… und des Beitritts der Tschechischen Republik zur Europäischen Union vor 15 Jahren
Ceské Budejovice/Linz (lk) - Vor 30 Jahren fiel der Eiserne Vorhang an der österreichisch-tschechischen
Grenze, und vor 15 Jahren trat die Tschechische Republik der Europäischen Union bei. Oberösterreich und
Südböhmen erinnerten in einem Festakt im Linzer Landhaus am 17. Mai gemeinsam an diese historischen
Wendepunkte.
„Wir sind uns so nah“, sagte die Kreishauptfrau von Südböhmen Mgr. Ivana Stráská. „Weil
wir über Jahrhunderte in einem gemeinsamen Staat gelebt haben. Wir haben so viele gemeinsame Vorfahren. Südböhmen
und Oberösterreich verbindet nicht nur eine Nachbarschaft – es ist eine Blutsfreundschaft. Darum funktionieren
unsere gemeinsamen Projekte so gut.“
„Die Grenze war ein Ort, wo Lebensgeschichten passiert sind, wobei oft gar nicht immer bewusst gewesen ist, dass
es diese Trennlinie gibt“, erinnerte die Kreishauptfrau. „Aber die Grenze war auch ein Ort des Schmerzes. Für
die Jugend ist der Krieg heute ein virtuelles Spiel, das man abdrehen kann. Darum liegt es an uns, dass wir an
den wirklichen Schmerz des Krieges und der Gewalt erinnern. Tun wir viel für unsere gemeinsamen Wurzeln und
dass sie zu großen Bäumen wachsen können.“
„Es war das Verdienst unserer tschechischen Nachbarn, diese Wende unserer Geschichte mutig und friedlich möglich
gemacht zu haben“, erinnerte LH Stelzer, „während andere kommunistische Regimes genau solche Prozesse blutig
und gewaltsam niedergeschlagen haben.“ Der Eiserne Vorhang habe die Lebensmodelle Europas in Ost und West gewaltsam
getrennt, ebenso wie er deutlich zutage gebracht hat, „dass ein Regime, das seine Bürgerinnen und Bürger
einsperrt und von der Freiheit abhält, niemals auf Dauer erfolgreich sein kann. Der Eiserne Vorhang ist ein
eindringliches Symbol für das Scheitern des Modells im damaligen Osten.“
„Die Geschichte hat uns eine zweite Chance gegeben, die wir sehr aktiv miteinander nutzen“, verwies LH Stelzer
auf die gemeinsamen Erfolge mit Tschechien und die positiven Auswirkungen der damaligen Grenzöffnung auf Wirtschaft
und Arbeitsmarkt in beiden Ländern. „Insbesondere bedeutete das einen gewaltigen Schritt der Entwicklung für
das Mühlviertel, die Grundlage für wirtschaftlichen Fortschritt und soziale Sicherheit.“ Auch insbesondere
in der Kultur wurde die Zusammenarbeit beider Länder in den vergangenen Jahrzehnten intensiviert, vom gemeinsam
begangenen „Stifter-Jahr“ bis hin zur grenzüberschreitenden Landesausstellung.
„Es ist unser Auftrag weiter zusammenzuarbeiten“, erinnerte Stelzer an die gemeinsame Kooperationsstrategie 2030,
die Oberösterreich und Südböhmen im März 2018 gemeinsam vereinbart haben. „Wir haben viele
Ziele und viel vor, um aus unserem reichhaltigem gemeinsamen Erbe viel Gutes für unsere Regionen zu entwickeln.
Wir sind aufgerufen, in einem gemeinsamen Europa zusammenzuwirken, uns als starke Regionen einzubringen und uns
als aktive Teile der europäischen Familie zu verstehen“, so der Landeshauptmann abschließend.
Anlässlich der Gedenkfeierlichkeiten und des großen Südböhmen-Marktes, der dieser Tage in
Linz stattfindet, beschlossen Kreishauptfrau Stráská und LH Stelzer auch ein gemeinsames Kunst- und
Kultur-Projekt, das sich an Kunst- und Kulturschaffende in beiden Ländern richtet und seinen Ausgangspunkt
an jenem Ort haben soll, an dem vor 30 Jahren der Eiserne Vorhang durchschnitten wurde.
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