Bischofsvikar P. Karl Schauer und Petra Zöchmeister-Lehner im Interview zum Diözesanjubiläum
2020:
Eisenstadt (martinus) - 2020 feiert die Diözese Eisenstadt ihr 60-Jahr-Jubiläum. Eingeläutet
werden die Feiern zum 60. Geburtstag der Diözese Eisenstadt, die am 15. August 1960 gegründet wurde,
mit dem Martinsfest am 11. November 2019. Als Hauptveranstaltung ist das große gemeinsame Fest der ganzen
Diözese am Pfingstmontag, dem 1. Juni 2020, im Schlosspark Esterházy geplant.
"Mit dem Diözesanjubiläum 2020 wollen wir aufrichtig danke sagen an all die vielen Menschen, die
die Kirche des Burgenlandes mitgeprägt haben und weiterhin prägen. Und wir wollen im gemeinsamen Feiern
mit den Menschen mutig in die Zukunft blicken", sagen Bischofsvikar P. Karl Schauer und Petra Zöchmeister-Lehner
(1. und 2. v.l., 1.Reihe) im Interview mit dem Medienbüro der Diözese Eisenstadt. Im Bild mit weiteren
VertrerInnen des Kernteams für die Jubiläumsvorbereitung: Christina Dragschitz, Robert Ganser, Karl Woditsch,
Andrea Lagler, Gerhard Grosinger, Richard Geier, Alexandra Kern und Bernhard Weinhäusel
Angesprochen und eingeladen sind alle Frauen und Männer, ältere Menschen, die Jahrzehnte die Kirche des
Burgenlandes mitgeprägt haben, und Jüngere, die die Zukunft der Kirche mit verantworten, Mädchen
und Burschen, die ihren Einsatz als Ministrantinnen und Ministranten, als Sternsinger tun, alle, die als Christen
in der Öffentlichkeit, in den Gemeinden, in Kultur und Gesellschaft, in der Wirtschaft und im Sozialbereich
tätig sind, besonders alle Ehrenamtlichen, die freiwillig und unbezahlt ihren Dienst tun und alle, die unser
Burgenland und die Kirche in diesem Land nachhaltig prägen. Es ist ein Fest mit den Menschen und ein Dank
an die Menschen.
Diverse Arbeitsgruppen, Verantwortungsträger, Leiterinnen und Leiter der Abteilungen stehen mitten in den
Vorbereitungsarbeiten. P. Karl Schauer und Petra Zöchmeister-Lehner vom Hilfswerk Fastenaktion und der Katholischen
Aktion koordinieren diese Vorbereitungs- und Planungsarbeiten. Im Interview mit dem Medienbüro der Diözese
Eisenstadt sprechen beide über Grundgedanken und Anliegen, über Ausrichtungen und Schwerpunkte des Jubiläumsjahres
2020 und des Diözesanfestes.
Medienbüro: Für das Jubiläumsjahr 2020 werden bereits intensiv Ideen gesammelt und ausgelotet,
um den 60. Geburtstag der Diözese zu feiern. Worum geht es beim Jubiläumsjahr insgesamt und was möchte
die Diözese Eisenstadt mit den Feierlichkeiten grundlegend vermitteln?
Bischofsvikar P. Karl Schauer: Kirche lebt immer auch vom gemeinsamen Feiern und wird im Feiern der Glaubenden
lebendig. Es ist wichtig, dem Feiern abseits der Erfordernisse und Ansprüche des Alltags Raum zu geben. Mit
diesem Diözesanfest wollen wir gezielt Aufmerksamkeit, Anerkennung und Achtung für die Vergangenheit
und die Zukunft im Miteinander als Glaubende vermitteln. Das Fest soll ein konkreter "Mutmacher" für
das künftige Unterwegssein als Diözese sein. Vor allem und ganz wesentlich soll es ein Fest des Dankes
sein.
Medienbüro: Dabei soll vor allem der Dank im Mittelpunkt stehen?
