Leopold Museum präsentiert Olga Wisinger-Florian und Edmund Kalb
Wien (leopold museum) - Gegensätzliches und längst Überfälliges zeigt das Leopold Museum
in zwei neuen Ausstellungen. Mit der Schau Olga Wisinger-Florian. Flower-Power der Moderne präsentiert das
Museum die erste umfassende Retrospektive der exzeptionellen Malerin. Olga Wisinger-Florian (1844-1926) zählt
zu den ersten erfolgreichen Künstlerinnen, die den Beginn einer konsequenten Kunstgeschichte der Frau ab Mitte
des 19. Jahrhunderts repräsentieren. Zeitgleich mit der durch Emil Jakob Schindler, Robert Russ oder Theodor
von Hörmann vertretenen Avantgarde der Landschaftsmaler im Österreich der 1880er-Jahre gelang es ihr,
sich neben Tina Blau und Marie Egner in der männlich dominierten Kunstwelt zu behaupten und als unabhängige
Malerin Anerkennung und Ruhm zu erwerben. Ihre Gemälde wurden nicht nur im Wiener Künstlerhaus regelmäßig
ausgestellt, sondern waren auch in München, Berlin, Prag und Paris präsent. Wisinger-Florian setzte sich
engagiert für die Rechte der Frauen ein, war eine der meist ausgezeichneten Künstlerinnen ihrer Zeit
und zählte berühmte Persönlichkeiten des Großbürgertums sowie den hohen Adel und das
Kaiserhaus zu ihren Kunden. Ihre Eigenständigkeit erarbeitete sie sich durch enormen Fleiß, Konsequenz
und nicht zuletzt durch perfektes Selbstmarketing. Anhand des in ihrem Werk zentralen, typisch weiblich konnotierten
Motivs der Blume schuf sie ein Œuvre, das den Bogen von der lyrischen Tonmalerei bis hin zur modernen Malerei an
der Schwelle zum Expressionismus spannt.
Marianne Hussl-Hörmann, Kuratorin: "Die eindrucksvolle Karriere von Olga Wisinger-Florian stellt sich
als Ergebnis verschiedener, ineinandergreifender Komponenten dar. Die Hindernisse, die eine Frau in der Kunstwelt
zu überwinden hatte, verstand sie mit Charme und Intelligenz zu meistern. Talent verschaffte ihr Anerkennung
und Respekt, Fleiß machte sie zu einem verlässlichen Partner, aber erst ihr intelligentes Taktieren
und ihr geniales Networking führten am schwierigen Marktplatz der Kunst zum Erfolg. Den Nachteil ihres Geschlechts
verwandelte sie selbstbewusst in ihren Vorteil und wurde so für viele der nachkommenden Generation zum Vorbild."
Hans-Peter Wipplinger, Direktor Leopold Museum: "Nach einer letzten Einzelausstellung in den 1950er-Jahren
wurde Olga Wisinger-Florian lediglich im Verbund mit Tina Blau und Marie Egner präsentiert und dies nur als
berühmte Schülerin Emil Jakob Schindlers im Gruppenverband der StimmungsimpressionistInnen. Jüngste
Forschungen und nicht zuletzt diese monografische Ausstellung zeigen, wie die Künstlerin konsequent eine revolutionäre
Auffassung von Farbe, Raum und mimetischer Illusion verfolgte. Ihre Suche nach neuen Raumlösungen und auch
die Leuchtkraft ihrer betont kräftigen Farben weisen sie als frühe Vertreterin des modernen Farbexpressionismus
aus. Wir sind daher sehr glücklich, als erste öffentliche Institution diese ungewöhnliche Malerin
mit einer umfangreichen Personale zu würdigen und sie aus dem Gruppenverband der 'StimmungsimpressionistInnen'
herauszuheben."
Olga Wisinger-Florian. Flower-Power der Moderne präsentiert insgesamt rund 120 Exponate, davon 70 Gemälde
aus bedeutenden institutionellen wie privaten Sammlungen, darunter jene des Belvedere, des Wien Museum, die Privatsammlung
der Familie Leopold, die Sammlung Eisenberger, sowie die Kunsthandlung Giese & Schweiger, die im Besitz des
Nachlasses der Künstlerin ist, und die Sammlung des Leopold Museum. Als wissenschaftlicher Berater fungierte
Wisinger-Florian-Kenner Alexander Giese.
