Eröffnung am 12. September mit Friedrich Schillers „Der Parasit“
St. Pölten (nlk) - „Der Schein regiert die Welt, und die Gerechtigkeit ist nur auf der Bühne“,
dieses Zitat aus Friedrich Schillers „Der Parasit“ stellte Marie Rötzer am 7. Mai an den Beginn der Präsentation
ihres mittlerweile vierten Spielplans für das Landestheater Niederösterreich in St. Pölten. Diese
Gerechtigkeit gelte es zu verteidigen, das Landestheater trete gegen falsche Mythen und die Spaltung der Gesellschaft
auf und für die Öffnung kultureller Grenzen sowie die Hoffnung auf ein gerechtes und freies Leben ein,
so Rötzer.
Die Auslastung der Spielzeit 2018/2019 liege aktuell bei 89 Prozent, der Abo-Anteil betrage 23 Prozent. Mit rund
42.000 Besuchern sei der Besucher-Rekord in der laufenden Saison erneut gebrochen worden, auch der Veranstaltungs-Rekord
sei mit 224 nochmals getoppt worden, hielt Olivia Khalil, Geschäftsführerin des Landestheaters, fest.
Eröffnet wird die Spielzeit 2019/2020 mit eben Friedrich Schiller einziger Komödie „Der Parasit in einer
Koproduktion mit dem Stadttheater Klagenfurt am 12. September (Inszenierung: Fabian Alder). Erstes Stück in
der Theaterwerkstatt ist am 21. September „Die dumme Augustine“ von Otfried Preußler in einer Inszenierung
für Kinder und Jugendliche von Jana Vetten. Ab 27. September folgt William Shakespeares „Hamlet“ in einer
Inszenierung des jungen britischen Regisseurs Rikki Henry. Als „Klassenzimmertheater“ wird nächste Saison
eine Dramatisierung von Hermann Hesses Roman „Demian“ in einer Inszenierung von Anna Marboe auf Tournee in die
Schulen gehen; Premiere in der Theaterwerkstatt ist am 30. Oktober.
Ebenfalls für Kinder und Jugendliche konzipiert ist das Familienstück „Der gestiefelte Kater“ nach den
Gebrüdern Grimm in einer Inszenierung von Simon Windisch (ab 31. Oktober). Ödön von Horváths
Volksstück „Italienische Nacht“ feiert in der Regie der Spanierin Alia Luque am 30. November Premiere. Mathias
Spaan inszeniert „Die Nibelungen“ in einer Koproduktion mit der Bühne im Hof als Heldinnengeschichte in einer
magischen Ritterwelt; Premiere der österreichischen Erstaufführung ist am 22. Jänner 2020. Ab 30.
Jänner 2020 erzählt Philipp Moschitz in der Uraufführung „Figaros Hochzeit (Aber nicht die Oper!)“
die Geschichte des revolutionären Friseurs nach Wolfgang Amadeus Mozart und Lorenzo Da Ponte mit Musik und
Slapstick.
Thomas Manns erfolgreichstes Buch „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ feiert in einer Inszenierung des
Nestroy-Preisträgers Felix Hafner am 14. März 2020 Premiere. Als Wiederentdeckung kommt ab 20. März
2020 die deutschsprachige Erstaufführung von Miroslav Krležas 1917 entstandenem Stück „Christoph Kolumbus“;
die Inszenierung dieser Koproduktion mit der Bühne Bozen liegt in den Händen des kroatischen Regisseurs
Rene Medvešek. Am 8. Mai 2020 gelangt das Gewinnerstück des diesjährigen Peter-Turrini-DramatikerInnenstipendiums
des Landes Niederösterreich zur Uraufführung.
Am 9. Juni 2020 wird – außerhalb des Theaters - ein „Erinnerungsbüro“ zur jüdischen Geschichte
St. Pöltens unter der Leitung von Ludwig Wüst seine Tore öffnen. Ebenfalls als mobile Produktion
wird an bis dato noch nicht fixierten Terminen als österreichische Erstaufführung „Steilwand“ von Simon
Stephens als Club-Event mit Tim Breyvogel gespielt. Das „Bürgertheater“ begibt sich diesmal mit Bernhard Studlar
unter dem Titel „Eine Stadt sucht ihr Theater“ auf Spurensuche zurück zu den Wurzeln des St. Pöltner
Theaterhauses vor 200 Jahren (Inszenierung: Nehle Dick; Premiere der Uraufführung am 16. Mai 2020). Beschlossen
wird die Spielzeit 2019/2020 mit „Die drei Musketiere“ nach Alexandre Dumas in einer Inszenierung von Robert Gerloff
als Theaterfeuerwerk inklusive aller Mantel- und Degenszenen (Premiere am 10. Juni 2020).
Zwei der Gastspiele der nächsten Saison bestreiten Nikolaus Habjan und seine Puppen: einmal mit Simon Meusburger
und „F. Zawrel – Erbbiologisch und sozial minderwertig“ (ab 9. Oktober), einmal mit der Musicbanda Franui und „Doch
bin ich nirgend, ach! zu Haus“ mit Texten von Robert Walser sowie Liedern von Franz Schubert, Robert Schumann und
Gustav Mahler (am 11. Jänner 2020). Auch Philipp Hochmair kommt wieder an das Landestheater zurück –
am 23. November mit „Schiller Balladen“ und der Elektrohand Gottes. Luk Perceval und das NT Gent bringen ab 14.
Februar 2020 mit der Österreich-Premiere von „Black“ den ersten Teil der Trilogie „The Sorrows of Belgium“
auf die Bühne.
Eine Österreich-Premiere ist auch „Kunst“ von Yasmina Reza in der Regie von Oliver Reese, der mit seinem Berliner
Ensemble am 3. und 4. April 2020 nach St. Pölten kommt. In „Caligula“ von Albert Camus, einer Produktion des
Salzburger Landestheaters, ist am 22. und 23. April 2020 u. a. Ben Becker zu sehen (Inszenierung: John von Düffel
/ Marike Moiteaux). Für junges Publikum bringt das Theater mit Horizont dann ab 15. Mai 2020 „Peter Pan“ von
Clemens Handler / Gernot Kogler auf die Bühne.
Im Bereich der Lesungen präsentiert Karl Markovics am 20. November ausgewählte Texte von Karl Kraus,
Caroline Peters liest am 16. Jänner 2020 Szenen von Elena Ferrante; auch die Lesereihe „Die beste aller Welten“
mit Bettina Kerl wird wiederaufgenommen. Der „Blätterwirbel 2019“ weht Porträts von David Schalko (15.
Oktober) und Michael Köhlmeier (24. Oktober) in das Landestheater. Aus der aktuellen Spielzeit wird 2019/2020
u. a. am 13. November „Am Königsweg“ von Elfriede Jelinek in der Inszenierung von Nikolaus Habjan wiederaufgenommen
– eine Rezension dieser österreichischen Erstaufführung hat es heuer sogar in der „New York Times“ gegeben,
wie Marie Rötzer nicht ohne Stolz feststellen konnte.
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