Petra Zöchmeister-Lehner, Geschäftsführerin Hilfswerk Fastenaktion: Dankbar Rückschau zu halten
ist sicher ein Kerngedanke des Diözesanjubiläums. Dieser Dank soll sich in verschiedener Weise und in
unterschiedlichen Veranstaltungen ausdrücken, vor allem aber bei der Hauptveranstaltung am 1. Juni 2020. Da
wollen wir ein Fest des Dankes mit allen Menschen des Burgenlandes feiern. Das Fest am Pfingstmontag soll kein
"Zur-Schau-Stellen" sein. Mit dem Fest wollen wir aufrichtig und ehrlich Danke sagen, den vielen Ehrenamtlichen
und allen Menschen unserer Diözese die immer wieder den Kopf hinhalten, die auch da sind, wenn's eng wird,
aber auch allen anderen die ihren finanziellen Beitrag leisten, dass Kirche in unserem Land bestehen kann. Die
BurgenländerInnen sind sehr bodenständige Menschen, die gerne auf Wallfahrt gehen, die gerne miteinander
feiern und gerne singen. Eigentlich sind wir sehr gesellige Menschen und genau da wollen wir als Kirche vor Ort
ansetzen und als Diözesanfamilie dieser Leidenschaft nachgehen und den Geburtstag unserer Diözese am
Pfingstmontag feiern.
P. Karl Schauer: Genau. Das Diözesanjubiläum als Dankfest möchte keine Inszenierung der "Institution"
Kirche sein. Es möchte unterstreichen, dass die Kirche die Gemeinschaft der Getauften ist – also die Vielzahl
der Menschen im Burgenland, die auf je unterschiedliche Weise dazu beitragen, dass Kirche lebendig ist. Die Kirche
ist kein "Insiderclub" und die Feiern zum 60-Jahr-Jubiläum sind keine "Selbstbeweihräucherung".
Kirche ist nur als Miteinander der Menschen, die alle Berufene sind, verstehbar. Sie, die in ihrem Handeln, Beten,
Gestalten und Wirken die Lebendigkeit der Kirche ausmachen, möchte das Jubiläumsjahr würdigen und
in Dankbarkeit in den Mittelpunkt stellen.
Medienbüro: An wen richtet die Diözese ihren Dank?
P. Karl Schauer: Ein solches Fest der ehrlichen Dankbarkeit richtet sich an alle, die an unserer Diözese mitgebaut
und mitgearbeitet haben. Es richtet sich ganz besonders an die vielen Ehrenamtlichen – von den PfarrgemeinderätInnen,
den Mesnern, Kantoren, HelferInnen bis hin zu Engagierte in der Caritas, der Katholischen Aktion und in vielen
anderen Bereichen. Danke sagen wollen wir allen Kirchenbeitragszahlerinnen und -beitragszahlern: ihr Beitrag bildet
die wirtschaftliche Grundlage für das Leben und Wirken als Gemeinschaft der Glaubenden. Der Dank gilt den
Entscheidungs- und Verantwortungsträgern in politischen, sozialen und kulturellen Institutionen. Und wenn
mit dem Geburtstag der Gründung und Genese der Diözese gedacht wird, so darf der Dank nicht innerhalb
der Diözesangrenzen stehenbleiben, sondern muss die Verzahnung und fruchtbaren Beziehungen im pannonischen
Raum, dem Herkunftsraum des heiligen Martin als unseren Diözesanpatron, in den Blick nehmen.
Petra Zöchmeister-Lehner: Für mich ist es immer wieder ein Phänomen, wie sehr Kirche das Gemeinschaftsgefühl
stärken kann. Ob bei unseren Gottesdiensten, den Wallfahrten, bei Prozessionen und vielem mehr. Da bewegt
sich wirklich was und das berührt ungemein das Herz. Wenn ich an meine Jugendzeit zurückdenke, dann sind
es genau diese gemeinschaftsstiftenden Momente, die mich heute noch stark machen und manchmal, wenn's sein muss
auch durchhalten lassen.
