Die European Physical Society erklärt das Institut nun zum Ort besonderer wissenschaftshistorischer
Bedeutung – bei einem Festsymposium zu Ehren von Helmut Rauch.
Mulhouse/Wien (öaw) - Es war eines der bedeutendsten Physik-Experimente, die jemals in Österreich
durchgeführt wurden: 1974 gelang es Prof. Helmut Rauch und seinem Team am Atominstitut erstmals ein Neutroneneinterferometer
zu bauen, ein einzigartiges Instrument um die Welleneigenschaften von Neutronen zu untersuchen und für grundlegende
Experimente zum Verständnis der Quantenphysik zu verwenden. Angesichts dieser historischen Leistung wird das
Atominstitut der TU Wien nun von der European Physical Society (EPS) in den Status einer „EPS Historic Site“ erhoben.
Gefeiert wird diese Auszeichnung gemeinsam mit dem 80. Geburtstag von Prof. Helmut Rauch am 22. Mai 2019 im Rahmen
eines internationalen Symposiums.
Wellen und Teilchen
Teilchen sind Wellen – und Wellen können Teilcheneigenschaften haben. Das ist eine der zentralen Aussagen
der Quantentheorie. Man konnte nachweisen, dass Lichtwellen sich in bestimmten Fällen wie diskrete Partikel
verhalten, andererseits konnte man zeigen, dass sich Elektronen wellenartig ausbreiten. Damit lag die Frage auf
der Hand: Kann man Welleneffekte auch bei größeren, schwereren Teilchen nachweisen?
Helmut Rauch versuchte diese Frage anhand von Neutronen aus dem Reaktor des Atominstituts zu untersuchen. Aus Siliziumkristallen
stellte man hochpräzise Interferometer her. Wenn Neutronen auf diesen Siliziumkristall auftreffen, werden
sie wellenartig gestreut. Der Neutronenstrahl teilt sich in zwei Teilstrahlen auf, die sich danach wieder zusammenführen
und überlagern lassen. Der Effekt ähnelt dem bunten Schimmern einer CD, wenn man sie ins Licht hält:
An den feinen regelmäßigen Strukturen einer CD wird Licht einer bestimmten Farbe in ganz bestimmte Richtungen
abgelenkt. Dass sich dasselbe Grundprinzip auch auf Neutronen anwenden ließ, lieferte 1974 einen beeindruckenden
Nachweis für ihren Wellencharakter.
Festveranstaltung am 22. Mai
In Anerkennung dieses historischen Erfolgs wird das Atominstitut der TU Wien nun von der European Physical
Society als „Historic Site“ ausgezeichnet. Das Atominstitut reiht sich damit in eine prominent besetzte Liste höchst
bedeutungsvoller Institute ein: Andere „Historic Sites“ sind beispielsweise das Niels Bohr Institute in Kopenhagen,
das Institut Curie in Paris oder die Laboratorien von Kirchhoff und Bunsen in Heidelberg.
Bei einem Ehrensymposium wird nun nicht nur die Ernennung zur „EPS Historic Site“, sondern gleichzeitig auch der
80. Geburtstag von Prof. Helmut Rauch gefeiert.
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