Die 24-stündige Multimedia-Dokumentation, an der auch die Österreichische Akademie
der Wissenschaften beteiligt war, erinnerte im Gedenkjahr 2018 an den „Anschluss"
Wien (öaw) - Am 11. und 12. März 1938 hat sich das Deutsche Reich Österreich einverleibt.
Hitlers Truppen wurden unter Freudenstürmen in Linz und am Wiener Heldenplatz willkommen geheißen. Exakt
80 Jahre nach dem „Anschluss“ hat die „Zeituhr 1938“, ein Multimediaprojekt mit Beteiligung der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften (ÖAW), im März 2018 diese dunklen Tage der nationalsozialistischen Machtübernahme
nachgezeichnet – unter anderem mit einem Liveticker, der direkt auf die Fassade des Bundeskanzleramts am Wiener
Ballhausplatz projiziert wurde.
Das digitale Projekt, konzipiert und umgesetzt vom Filmemacher Frederick Baker und wissenschaftlich geleitet von
Heidemarie Uhl sowie weiteren ÖAW-Historiker/innen, wurde nun am 21. Mai 2019 mit einem „Europa Nostra Award“
der Europäischen Kommission ausgezeichnet. Der 2002 ins Leben gerufene Preis ist eine der renommiertesten
Auszeichnungen auf dem Gebiet des europäischen Kulturerbes. Die „Zeituhr 1938“ erhält den Preis in der
Kategorie „Bildung, Ausbildung und Bewusstseinsbildung“.
Gefahren für Demokratien aufgezeigt
Am 80. Jahrestag des „Anschlusses“ im März 2018 hat das Projekt nicht nur vor Ort am Wiener Ballhausplatz
mit Filmen, Fotos und Tonaufnahmen, sondern auch über Internet, Radio, Fernsehen und Mobiltelefone Tausende
Menschen erreicht. Auch analoge Medien wie Postkarten wurden eingesetzt und Vorträge gehalten. Bis heute und
auch weiterhin ist die Zeituhr auf der Website des Haus der Geschichte Österreich in Form einer digitalen
Ausstellung abrufbar, in der die Ereignisse minutiös nachgezeichnet werden.
„Dieser neuartige Zugang ermöglicht ein nuancierteres Verständnis persönlicher Verantwortung, um
Demokratie und allgemeine Werte der Gesellschaft zu sichern“, begründete die international besetzte Jury ihre
Entscheidung, die Zeituhr zu prämieren. „Es formuliert die Gefahren von organisierter Propaganda, die in Verbindung
mit willfährigen Medien demokratische Werte untergraben kann, und unzutreffende kulturelle und soziale Tendenzen
fördern kann.“
Den insgesamt 25 Preisträger/innen des „Europa Nostra Awards“ aus 16 Ländern werden die Auszeichnungen
bei einem Festakt am 29. Oktober 2019 in Paris verliehen, der gemeinsam von EU-Kommissar Tibor Navracsics und Maestro
Plácido Domingo ausgerichtet wird und unter der Schirmherrschaft des französischen Präsidenten
Emmanuel Macron steht.
Förderung des Projekts
Gefördert wurde das Projekt „Zeituhr 1938“ vom Beirat für das Gedenk- und Erinnerungsjahr 2018/Bundeskanzleramt
der Republik Österreich, vom Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus,
vom Zukunftsfonds der Republik Österreich, von der Stadt Wien, dem Haus der Geschichte Österreich sowie
von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
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