Ausstellung "Edmund Kalb"
Mit der parallel laufenden Ausstellung Edmund Kalb gibt das Leopold Museum als erstes Wiener Museum einen umfassenden
Einblick in das Schaffen des 1900 geborenen Künstlers Edmund Kalb. Anhand von 125 Exponaten wird das erstaunliche
Werk des Querdenkers und Einzelgängers beleuchtet. Die Schau präsentiert einen rastlosen Künstler,
der sein Schaffen konsequent vorantrieb und penibel fotografisch dokumentierte, zu Lebzeiten aber, sich dem Kunstbetrieb
verweigernd, kein einziges seiner Werke verkaufte. Der aus Dornbirn stammende Künstler schuf, motiviert durch
das Studium an der Münchner Akademie der bildenden Künste, zwischen 1926 und 1930 sein Hauptwerk mit
rund 700 Selbstbildnissen und ca. 400 Porträts, in denen er die Formen des Gesichtes auslotete. In den späten
1920er-Jahren entstanden bemerkenswerte ganzfigurige Akte, ab 1930 Selbstbildnisse von höchster Qualität
und Vielschichtigkeit in Aquarell-, Tusch- und Kaltnadeltechnik. Mit der endgültigen Rückkehr nach Dornbirn
im April 1930 brach Kalbs Schaffen ab. Durch die intensive Arbeit im Malerbetrieb und auf dem Hof und Feld seines
Vaters blieb ihm kaum Zeit für seine Kunst. In den späten 1930er-Jahren beschäftigt er sich mit
dynamischen Abstraktionen. Kalb befasste sich intensiv mit den naturwissenschaftlichen Errungenschaften seiner
Zeit, setzte sich mit Mathematik, Mechanik, Atomphysik bis hin zur Weltraumtechnik und Wahrnehmungspsychologie,
aber auch mit Fragen der Pflanzenzucht auseinander und kommunizierte in Esperanto mit Gleichgesinnten in aller
Welt. 1942 wurde Kalb zur Luftwaffe eingezogen. Wegen Gehorsamsverweigerung wurde der kompromisslose Freigeist
zu Gefängnisaufenthalten verurteilt und entkam nur knapp dem Tod durch Erschießung. Nach dem Krieg kam
er neuerlich mit dem Gesetz in Konflikt, als er sich gegen eine Zwangseinquartierung von Mietern in seinen Wohnräumen
wehrte. Seit dem Tod seiner Eltern lebte der Künstler als Selbstversorger in prekären Verhältnissen
und vereinsamte zusehends. Am 20. Oktober 1952 starb Edmund Kalb in seiner Wohnung nach mehrtägigem schweren
Leiden einen qualvollen Tod. Innerhalb der Familie und in seinem Umfeld stieß Kalb auf Unverständnis
und Ablehnung, ein großer Teil seiner Werke wurde nach seinem Tod vernichtet.
Rudolf und Kathleen Sagmeister, Kuratorenteam: "Kalb war nicht zuletzt vor allem ein vielseitiger Forscher
und Denker von beeindruckender geistiger Unabhängigkeit. Seine Beschäftigung mit Philosophie, Psychologie,
Mathematik, Physik, Ökologie etc. ist keine Anekdote seines Künstlertums, sondern ein Charakteristikum.
Ihn interessierten vor allem Probleme und wenn es auf dem Gebiet der Zeichnung gerade keine zu lösen gab,
beschäftigte er sich eben mit einem der Mathematik oder der Landwirtschaft."
