2018 herrschte besonders sonniges
 Wirtschaftsklima im Süden…

 

erstellt am
20. 05. 19
13:00 MEZ

Kräftigste Eintrübung droht 2019 ebenfalls den industrieorientierten Bundesländern – UniCredit Bank Austria Volkswirtschaft Bundesländeranalyse 2018 und Aussicht 2019
Wien (bank austria) -„Die beiden Wachstumsspitzenreiter 2018 kommen aus dem Süden. Das stärkste Wachstum verzeichnete die Steiermark mit 3,4 Prozent gefolgt von Kärnten mit 3,2 Prozent. Wie schon 2017 waren auch im Vorjahr die Bundesländer mit einem hohen Industrieanteil und einer hohen Exportquote im Vorteil, da sie von der guten globalen Konjunktur am meisten profitieren konnten“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Diese Regionen sind allerdings von der bereits im zweiten Halbjahr 2018 begonnenen Abkühlung der globalen Konjunktur am stärksten betroffen. Demgemäß wird sich das Wachstum nach dem kräftigen Anstieg des realen BIP im Vorjahr von 2,7 Prozent in Österreich heuer deutlich auf 1,4 Prozent verlangsamen, wobei das Wachstum von der Inlandsnachfrage getragen wird.

Industrie und unternehmensnahe Dienstleistungen sind die Wachstumstreiber
„Die österreichische Industrie verzeichnete im Vorjahr mit einem Wertschöpfungsanstieg von 4,7 Prozent ein ähnlich starkes Wachstum wie 2017. Im Sog der starken Industrie und Exportwirtschaft entwickelten sich die unternehmensnahen Dienstleistungen, wie die Vermittlung von Arbeitskräften und die Verkehrswirtschaft, ebenfalls außerordentlich gut. Deshalb waren auch 2018 die industriestarken Bundesländer im Spitzenfeld beim Wirtschaftswachstum zu finden“, betont UniCredit Bank Austria Ökonom Robert Schwarz.

Bundesländer mit starker Industrie im Ranking führend
Nach der Steiermark und Kärnten folgen auf den weiteren Plätzen mit Oberösterreich und Niederösterreich mit jeweils 3,1 Prozent Wachstum ebenfalls Bundesländer mit einer starken Sachgüterindustrie. Vorarlberg ist zwar auch ein Industrieland, konnte allerdings im Vorjahr mit einem Anstieg der regionalen Wirtschaft von 2,8 Prozent nicht ganz mit den anderen Industriehochburgen mithalten. Das Wachstum in Salzburg und Tirol betrug ebenfalls 2,8 Prozent, da sie zusätzlich von einem guten Tourismusjahr und einem starken Handel profitieren konnten. Das Burgenland, mit seinem kleinen Industrieanteil, ist um 2,1 Prozent gewachsen. Es fehlten im Vorjahr die starken Impulse aus der Landwirtschaft, die 2017 ein Drittel zum hohen Wachstum beigetragen hat. Wien, das Bundesland mit dem geringsten Industrieanteil, hat aufgrund einer positiven Entwicklung im Energiesektor, Tourismus und bei den unternehmensnahen Dienstleistungen ein Wachstum von immerhin 2 Prozent erreicht.

Im Außenhandel wurde im Vorjahr bei den Ausfuhren von Waren aufgrund der guten globalen Konjunktur mit einem Plus von 5,7 Prozent gegenüber 2017 erstmals die Grenze von 150 Milliarden Euro überschritten. Auf Bundesländerebene erzielte die Steiermark mit deutlich über 10 Prozent den mit Abstand größten Exportanstieg. Am unteren Ende der Exportrankings liegt Wien. Die Bundes-hauptstadt musste als einzige Region einen Rückgang der Ausfuhren verzeichnen. Die anderen Länder liegen im Bereich zwischen 4,5 Prozent und 7 Prozent Exportanstieg.

2018 mit solidem Wachstum in der Bauwirtschaft
Die reale Wertschöpfung der österreichischen Bauwirtschaft stieg im Vorjahr um 2,6 Prozent und lag damit wie 2017 deutlich unter dem realen Wachstum der Industrie. Am sonnigsten war 2018 das Bauklima in Oberösterreich und Vorarlberg. Eine kräftige Expansion der abgesetzten Produktion gab es im Hochbau und Baugewerbe.

2019 mit Verlangsamung des Wirtschaftswachstums
Im zweiten Halbjahr des Vorjahres hat sich der globale Konjunkturhimmel bereits eingetrübt. Die UniCredit Bank Austria Ökonomen erwarten, dass sich im Gesamtjahr 2019 das Wirtschaftswachstum in Österreich deutlich auf 1,4 Prozent verlangsamen wird. „2019 werden voraussichtlich alle Bundesländer schwächer wachsen als 2018“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Das Wirtschaftsklima in den industrieorientierten Regionen wird sich am kräftigsten abkühlen.“

Neuerlich ging in allen Bundesländern die Arbeitslosenquote zurück
Das zweite Jahr in Folge ging im Vorjahr die Arbeitslosenquote in allen Bundesländern zurück. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote betrug 2018 in Österreich 7,7 Prozent nach 8,5 Prozent im Jahr 2017. Tirol wies mit 4,9 Prozent erstmals die niedrigste Arbeitslosenquote Österreichs auf, während Wien trotz starkem Rückgang mit 12,3 Prozent weiterhin die mit Abstand höchste Quote verzeichnete. „Auch für heuer rechnen wir trotz Verlangsamung des Wachstumstempos mit einem Rückgang der Arbeitslosenquote in allen Bundesländer“, sagt Schwarz.

Bundesländer vom Brexit und US-Protektionismus unterschiedlich stark betroffen
2017 erzeugte die britische Nachfrage nach österreichischen Waren und Dienstleistungen eine Wertschöpfung in Österreich von 4,3 Milliarden Euro bzw. 1,1 Prozent des BIP. Auf Bundesländer-ebene sind die Handelsverflechtungen zwischen Vorarlberg und dem Vereinigten Königreich in Relation zur regionalen Wertschöpfung am größten. Die Exporte vom Ländle nach UK generiert eine Wertschöpfung in Höhe von 1,6 Prozent des Regionalprodukts. Das Burgenland ist mit 0,8 Prozent Wertschöpfungsanteil am wenigsten von UK abhängig.

Die US-Regierung hat zwar am 15. Mai entschieden, die Einführung von höheren Zöllen auf Autos und Autoteilen bis zu 6 Monate zu verschieben, trotzdem bleibt das Risiko von protektionistischen Maßnahmen in diesem Bereich hoch. Eine Analyse der UniCredit Bank Austria Ökonomen zeigt, dass ein Rückgang der amerikanischen Nachfrage nach europäischen Autos aufgrund von Zollerhöhungen vor allem die KFZ-Industrie in der Steiermark und Oberösterreich negativ betreffen würde. „Die steirische KFZ-Exporte tragen etwa 0,8 Prozent zur gesamten regionalen Wertschöpfung der Steiermark bei“, meint Schwarz. In Oberösterreich, das am zweitstärksten betroffene Bundesland, beträgt der Wertschöpfungsanteil der KFZ-Exporte jedoch lediglich 0,2 Prozent.

Generell kann man sagen, dass ein harter Brexit bzw. eine amerikanische Zollerhöhung auf europäische Autos spürbare Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum und die Beschäftigung vor allem der industriell starken Bundesländer wie die Steiermark, Vorarlberg und Oberösterreich haben könnte.

 

 

 

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