Als Botschaft des Jubiläums wünsche ich mir viele Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer, die ein
lebendiges Bild vom pilgernden Gottesvolk in unserer Zeit abgeben. Das sollte vor allem für die Zukunft bleiben.
Medienbüro: Das Stichwort "Mutmacher" als Anspruch des Jubiläumsfestes ist bereits gefallen.
Inwiefern kann dieser Geburtstag Kraft geben für künftige Herausforderungen und Aufgaben der Kirche im
Burgenland?
P. Karl Schauer: Als Fest des Dankes und einer aus dem Herzen kommenden Freude soll es auch eine Standortbestimmung
der Kirche in der heutigen Zeit, die geprägt ist durch Brüche und Hinterfragungen, sein. Zu dieser Standortbestimmung
gehört mit Sicherheit der Neue Pastorale Weg der Diözese, der durch die Modernisierung und Re-Strukturierung
der Seelsorgeräume auf die aktuelle Lebenssituation der Menschen, der Gesellschaft, der Kirche eingehen möchte
und sich als Einladung zur Teilhabe, als Eröffnung zu mehr Wirkungs- und Gestaltungsmöglichkeiten, zu
größeren Verantwortungs- und Handlungsbereichen in der Kirche versteht. Dieses "Mutmachen"
zur Teilhabe, zu einem aktiven, partizipativen Engagement in der Kirche, die nur lebt und lebendig ist im Miteinander
der Menschen, ist ein ganz wesentlicher Gedanke des Diözesanfestes.
Medienbüro: Die Vielfalt der Sprachen, Kulturen, Volksgruppen ist ein großer Schatz des Burgenlandes.
Welche Rolle spielt diese Vielfalt bei der Konzeption des Diözesanfestes?
P. Karl Schauer: Das Diözesanjubiläum 2020 wird ein Fest der Vielfalt sein, das der Vielstimmigkeit unseres
Landes und seiner Menschen ganz besonders Rechnung tragen wird. Die verschiedenen Volksgruppen des Burgenlandes
sind eine unschätzbare Bereicherung für die Diözese. Sie zu würdigen und zugleich herzlich
zum Mitwirken und Mitfeiern einzuladen ist uns ein zentrales Anliegen. Wir alle feiern ein Fest. Und dieses "alle"
möchte sich ausdrücklich und sehr herzlich auch an all jene wenden, die neu oder erst kürzlich zugezogen
sind, vielleicht noch nicht beheimatet sind, auch an jene, die von der Kirche enttäuscht oder verletzt wurden,
die sich entfremdet haben oder der Kirche fernstehen. Niemand darf ausgeschlossen oder abgewiesen werden. Auch
die Schwestern und Brüder aus den anderen christlichen Kirchen sind herzlich eingeladen, gemeinsam mit uns
dieses Fest zu feiern. Uns trennt nicht mehr die Verschiedenheit, sondern uns eint das gemeinsame Suchen und Fragen
im Hören auf das Evangelium, beschenkt durch den Geist Gottes, der eint und versöhnt, aber nicht trennt.
Ganz besonders möchten wir uns vor der jüdischen Religion, Kultur, Geschichte und Gegenwart in Demut
verneigen. Und als Martinsdiözese dürfen wir nie vergessen, dass wir als Kirche für die Ränder
der Gesellschaft, für die Armen und Schutzsuchenden, für die Leidenden und seelisch oder körperlich
Verwundeten da sind.
Medienbüro: Einige große Fixpunkte im Festkalender des Diözesanjubiläums sind bereits avisiert.
Gewähren Sie uns Einblick in einige dieser Highlights?
P. Karl Schauer: Eröffnet wird das Jubiläumsjahr mit dem Martinsfest am 11. November 2019. Die Festpredigt
wird Altbischof Paul Iby halten, der zugleich seinen 85. Geburtstag und sein 60-jähriges Priesterjubiläum
feiern wird. Im Rahmen der Festakademie im Eisenstädter Haus der Begegnung wird der Ethiker und Theologe Prof.
Leopold Neuhold den Festvortrag halten. Am 19. Jänner 2020 feiern wir in Güssing das Fest des Seligen
Ladislaus Batthyány. Die Hauptveranstaltung des Diözesanjubiläums wird am Pfingstmontag, dem 1.