Hans-Peter Wipplinger, Direktor Leopold Museum: "Edmund Kalb zählt zu den faszinierendsten Künstlerpersönlichkeiten
des 20. Jahrhunderts. Sein Widerstand gegen jede repressive Autorität brachte dem Freigeist und Nichtangepassten
während des nationalsozialistischen Regimes eine Verurteilung wegen Befehlsverweigerung und eine mehrmonatige
Haft im Militärgefängnis ein. Auch in der Nachkriegszeit saß Kalb wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt
und Beamtenbeleidigung mehrere Monate im Gefängnis. Die Folgen der Bestrafung führten schließlich
zu seinem frühen Tod im Jahr 1952. Sein Schaffen wurde erst posthum bezeichnenderweise von Künstlerkollegen
entdeckt und gewürdigt. Trotz Ausstellungen, u.a. in New York, Rom und Dresden und im Kunsthaus Bregenz, begleitet
von umfangreichen Katalogen, bleibt das Schaffen und Leben Edmund Kalbs für die große Allgemeinheit
nach wie vor eine Entdeckung."
Feierliche Eröffnung der Ausstellungen
Der Einladung zur Doppel-Eröffnung, die feierlich von Leopold Museum Direktor Hans-Peter Wipplinger und den
KuratorInnen Marianne Hussl-Hörmann (Ausstellung Olga Wisinger-Florian), Kathleen und Rudolf Sagmeister (Ausstellung
Edmund Kalb) sowie Wisinger-Florian Experte Alexander Giese in Anwesenheit der kaufmännischen Direktorin des
Leopold Museum Gabriele Langer begangen wurde, folgten mehr als 700 BesucherInnen, darunter Leopold Museum-Vorstandsvorsitzender
Josef Ostermayer und die Vorstände des Museums Elisabeth Leopold und Agnes Husslein-Arco mit Ihrem Mann Prof.
Peter Husslein, im Kinsky GF Christoph la Garde und Ramona la Garde, Michael Kovacek (im Kinsky -Gründer)
und Charlotte Kreuzmayr (Parnass-Gründerin), Erste Bank CEO Andreas Treichl und Desirée Treichl-Stürgkh,
Klimt-Nachfahre Gustav und Christa Huber, Brigitte Huber-Mader, Leopold Birstinger (Freunde des Leopold Museum),
Gerbert und Marianne Frodl, die SammlerInnen RA Bernhard und Elisabeth Hainz, Helmut Klewan und Regina Götz,
Diethard und Waltraud Leopold und RA Ernst Ploil (im Kinsky-Gründer), die Leopold Museum-Circle of Patrons-Mitglieder
Anita Querfeld (Cafè Landtmann GFin), Jutta Stolitzka, Helene von Damm (ehem. US-Botschafterin), Rudolf
Hauptner und Verleger Martin Scheriau. Weitere prominente Gäste der Eröffnung waren Secessions-Präsident
Herwig Kempinger, Edelbert Köb (Ex-Mumok-Direktor), Klimt-Foundation GF Peter Weinhäupl, die GaleristInnen
Jane Kallir (Galerie Saint Etienne, New York), Susanne Bauer (Galerie Susanne Bauer), Herbert und Gabriele Giese
(Galerie Giese & Schweiger), Florence Giese, Peter und Erika Kovacek, Regine Kovacek und Sylvia Kovacek (Galerie
Kovacek), Hansjörg Krug (Antiquariat und Kunsthandlung Christian M. Nebehay), Josef Schütz (Schütz
Fine Art), Martin und Claudia Suppan (Suppan Fine Arts), die KünstlerInnen Anita Witek, Lorenz Estermann und
Michael Horsky, Belvedere-Kurator Franz Smola, Kuratorin Andrea Winklbauer (Jüdisches Museum Wien), Kunsthistorikerin
Susanne Längle, Susanna Bichler-Rosenberger (Leitung Dorotheum Galerie), Angelika Rümmele (Kultur- und
Kunstverein Edmund Kalb, Dornbirn), Kunsttrans GFin Birgit Vikas, Josefine Festetics (Christie's), Dorotheum-Expertin
Astrid Fialka-Herics, Susanne Herdey-Herzl und Nina Herdey, Alexandra Kaszay (Hofburg Wien), die UnternehmerInnen
Antonella und Josef Rupp, Gerhard Ströck, Autor Max Kübeck, Werber Christian Satek u.v.m.
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