Belvedere 21: Caroline Achaintre. Dauerwelle

 

erstellt am
15. 05. 19
13:00 MEZ

Ausstellung von 17. Mai bis 15. September 2019
Wien (belvedere) - Caroline Achaintre zeigt ihre Werke zum ersten Mal in einer Einzelausstellung in Österreich. Die raumspezifische Präsentation im Belvedere 21 gibt Einblick in das vielfältige Œuvre der deutsch-französischen Künstlerin, die tradierte Techniken wie Tapisserie, Aquarell und Keramik unkonventionell anwendet.

"Caroline Achaintre ist eine Künstlerin, die in die Vergangenheit blickt, um die Zukunft neu zu entwerfen. Ihre Freude an der Vergewisserung von Überlieferungen ist keine Fußfessel, sondern ein Treibriemen der Begeisterung für das, was ist und was noch kommen kann", so Kuratorin und Belvedere-Generaldirektorin Stella Rollig.

Die Künstlerin arbeitet konzeptionell im Spannungsfeld zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Sie schafft Charaktere, Gesichter, Masken, fantastische Lebewesen und Formen, die zwischen Objekt und Subjekt verortet sind. Die abstrakten Arbeiten sind immer noch Kreaturen, zumindest die Häute von Kreaturen - Objekte mit Seele, zwischen Mensch und Tier. Konstante Elemente in Achaintres animistisch anmutenden Werken sind die Maskerade, das Archaische, das Dunkle und Geheimnisvolle - an der Grenze zum Unheimlichen.

Im Belvedere 21 zeigt Caroline Achaintre hauptsächlich neue Arbeiten - eine Serie von Keramiken und großformatigen Tapisserien, die sie liebevoll "eine neue Gang" nennt. Eine mit Mohair getuftete Arbeit heißt Martian Girl oder eigentlich Mart'an G'rl - die Vokale sind angelehnt an eine Lautwiedergabe der Umgangssprache durch Apostrophe ersetzt worden. Sie ist inspiriert von einer valdivianischen Skulptur, aber auch vom Film Mars Attacks!. Der verfilzte Mohair erinnert an eine schlechte Dauerwelle und leiht damit der Ausstellung den Titel. Die Ausstellungsarchitektur geht auf die niedrige Raumhöhe im Untergeschoss des Museums ein und bildet eine Art Raumschiff für Achaintres Kreaturen, ein temporäres Habitat "on the move".

An den Medien Wolle, Keramik und Wasserfarbe interessieren Caroline Achaintre die Materialität, die Wirkung der Oberfläche und der intuitive Arbeitsprozess. Achaintres Formensprache und Ikonografie sind reich und divers. Stilistisch weisen ihre Werke Bezüge zum deutschen Expressionismus, zum Primitivismus, zur Arts-and-Crafts-Bewegung und zum Fauvismus auf. Inhaltlich und formal setzt sich die Künstlerin mit mitteleuropäischen Karnevals- und Faschingsbräuchen auseinander. Einflüsse von Horror, Fetisch, Heavy Metal und Science-Fiction finden ebenso Eingang in ihr Schaffen wie die Auseinandersetzung mit der musealen Präsentation von ethnologischen Sammlungen. Damit verweist sie unter anderem auf das Erbe des Kolonialismus, auf Aspekte der Psychoanalyse und auf abgelegene Nischen der Jugendkultur.

Caroline Achaintre wurde 1969 in Toulouse (FR) geboren. Sie wuchs in Fürth (DE) auf und absolvierte nach einer Ausbildung zur Schmiedin ein Studium am Chelsea College of Arts und an der Goldsmiths University of London. Achaintre stellte u.a. in der Tate Britain, im Castello di Rivoli Museo d'Arte Contemporanea in Turin, in der Saatchi Gallery in London, im Palais de Tokyo in Paris sowie im BALTIC Centre for Contemporary Art in Gateshead (UK) aus. Die Künstlerin lebt und arbeitet in London.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.belvedere.at

 

 

 

 

 

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