Juni 2020, im Schlosspark von Schloss Esterházy in Eisenstadt stattfinden. Auf die Festmesse am Vormittag,
in deren Mittelpunkt die Danksagung stehen wird, wird ein Fest der Begegnung und der Vielfalt mit einem bunten
Programm folgen. Geplant ist außerdem eine Prozession zum Martinsdom, wo eine Sendungs- und Segensfeier stattfinden
wird. Alle sind auf das Herzlichste zum Mitfeiern eingeladen. Am 15. August, dem Gründungstag der Diözese,
wird es am Abend eine Gedenkfeier am Oberberg mit Lichterprozession vom Oberberg durch die Hauptstraße zum
Martinsdom geben. Die Pilgerfahrt im Rahmen des Diözesanjubiläums wird vom 23. bis 30. Oktober 2020 nach
Rom führen. Und den Abschluss des Jubiläumsjahres wird schließlich das Martinsfest am 11. November
2020 bilden.
Medienbüro:Wie laufen die aktuellen Vorbereitungen? Wie ist der Stand der Dinge?
Petra Zöchmeister-Lehner: Die Vorbereitungen sind im vollen Gange. Einige Mitglieder des Kernteams sind vorerst
einmal in den Dekanaten bei den Priesterkonferenzen und den Dekanatsratssitzungen unterwegs. Wir wollen den Menschen
in den Pfarren aus erster Hand die Vorhaben zum Jubiläum vorstellen. Natürlich werden bei dieser Gelegenheit
gleich Ideen und Verbesserungsvorschläge für die Veranstaltungen anlässlich des Jubiläums aus
den Pfarren gesammelt. Diese wollen wir so gut wie möglich beachten und einbringen. Parallel dazu arbeiten
unsere Mitarbeiter vom Archiv auf Hochtouren mit der Aufbereitung unserer Diözesangeschichte. Ansonsten engagieren
sich unterschiedliche Abteilungen der Diözesanstelle wie das Pastoralamt, das Bauamt, die Abteilung Medien-
und Öffentlichkeitsarbeit, die verschiedenen Bereiche der Katholischen Aktion und viele andere. Nur so viel
sei vorweggenommen: Es wird ein buntes, ansprechendes Programm am Pfingstmontag geben. Es wird für jede und
jeden etwas dabei sein.
Medienbüro: Und worauf freuen Sie sich ganz persönlich im Hinblick auf das Jubiläumsjahr?
Petra Zöchmeister-Lehner: Ich freue mich ganz besonders auf die Begegnung mit Menschen in unserer Diözese,
mit denen ich vielleicht ohne das Jubiläum nicht zusammengekommen wäre. Das darf ich zum Teil jetzt schon
erleben. Dann freue ich mich auf die spannende Zeit der Vorbereitung, wenn es stressig wird. Ich arbeite gerne
unter Druck und mag Herausforderungen. Für mich bedeutet Stillstand immer Rückschritt. Ganz besonders
freue ich mich, wenn wir hoffentlich bei den unterschiedlichen Veranstaltungen, vor allem aber bei der Hauptveranstaltung
zu Pfingsten 2020 das Gemeinschaftsgefühl erleben dürfen. Wenn wir als Diözesanfamilie hoffentlich
ein wenig zusammenwachsen und spüren, dass wir nicht alleine sind. Sondern, dass es viele Menschen in unserer
Diözese gibt, die ihre Talente und Fähigkeiten in unterschiedlicher Weise einbringen.
Medienbüro: Wie lässt sich in einem einzigen Satz der Anspruch des Diözesanjubiläums 2020
auf den Punkt bringen?
P. Karl Schauer: Das Diözesanfest soll ein Fest MIT den Menschen sein, ein Fest des Dankes und der Herzen
des gesamten Gottesvolkes, getragen von der Sprache dieses Gottesvolkes.
Medienbüro: Vielen herzlichen Dank für das Gespräch!
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