Wien (rk) - Wiens Bürgermeister Michael Ludwig lud am Abend des 21. Mai ins Rathaus, um Margit Fischer
zu ehren: Die Gattin des ehemaligen österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer bekam im Stadtsenatssitzungssaal
vor großem Publikum den Ehrenpreis des Viktor-Frankl-Fonds verliehen. Zu Gast waren unter anderem Kulturstadträtin
Veronica Kaup-Hasler, Finanzstadtrat Peter Hanke, der ehemalige ÖGB-Präsident Erich Foglar, Arbeiterkammer-Präsidentin
Renate Anderl, Bundesminister a.D. Karl Blecha, die ehemalige Nationalratsabgeordnete Heide Schmidt und natürlich
auch Ehemann Heinz Fischer. Die Laudatio auf Margit Fischer hielt Cecily Corti, selbst Trägerin des Viktor-Frankl-Preises.
Fischer bekam den Viktor-Frankl-Preis in Anerkennung ihres langjährigen Engagements als Vorsitzende des österreichischen
Frauenrates sowie für ihre Tätigkeit im Verein „ScienceCenter-Netzwerk“ verliehen. Das lebenslange Wirken
Fischers und ihre Hingabe für den Menschen würden stark dem sinnorientierten humanistischen Therapiebild
Frankls entsprechen, so die Begründung des Fonds-Kuratoriums.
In seiner eröffnenden Rede würdigte Bürgermeister Ludwig das philanthropische Engagement Fischers:
Sie verfüge - wie Viktor Frankl - über eine optimistische Lebenseinstellung, die sie zum Wohl der Menschen
einsetze. Frankl habe sich trotz seiner schrecklichen Erfahrungen in verschiedenen Konzentrationslagern nicht brechen
lassen - ganz im Gegenteil: Sein Optimismus und Tatendrang machten ihn zu einem bedeutenden Mediziner und Psychotherapeuten.
Seine Zeit in Konzentrationslagern habe er nach seiner Befreiung im Werk „…trotzdem Ja zum Leben sagen – ein Psychologe
erlebt das Konzentrationslager “ verarbeitet. Mit seiner Arbeit habe er unzähligen Menschen geholfen und „jungen
Generationen neue Perspektiven eröffnet“. Die Stadt Wien orientiere sich stark an dem Gesamtwerk Frankls,
so Ludwig. Der 1999 ins Leben gerufene Fonds habe den Zweck, „junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu
motivieren, im Sinne Frankls weiterzuarbeiten und seine optimistische Grundhaltung aufrecht zu erhalten“. Durch
ihr Engagement im Verein ScienceCenter-Netzwerk habe Margit Fischer allen Menschen den Zugang zu Wissenschaft ermöglicht
und den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft angeregt. „Mit dem Viktor-Frankl-Preis wollen wir zum Ausdruck
bringen, dass wir dich nicht nur als Person sehr schätzen, sondern auch für dein Wirken in diesem ganz
wichtigen Netzwerk“, schloss Ludwig.
Margit Fischer freute sich „aus vielen Gründen ganz außerordentlich“ über den Preis: So hätten
sie und ihre Familie der Stadt Wien viel zu verdanken. Bei ihrer Rückkehr aus der schwedischen Emigration
hätten sie eine Wohnung in der Per-Albin-Hansson-Siedlung bekommen und ihr Vater einen Arbeitsplatz. Sie freute
sich, dass der Preis den Namen von Viktor Frankl trägt. Seine Persönlichkeit und Lebenswerk „beinhalten
so viel, was für mich und meine Familie von besonderer Relevanz ist“. Frankl habe so wie auch ihre Familie
die Torturen der Konzentrationslager erleben müssen und nahe Angehörige verloren. Fischer kritisierte
„die feindliche Einstellung gegenüber Flüchtlingen, die heute in bestimmten Kreisen anzutreffen ist“.
Das empfinde sie als „besonders schmerzlich und in manchen Fällen geradezu als abstoßend“. Wien müsse
jedenfalls „ein Leuchtturm für soziales Denken, für humanes Handeln moderne Kommunalpolitik bleiben“.
Über den Viktor-Frankl-Fonds
Viktor Frankl war Mediziner und Psychotherapeut und bekannt für die Begründung der Logotherapie und Existenzanalyse.
Im Jahr 1999 hat die Stadt Wien einen Fonds eingerichtet, um damit sein Lebenswerk zu würdigen und zu dokumentieren
sowie die Weiterentwicklung einer sinnorientierten und humanistischen Psychotherapie im Sinne Frankls zu sichern.
Bei der Realisierung dieser Zielsetzung arbeitet der Fonds eng mit dem Viktor-Frankl-Institut und der Familie Viktor
Frankls zusammen. Seit der Einrichtung des Fonds verleiht die Stadt nahezu jährlich einen Ehrenpreis, den
Margit Fischer gestern erhielt. Fischer reiht sich damit in die bisherigen PreisträgerInnen ein, zu denen
unter anderem Paul Watzlawick, Kardinal Franz König, Nobelpreisträger Prof. Erich Kandel, Jürgen
Habermas, Hugo Portisch, Physiker Heinz von Foerster sowie der Psychologe Giselher Guttmann gehören.
|