"Die drei mit dem Stift"

 

erstellt am
07. 05. 19
13:00 MEZ

Jüdisches Museum Wien präsentiert neue Ausstellung – Zeichnerisches Werk von Lily Renée, Bil Spira und Paul Peter Porges im Fokus
Wien (rk) - Das Jüdische Museum Wien, ein Museum der Wien Holding, präsentiert von 8. Mai bis 17. November 2019 im Museum Judenplatz in der neuen Ausstellung „Die drei mit dem Stift“ das zeichnerische Werk und die Lebensgeschichten von Lily Renée, Bil Spira und Paul Peter Porges. Drei KünstlerInnen, die als jüdische Kinder in Wien aufwuchsen, ihre Heimat nach dem „Anschluss“ verlassen mussten und anderswo erfolgreich wurden. Sie haben Comics und Cartoons gezeichnet, illustriert und karikiert, was ihnen naheging: persönliche Vorlieben und Fantasien, politische Entwicklungen oder Katastrophen. „Die drei mit dem Stift“ setzten als Überlebende ihre Stifte als Waffen ein und zeichneten mit unterschiedlichen Methoden gegen ihre Verfolger an.

Mit Feder, Bleistift und Pinsel durch das 20. Jahrhundert
In den Arbeiten der drei KünstlerInnen wird Zeitgeschichte virtuos verknappt und Persönliches zu Allgemeingültigem erweitert. Und auch das gehört zur Arbeit mit dem Zeichenstift in der Hand und wohl auch zum Witz als Waffe der Machtlosen: dass sich die Dinge einmal, trotz aller entgegengesetzten Anzeichen, zum Besseren wenden können. Mit Feder, Bleistift und Pinsel, vor allem mit Witz und Courage, zeigten Lily Renée, Bil Spira und Paul Peter Porges auf, was ist und was anders sein soll, was der Lächerlichkeit preiszugeben ist und was nicht vergessen werden darf.

Die magische Fantasie der Lily Renée
Lily Renée Willheim, geboren 1921 in Wien, schuf sich als Einzelkind eine opulent gezeichnete Fantasiewelt. Als Siebzehnjährige zur Flucht gezwungen, arbeitete sie in New York, wo sie bis heute lebt, zunächst als Comics-Zeichnerin. Dabei konnte sie einer eleganten jungen Dame Leben einhauchen, die als Geheimagentin aktiv war – und mit Vorliebe Faschisten das Handwerk legte. Wie Lily Renée selber sagt: „Es war eine Form der Vergeltung.“ Zu ihren späteren Arbeiten zählt ein Kinderbuch, „Red Is the Heart“, das das Jüdische Museum Wien aus Anlass der Ausstellung zweisprachig herausgibt.

Meister der treffenden Zwischenrufe Bil Spira
Wilhelm Spira wurde 1913 in eine sozialdemokratische Wiener Familie geboren. Er arbeitete für sozialistische Zeitungen, bis sie verboten wurden, und porträtierte KünstlerInnen mit dem gleichen Raffinement, mit dem er die immer gefährlicheren politischen Zustände karikierte. Nach seiner Flucht nach Frankreich kamen ihm diese Fähigkeiten mehrfach zugute: als Porträtist exilierter LeidensgenossInnen; dann als begnadeter Fälscher, der vielen Menschen zu rettenden Papieren verhalf; und schließlich, als er, nun selbst Opfer der faschistischen Aggression, seine Leidensstationen in mehreren Internierungs- und Konzentrationslagern akribisch auf Papier festhielt.

Der Cartoonist Paul Peter Porges
Auch Paul Peter Porges (PPP), 1927 geboren, hatte eine große zeichnerische Begabung. Bereits als Achtjähriger besuchte er Kurse bei Franz Cižek an der Kunstgewerbeschule. Mit einem Kindertransport nach Frankreich entkommen, nutzte er seine Fähigkeiten und hielt sein Leben und Treiben in der Kinderrepublik von La Guette fest. Auf abenteuerliche Weise schlug er sich durch Verfolgung und Kriegswirren und fasste letztlich Fuß in den Vereinigten Staaten, wo er als Cartoonist Karriere, unter anderem bei Saturday Evening Post, New Yorker oder Mad Magazine, machte. Mit Wien wieder ausgesöhnt, karikierte er das Leben in der Stadt vor, um und nach 1938 – ein Blick zurück im milden Spott.

„Die drei mit dem Stift. Lily Renée, Bil Spira und Paul Peter Porges“ ist von 8. Mai bis 17. November 2019 im Museum Judenplatz (Jüdisches Museum Wien), einem Museum der Wien Holding, zu sehen. Zu der von Sabine Bergler und Michael Freund kuratierten und von Stefan Fuhrer gestalteten Ausstellung erscheint ein zweisprachiger Katalog zum Preis von 18 Euro im Eigenverlag mit zahlreichen Abbildungen. Anlässlich der Ausstellung wird auch das Kinderbuch von Lily Renée „Rot ist das Herz“ herausgegeben und ist um 10 Euro erhältlich. Ausstellungskatalog und Kinderbuch gibt es als Kombiangebot um 25 Euro im Museumshop Gottfried & Söhne (Dorotheergasse 11).

Das Museum Judenplatz (Judenplatz 8, 1010 Wien) ist von Sonntag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr und freitags von 10 bis 14 Uhr (Winterzeit) bzw. 17 Uhr (Sommerzeit) geöffnet. Das Jüdische Museum Wien in der Dorotheergasse 11, 1010 Wien ist von Sonntag bis Freitag 10 bis 18 Uhr geöffnet.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.jmw.at

 

 

 

 

 

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