54 Prozent wollen „sicher“ an der EU-Wahl teilnehmen - 69 Prozent: EU soll sich besonders Umweltthemen
annehmen - Jugendumfrage
Wien (ögfe) - „Bei den Europawahlen am 26. Mai wird sich zeigen, ob es diesmal gelungen ist, die Jugendlichen
in Österreich thematisch abzuholen. Nach Meinung junger Menschen soll sich die EU besonders dem Klima- und
Umweltschutz, Sozialem und der Migration annehmen. Bisher war die Beteiligung der Jugend an den Europawahlen jedoch
eher gering. Wird dieses Mal aus der grundsätzlichen Wahlbereitschaft auch eine höhere Wahlbeteiligung,
wäre dies ein wichtiges Signal, aber auch ein zusätzlicher Ansporn, den Dialog über Europa weiter
zu forcieren“, betont Paul Schmidt, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik
(ÖGfE), mit Verweis auf die Ergebnisse der jährlichen ÖGfE-Jugendumfrage, bei der im Zeitraum September
2018 bis Mitte Mai 2019 insgesamt 3704 SchülerInnen an AHS, BHS und Berufsschulen ab 15 Jahre befragt wurden.
54 Prozent der – am 26. Mai wahlberechtigten – SchülerInnen (N=2771 Befragte) gaben an, aus heutiger Sicht
„sicher“ an den Wahlen zum Europäischen Parlament teilzunehmen, 29 Prozent „eher schon“. Die Zahl jener, die
sich als Nicht-WählerInnen bekennen, ist hingegen recht gering: 12 Prozent antworten, dass sie „eher nicht“
ihre Stimme abgeben würden, 5 Prozent schließen das völlig aus („sicher nicht“).
Als wichtigsten Grund an den Europa-Wahlen teilzunehmen, nennen die befragten Jugendlichen, „weil ich von meinem
demokratischen Recht, zu wählen, immer Gebrauch machen möchte“ (94 Prozent „sehr wichtiger/wichtiger
Grund“), gefolgt von dem Wunsch, „dass Österreich in der EU gut vertreten ist“ (92 Prozent). 83 Prozent führen
als Wahlmotiv an, dass das „EU-Parlament eine wichtige Institution ist“, 75 Prozent wählen, weil sie „grundsätzlich
der EU positiv gegenüberstehen“. 70 Prozent begründen ihre Wahl damit, jene Partei stärken zu wollen,
die sie auch sonst favorisieren.
Wichtigstes Motiv für die Nichtteilnahme an der EU-Wahl ist das Gefühl, nicht ausreichend informiert
zu sein – insgesamt 72 Prozent führen dies als „sehr wichtigen bzw. wichtigen“ Grund an. „Dass die eigene
Stimme nicht zählt“, wird von 49 Prozent als Argument genannt, 44 Prozent halten die EU-Wahl als solche für
nicht wichtig, 38 Prozent sagen, dass „Österreich in der EU ohnehin nichts zu sagen hat“. Eine grundsätzliche
EU-Ablehnung ist für 22 Prozent der deklarierten NichtwählerInnen Grund, am Wahlsonntag zu Hause zu bleiben.
69 Prozent aller befragten Jugendlichen sagen, dass sich die Europäische Union besonders um den Klima- und
Umweltschutz kümmern sollte. Gleichauf an zweiter Stelle wünschen sich die Befragten, dass die EU „die
Kluft zwischen Arm und Reich verringert“ bzw. „die Zuwanderung von Flüchtlingen regelt“ (je 62 Prozent). Für
56 Prozent sollte sich die EU engagieren, „Arbeitsplätze zu schaffen“, 55 Prozent halten das Engagement für
die Menschenrechte für besonders wichtig. Die Bekämpfung des internationalen Terrorismus sollte für
49 Prozent ganz oben auf der EU-Agenda stehen. Seltener werden dagegen eine „Verstärkung europäischer
Jugendaustauschprogramme“ (24 Prozent) sowie „der Ausbau der Digitalisierung“ (23 Prozent) genannt.
Eine Mehrheit (82 Prozent) ist der Ansicht, dass das Europäische Parlament „sehr großen/großen“
Einfluss auf Entscheidungen der EU hat. Ein Fünftel hält seinen Einfluss dagegen für „eher/sehr
gering“.
Was die persönliche Wahrnehmung des Europäischen Parlaments im Alltag betrifft, so geben 9 Prozent an,
„fast täglich“ darüber "zu hören, zu lesen oder zu sehen“, für 23 Prozent trifft dies
nach eigenen Angaben „mehrmals in der Woche“ zu, für 24 Prozent „mehrmals im Monat“. Ein Drittel der Befragten
(32 Prozent) nimmt das EU-Parlament dagegen „seltener“ wahr, 12 Prozent „nie“.
„Die Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre war ein entscheidender demokratiepolitischer Schritt. Österreich
ist auf EU-Ebene neben Malta noch immer das einzige Land, im dem sie umgesetzt wurde. Das alleine genügt jedoch
noch nicht. Es braucht einen Schwerpunkt Europa in der LehrerInnenausbildung sowie ein eigenes Fach „politische
Bildung“ für alle Schultypen, mit dem Ziel kritisches Denken und politisches Interesse bei Jugendlichen zu
fördern und das Verständnis für europäische Zusammenhänge und grenzüberschreitende
Fragen zu erhöhen“, schließt Schmidt.
Hintergrund:
Die Umfrage wurde im Rahmen der Wanderausstellung sowie Berufsschultour „EUROPA#wasistjetzt“ österreichweit
durchgeführt. 3704 Jugendliche an 63 Schulen wurden im Zeitraum September 2018 bis Mitte Mai 2019 schriftlich
befragt, davon sind 2771 bei den Wahlen zum Europäischen Parlament wahlberechtigt.
Angaben zum Gesamt-Umfragesample: 16 Prozent der Befragten waren 15 Jahre, 61 Prozent 16 bis 18 Jahre und 23 Prozent
19 Jahre und älter. 46 Prozent Schüler, 54 Prozent Schülerinnen; Einbezogene Schultypen: 60 Prozent
Berufs-, Fachschule, 21 Prozent AHS, 18 Prozent BHS. Bundesländerverteilung in Prozent: BGLD: 7, KTN: 6, NÖ:
25, OÖ: 9, SBG: 6, STMK: 10, TIR: 7, WIEN: 26, VBG: 4.
Auswertung der Umfrage: Sozialwissenschaftliche Studiengesellschaft. Fehlende Werte auf 100 Prozent = "Keine
Angabe".
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