Gegenwind aus dem Ausland für
 Österreichs Konjunktur nimmt weiter zu

 

erstellt am
15. 05. 19
13:00 MEZ

Erneuter Rückgang des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators im April auf 2,0 Punkte – der Indikator ist erstmals seit fast drei Jahren unter den langjährigen Durchschnittswert gesunken
Wien (bank austria) - Zu Beginn des zweiten Quartals 2019 hat sich die Konjunkturstimmung in Österreich weiter abgekühlt. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist im April auf 2,0 Punkte gesunken. Seit dem Allzeithoch von 4,5 Punkten im Dezember 2017 hat sich der Indikator in 14 der darauffolgenden 16 Monate verringert. Mittlerweile wird der niedrigste Wert seit Sommer 2016 erreicht, der zudem erstmals seit fast drei Jahren den langjährigen Durchschnitt unterschreitet“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Die Eintrübung des Konjunkturklimas in Österreich wird weiterhin von der Abschwächung der Weltwirtschaft bestimmt. „Die anhaltende Verschlechterung des Exportumfelds belastet die Geschäfte der heimischen Industrie stark. Allerdings haben sich die steigenden Herausforderungen im April auch ungünstig auf die Stimmung in anderen Wirtschaftsbereichen niedergeschlagen. Zudem verlieren die heimischen Konsumenten an Zuversicht“, erläutert Bruckbauer die Hintergründe des niedrigeren Indikatorwerts.

Optimismus im Inland nimmt ab
Der mit dem österreichischen Außenhandel gewichtete globale Exportstimmungsindikator ist im April auf den niedrigsten Wert seit dem Sommer 2013 zurückgegangen, als in Europa die Erholung von der Eurokrise einsetzte. In fast allen Weltregionen ist eine Abschwächung des Konjunkturklimas spürbar. Während in Asien die Handelsspannungen mit den USA für Verunsicherung durch die Politik sorgen, schlagen sich innerhalb der Europäischen Union nach wie vor der Brexit und die bevorstehenden Wahlen zum Europaparlament als Belastung nieder.

„Die Stimmung im Inland wird durch die schwächelnde internationale Konjunktur mittlerweile auch abseits der exportabhängigen Industrie negativ beeinflusst, aber in allen Bereichen überwiegt weiter der Optimismus. Insbesondere am Bau besteht angesichts voller Auftragsbücher Hochstimmung“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Auch die Dienstleister sind zuversichtlich. Für die gute Stimmung sorgt das trotz Rückgangs weiterhin überdurchschnittlich hohe Konsumentenvertrauen, getragen von der vorerst anhaltenden positiven Entwicklung am heimischen Arbeitsmarkt mit Beschäftigungssteigerungen um rund zwei Prozent im Jahresvergleich und der auf etwa drei Prozent gestiegenen Lohnzuwächse.

Konsumenten halten Wirtschaftswachstum in Schwung
Die heimischen Konsumenten, die im ersten Quartal 2019 den wichtigsten Beitrag zum BIP-Anstieg von 0,3 Prozent zum Vorquartal bzw. 1,1 Prozent im Jahresvergleich geleistet haben, werden auch in den kommenden Monaten für eine stabil starke Wachstumsunterstützung für die österreichische Wirtschaft sorgen. Damit ist für das Gesamtjahr 2019 ein Anstieg des privaten Konsums um erneut 1,5 Prozent in Sicht, zumal mit der Einführung des Familienbonus Plus zusätzlich fiskalische Impulse gesetzt wurden.

Dagegen wird sich die Investitionsdynamik spürbar verringern. Während die Bauwirtschaft für einen kräftigen Schub sorgt, belastet die schwächere Nachfrage aus dem Ausland die Entwicklung der Ausrüstungsinvestitionen. Die Kapazitätsauslastung in der heimischen Wirtschaft ist auf den langjährigen Durchschnitt zurückgegangen. Die Notwendigkeit zusätzlicher Erweiterungsinvestitionen ist damit geringer.

„Die Aussichten für die schwächelnde Weltwirtschaft sollten sich in der zweiten Jahreshälfte 2019 wieder etwas verbessern, wie einige Frühindikatoren mittlerweile anzeigen. Mit dieser Unterstützung wird die österreichische Wirtschaft nach dem moderaten Jahresbeginn wieder etwas besser in Schwung kommen. Wir erwarten unverändert ein Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent im Gesamtjahr 2019“, so Pudschedl.

Allerdings birgt das Wiederaufflammen des Handelskonflikts zwischen der USA und China das Risiko, dass die leichte Erholung der Weltwirtschaft in der zweiten Jahreshälfte im Keim erstickt werden könnte. Dies erhöht das Risiko einer US-Rezession 2020 und belastet damit auch das Wachstum in Österreich.

Die Inlandsnachfrage, insbesondere der private Konsum, dürfte die heimische Wirtschaft jedoch auf einem recht stabilen Wachstumspfad halten. Die Ökonomen der UniCredit Bank Austria erwarten für 2020 einen Anstieg des BIP in Österreich um 1,3 Prozent. „Die Unterstützung der heimischen Wirtschaft durch positive Effekte der ersten Etappe der geplanten Entlastungen, nämlich die Senkung der Krankenkassenbeiträge für Geringverdiener mit Beginn 2020, kommt aus dieser Sicht sicherlich nicht zum falschen Zeitpunkt“, meint Bruckbauer.

Inländische Faktoren heben Inflation über den Durchschnitt im Euroraum
Die Kehrseite des kräftigen Konsumwachstums ist die im Vergleich zum Euroraum weiterhin höhere Inflationsentwicklung in Österreich. Während auf der europäischen Bühne von einem Rückgang der Inflation auf 1,4 Prozent 2019 und 1,3 Prozent 2020 auszugehen ist, wird in Österreich die Inflation in beiden Jahren nur relativ knapp unter der 2-Prozent-Marke liegen. Nach dem energiepreisbedingt niedrigeren Start ins Jahr 2019 beträgt die durchschnittliche Teuerung in den ersten vier Monaten 1,7 Prozent. Wir erwarten auch für das Gesamtjahr 2019 eine Teuerung von 1,7 Prozent, die sich 2020 trotz des schwächeren Wirtschaftswachstums auf 1,9 Prozent erhöhen sollte. Das hohe Beschäftigungswachstum und die erhöhte Lohndynamik dürften für nachfragebedingten Druck nach oben sorgen. Die voraussichtlich moderate Entwicklung des Erdölpreises wird die Teuerung 2020 dagegen leicht dämpfen.

 

 

 

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