72 Prozent: Europawahlen „sehr/eher“ wichtig – 4 von 10 kennen Top-Spitzenkandidaten nicht
- Umfrage
Wien (oefge) - „Heute treffen die EU-Spitzenkandidaten in einer EU-weit ausgestrahlten Elefanten-Runde aufeinander.
Darunter auch die beiden Favoriten für das Amt des nächsten Kommissionspräsidenten: Manfred Weber
und Frans Timmermans. Eine gute und notwendige Gelegenheit, ihre Bekanntheit in der Öffentlichkeit zu steigern,
denn: Fast vier von zehn ÖsterreicherInnen sind die beiden Kandidaten nicht bekannt – und das zwei Wochen
vor der Europawahl“, betont Paul Schmidt, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für
Europapolitik (ÖGfE), am 15. Mai in Bezug auf eine aktuelle ÖGfE-Umfrage.
In der von 2. bis 9. Mai österreichweit durchgeführten Befragung geben 18 Prozent an, dass sie sich den
von der Europäischen Volkspartei nominierten Manfred Weber als nächsten EU-Kommissionspräsidenten
wünschen würden. 16 Prozent plädieren für den von den Europäischen Sozialdemokraten aufgestellten
Frans Timmermans. Eine Mehrheit der Befragten kann sich hingegen für keinen der beiden Kandidaten begeistern
(19 Prozent) bzw. kennt sie nicht (39 Prozent). (9 Prozent antworten „weiß nicht/Keine Angabe“).
„Im Vergleich zu den letzten Europawahlen 2014 ist der Bekanntheitsgrad der Top-Kandidaten damit ähnlich gering.
Vor fünf Jahren – zur Premiere des Spitzenkandidatensystems - hatten sich 18 Prozent für die Wahl von
Jean-Claude Juncker und 14 Prozent für jene von Martin Schulz ausgesprochen. 22 Prozent hatten damals beide
abgelehnt, 31 Prozent waren sie nicht bekannt.“
Das „Spitzenkandidaten-System“ ist für ein knappes Viertel der befragten ÖsterreicherInnen aber auch
eine zusätzliche Motivation, an den Europa-Wahlen teilzunehmen (23 Prozent – davon 3 Prozent „sicher“ | 20
Prozent „eher schon“). Für insgesamt 53 Prozent spielt der Umstand, dass die Person des künftigen Kommissionspräsidenten
auch vom Ausgang der Europa-Wahlen abhängt, hingegen eher keine (30 Prozent) oder gar keine Rolle (23 Prozent).
Ein hoher Anteil von 23 Prozent gibt in dieser Frage an, noch nichts vom System europäischer Spitzenkandidaten
gehört zu haben – vor fünf Jahren war ihre Zahl deutlich geringer (10 Prozent).
„Die Bekanntheit der europäischen Spitzenkandidaten ist – auch hierzulande – ausbaufähig, ihre mediale
Präsenz begrenzt. Dabei wäre es besonders wichtig, gerade ihre europapolitischen Positionen breit zu
vermitteln – schließlich ist es durchaus wahrscheinlich, dass wir es dabei mit jenen des künftigen EU-Kommissionschefs
zu tun haben. Noch hebt das Spitzenkandidaten-System - auch im zweiten Anlauf nach 2014 - nicht wirklich ab und
wird von so manchem Staats- und Regierungschef in der EU offen hinterfragt.“
Nahezu drei von vier ÖsterreicherInnen halten die Wahlen zum Europäischen Parlament für „sehr“ (26
Prozent) oder „eher“ wichtig (46 Prozent). Etwas mehr als ein Fünftel ist nicht dieser Meinung und antwortet,
dass die EU-Wahlen „eher nicht“ (18 Prozent) oder „gar nicht“ wichtig (4 Prozent) seien. 7 Prozent können
zu dieser Frage keine Stellung beziehen.
„Geht die Europäische Union in Zukunft in Richtung einer engeren Integration oder gewinnen jene Kräfte
an Gewicht, die für Renationalisierung eintreten? Das Ergebnis der Europa-Wahlen wird einen entscheidenden
Einfluss auf diese Frage haben. Jetzt heißt es, das grundsätzliche Interesse an Europa in eine entsprechende
Wahlbeteiligung umzusetzen“, so Schmidt.
Die Umfrage wurde von der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft (SWS) vom
2. bis 9. Mai 2019 im Auftrag der ÖGfE durchgeführt (Tel SWS 282). Befragt wurden österreichweit
528 Personen per Telefon (repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 16 Jahre/Gewichtung
nach Geschlecht, Alter und Bildung). Maximale Schwankungsbreite ca. +/- 4,3 Prozent. Differenz auf 100 Prozent
aufgrund gerundeter Werte bzw. „weiß nicht/Keine Angabe“. Vergleichsumfragen SWS.
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