (und sein Repertoire) ‚lebt‘
von kultureller Vielfalt und Akzeptanz, mehr noch: Sie bereichern ihn.“
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