Wien (bmi) - Anlässlich des Tages der vermissten Kinder am 25. Mai 2019 informiert das Bundeskriminalamt
über die Arbeit des "Kompetenzzentrums für Abgängige Personen" (KAP) und präsentiert
den derzeitigen Stand eines bereits im Jahr 2016 begonnenen Präventionsprojekts, das die Anzahl der Abgängigkeiten
Minderjähriger aus Betreuungseinrichtungen stark reduzieren soll.
Im Jahr 2018 wurden in ganz Österreich mehr als 11.000 Vermisstenanzeigen erstattet, das sind rund 30 Anzeigen
pro Tag. Davon bleiben auf lange Sicht etwa zehn Fälle pro Jahr ungelöst. Mit Stichtag 1. Mai 2019 waren
im österreichischen Fahndungssystem (EKIS) 1.033 Personen als abgängig gespeichert. Dabei handelt es
sich um 487 Erwachsene und 546 Minderjährige.
Bei den Minderjährigen waren 413 Jugendliche, also zwischen 14 und 18 Jahre alt, und 133 unter 14 Jahre und
somit unmündig. Von den am Stichtag im Fahndungssystem gespeicherten abgängigen Personen stammen insgesamt
120 Erwachsene, 350 Jugendliche und 91 Unmündige, aus Nicht-EU-Staaten.
Drei Viertel aller in Österreich als vermisst Gemeldeten sind Minderjährige, die sich ohne Erlaubnis
aus Betreuungseinrichtungen entfernen. Sie machen 75 Prozent der Vermisstenanzeigen aus. In der Regel tauchen sie
nach wenigen Tagen wieder auf oder können aufgefunden werden. Die meisten dieser Anzeigen betreffen Minderjährige,
die bereits mehr als dreimal abgängig waren, einige von ihnen bis zu 50-mal und öfter. 80 bis 85 Prozent
aller Vermissten tauchen innerhalb einer Woche wieder auf, 90 bis 95 Prozent innerhalb eines Monats.
Projekt "Heimvorteil"
Da gerade das unerlaubte Entfernen der Betreuungseinrichtungen die Vermisstenanzeigen enorm steigen lässt,
hat das KAP einen dringenden Handlungsbedarf gesehen, um diese Situation zu verbessern. Nach entsprechenden statistischen
Auswertungen durch das KAP wurde über das gesamte Jahr 2017 ein Pilotprojekt in insgesamt fünf stark
belasteten Polizeiinspektionen durchgeführt. Nach erfolgreichem Abschluss des Pilotprojekts wurden im Laufe
des Jahres 2018 all jene Maßnahmen eingeleitet, um diese Präventionsmaßnahme in Betreuungseinrichtungen
für Minderjährige schnellstmöglich in den Regelbetrieb zu übernehmen.
Ziel des Projekts "Heimvorteil" ist es, die Abgängigkeitsanzeigen in den betroffenen Polizeiinspektionen
deutlich zu senken sowie die Kommunikation zwischen den Sozialeinrichtungen und den örtlich zuständigen
Polizeidienststellen zu verbessern. Außerdem steht ein wirksamer Schutz der Minderjährigen vor Kriminalität
im Fokus des Projektes.
Die Kriminalprävention des BK und "Gemeinsam.Sicher in Österreich" schulen seit März 2019
insgesamt etwa 120 Polizeibeamtinnen und -beamte. Diese Schulungen werden mit Juni 2019 abgeschlossen sein, im
Anschluss daran soll schnellstmöglich die fortlaufende Betreuung der Minderjährigen in den Einrichtungen
beginnen.
Das KAP wird durch regelmäßige Auswertungen erforderliche Lenkungsmaßnahmen, wie zum Beispiel
die Setzung von örtlichen Schwerpunkten einleiten. Mit der Analyse der EKIS-Fahndungsdaten können Probleme
zeitgerecht erkannt und gemeinsam, teils mit externen Institutionen und Partnern, Lösungen erarbeitet werden.
Fahndung
Bei einer Anzeige werden die abgängigen Personen von den zuständigen Polizeidienststellen nicht nur in
der nationalen Fahndungsdatenbank, sondern automatisch auch im Schengener Informationssystem ausgeschrieben. Die
jeweiligen Fahndungsdaten sind somit in allen Schengen-Partnerstaaten innerhalb weniger Minuten ab der Speicherung
abrufbar und ersichtlich.
Über das KAP
In Österreich sind die Polizeiinspektionen, Stadtpolizeikommenden, Landeskriminalämter und das BK mit
der Fahndung nach abgängigen Personen, umgangssprachlich "Vermisste", befasst. Im Herbst 2013 wurde
das Kompetenzzentrum für Abgängige Personen (KAP) im Bundeskriminalamt eingerichtet.
Das KAP ist grundsätzlich keine operative Einheit, führt aber in besonderen Einzelfällen auch Ermittlungen
durch. In erster Linien ist das KAP für die Grundsatzangelegenheiten des Vermisstenwesens zuständig,
mit dem Ziel, die österreichischen Sicherheitsdienststellen und in vielen Fällen auch die Angehörigen
von vermissten Personen optimal zu servicieren und zu unterstützen. Außerdem beschäftigt sich das
KAP mit dem Thema Demenz und den dadurch verursachten Abgängigkeiten.
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