40. Internationales Wiener Motorensymposium: Fokus der Weiterentwicklung wandert vom Einsatz
im Pkw auf Transportfahrzeuge und stationäre Speichersysteme
Wien (oevk) - Völlig neue Aufgabengebiete für Brennstoffzellen, seit Jahrzehnten Hoffnungsträger
für eine zukünftige emissionsfreie Mobilität, die Wasserstoff und Sauerstoff in elektrische Energie
umwandelt, zeichnen sich ab. Experten sprachen am Nachmittag des 16. Mai beim Internationalen Wiener Motorensymposium
von Veränderungen in den künftigen Einsatzbereichen von Brennstoffzellen, die eine Anpassung der Entwicklung
erforderten. Bisher lag der Fokus der Brennstoffzelle auf dem Einsatzbereich im Pkw, doch die zunehmende Verschärfung
der Gesetzgebungen zu CO2-Emissionen im Transportbereich erfordere zukünftig alternative Antriebskonzepte
auch im Nutzfahrzeugbereich, erklärte Prof. Dr. Christian Mohrdieck, CEO Mercedes-Benz Fuel Cell GmbH, in
seinem Vortrag. Speziell im Schwerlastverkehr mit hohen Anforderungen hinsichtlich Leistung, Nutzlast und Reichweite
passe die Brennstoffzelle dank ihrer Eigenschaften als alternativer Antrieb besonders gut. Auch beim Van und Stadtbussen
sei die Brennstoffzelle als alternativer Antrieb interessant.
Brennstoffzellen können, abgesehen vom mobilen Bereich, auch stationär eingesetzt werden und damit ein
Speicherproblem für elektrische Energie lösen. So führt der sukzessive Ausbau der regenerativ erzeugten
Energien, wie z.B. Solar- und Windenergie, dazu, dass immer größere Kapazitäten nicht genutzt werden
können, da sich die Stromerzeugung und der Bedarf nicht synchronisieren lassen. Deshalb wird nach Speichertechnologien
gesucht, die es ermöglichen Energiespitzen zu puffern. Die Speicherung elektrischer Energie in diesen Dimensionen
(große Mengen, längere Zeiträume) ist in Batterien nicht zielführend. Auch die Umwandlung
in synthetische Kraftstoffe ist noch teuer und weniger energieeffizient. Eine Umwandlung der elektrischen Energie
in Wasserstoff erscheint dagegen sinnvoll. In diesem Fall könnte der Energieträger Wasserstoff vielfältig
genutzt werden – zum einen für die Rückverstromung ins Netz mittels Brennstoffzellen, zum anderen als
Treibstoff für Brennstoffzellenfahrzeuge, führte Prof. Mohrdieck in seinem Vortrag aus. Insbesondere
der Ansatz einer modularen Bauweise der Kernelemente einer Brennstoffzelle ermöglicht ein breites Anwendungsgebiet
vom PKW über die NFZ bis hin zu stationären Einsätzen.
AVL: Massiv beschleunigte Entwicklung von Brennstoffzellen
Von einer „massiv beschleunigten Entwicklung von Brennstoffzellen, die systematische Entwicklungsprozesse,
Methoden und Werkzeuge“ bedinge, berichtete Donnerstag auch Dipl.-Ing. Jürgen Rechberger von der Grazer AVL
List GmbH in seinem Vortrag beim Internationalen Wiener Motorensymposium. Als ein global führendes Unternehmen
in der Antriebsstrangentwicklung und von zugehörigen Testsystemen beschäftige sich AVL intensiv mit Testlösungen
für Brennstoffzellen auf allen Ebenen von Zell-, Stack-, System- bis Antriebsstrang. So wurde in Graz speziell
ein hochdynamischer Brennstoffzellensystem-Teststand entwickelt, mit integrierter Klimakammer, Medienkonditionierung
und vereinfachter Höhensimulation, der hochdynamische Prüfläufe von Brennstoffzellensystemen unter
möglichst realitätsnahen Umweltbedingungen erlaube. Ebenso werden Entwicklungswerkzeuge wie Berechnungsprogramme,
Testprozeduren und ganze Konzeptfahrzeuge von diesem weltweit agierenden Entwicklungsdienstleister für den
Brennstoffzellenantrieb geschaffen.
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