Wissenschafter der Karl Landsteiner Privatuniversität Krems entwickeln innovatives Tool
für Erhebung psychologischer Daten und testen es mit "Lachen im Alltag".
Krems (pr&d) - Software für ein innovatives Wearable, das die Datenerhebung bei psychologischen
Studien optimieren kann, wird derzeit von Wissenschaftern der Karl Landsteiner Privatuniversität Krems (KL
Krems) entwickelt. Getestet werden wird das Gerät mit ca. 150 Probandinnen und Probanden in einer Studie zum
"Lachen im Alltag". Der Vorteil des als Armband getragenen Wearables liegt in seiner raschen Verfügbarkeit
zur Datenerfassung und in seiner einfachen Bedienung. Diese Vorteile kommen besonders bei psychologischen Studien
zum Tragen, bei denen es um die Selbsterfassung von Alltagserfahrungen geht (Experience Sampling Method). Bei diesen
dienen traditionell schriftliche Aufzeichnungen oder Smartphones zur Datenerhebung, was jedoch zu Verzerrungen
der Ergebnisse führen kann.
Egal, ob es um Rauchen, Essen oder Sex geht - das Alltagsverhalten von uns Menschen mit wissenschaftlichen Methoden
zu untersuchen, ist für Psychologen und Psychologinnen gar nicht so einfach. Denn die zur Datenerhebung notwendigen
Maßnahmen stören oftmals unser Verhalten und beeinflussen so die Ergebnisse. Eine in psychologischen
Studien häufig angewendete Methode wird als "Experience Sampling Method" (ESM) bezeichnet und beruht
auf Selbstbeobachtungen der Probandinnen und Probanden. Diese führen Tagebücher zu ihren Handlungen,
Gedanken, Gefühlen u. v. m. Wurden diese Aufzeichnungen früher meistens handschriftlich gemacht, so dienen
heute oftmals Smartphone-Apps dazu. Doch selbst das Nutzen dieser modernen Tools führt unweigerlich zu Störungen
des Verhaltens. Einen wesentlich eleganteren Lösungsansatz - welcher derzeit an der KL Krems am Department
Psychologie und Psychodynamik entwickelt wird - bietet da ein smartes Wearable.
Allzeit bereit!
Prof. Stefan Stieger vom Department Psychologie und Psychodynamik der KL Krems sind die Vor- und Nachteile von
Smartphone-Apps für die ESM gut bekannt. Allein in den letzten Jahren führte seine Arbeitsgruppe mehrere
Studien auf diese Weise durch. Große Datenmengen können so rasch und präzise gewonnen werden, doch
greift jede App-Nutzung auch in das akute Verhalten ein: Phone raus und aktivieren, App hochfahren, geforderte
Aktivität ausführen, App runterfahren, Phone aus und wegstecken. "Will man da zum Beispiel eine
Studie zum Rauchverhalten durchführen", meint Prof. Stieger, "in der die Beteiligten aufgefordert
sind, das akute Verlangen nach einer Zigarette in der App zu protokollieren, dann vergeht denen - übertrieben
gesagt - die Lust am Rauchen allein schon deswegen. Wieviel einfacher wäre es da, nur einen Knopf am Handgelenk
drücken zu müssen?"
Genau ein solches Wearable programmieren Prof. Stieger und sein Team nun gerade basierend auf einem sogenannten
frei erhältlichen ‚development board'. Was zunächst recht einfach klingt, ist in Wirklichkeit eine größere
Herausforderung. Zwar gibt es viele smarte Wearables für den Sport, die Körperfunktionen wie Blutdruck
u. Ä. autonom erfassen, doch ein Wearable für ESM-Studien muss anderes können. Dazu Prof. Stieger:
"Es muss für wissenschaftliche Zwecke universell einsetzbar sein, deswegen wird es eine Open-Source-Lösung
sein. So können je nach Studienprotokoll verschiedene Funktionen programmiert werden." Dabei muss das
Wearable autonom agieren, darf nur einen geringen Stromverbrauch aufweisen, muss Daten unabhängig von einem
Netzwerk speichern und zudem günstig, wind-, wasser- und schlagfest sein.
Testen ist am besten
Tatsächlich konnte das Team bereits Prototypen programmieren, sodass nun Tests beginnen können. Dazu
greift Prof. Stieger auf ein wahrlich erfreuliches Verhalten des Menschen zurück: das Lachen. Dieses analysierte
er bereits im Rahmen einer ESM-Studie, die Smartphones zur Datenerhebung nutzte. "Ein guter Teil der Teilnehmerinnen
und Teilnehmer, nämlich fast 30 Prozent, klagte aber auch darüber, dass sie ihre Smartphones nicht immer
und überall dabeihatten bzw. es einfach störend fanden, diese in einer geselligen Gruppe herauszuholen,
um das Lachen zu protokollieren" reflektiert Prof. Stieger. "Ein kleiner Click auf ein dezentes Wearable
am Handgelenk wäre da einfacher gewesen." Genau das ist es, was er in dem Test zum "Lachen im Alltag"
mit mehr als hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern anbieten wird. Dabei wird er eine Vergleichsstudie mit Personen
machen, die nochmals eine Smartphone-App nutzen sollen. Ein Vergleich sollte dann - so Prof. Stiegers Hypothese
- zeigen, dass die Wearable-Gruppe akkuratere Daten liefert und die Art der Datenerhebung das Ergebnis also beeinflusst.
Bereits in den letzten Jahren verschaffte Prof. Stieger dem Department Psychologie und Psychodynamik der KL Krems
mit seinen ESM-basierten Studien zum Alltagsverhalten von Menschen einen internationalen Ruf. Dabei setzte er von
Anbeginn auf moderne Formen der Datenerhebung. Mit der eigenen Entwicklung eines speziell für wissenschaftliche
Zwecke geschaffenen Wearables bestätigt er erneut die innovativen Ansätze der KL Krems zum Erkenntnisgewinn
in wichtigen Brückendisziplinen wie u. a. der Medizintechnik, der Psychologie und Psychodynamik.
Über die Karl Landsteiner Privatuniversität Krems
Die Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (KL) ist Wegbereiterin und Katalysatorin
für zukunftsorientierte, gesellschaftlich relevante Lehr- und Forschungsbereiche in der Medizin, Psychologie
und den Gesundheitswissenschaften. In diesem Sinne fokussiert sie auf ein fächerübergreifendes, international
ausgerichtetes Studienprogramm, das eine sinnvolle Ergänzung zum klassischen Ausbildungsangebot der öffentlichen
Universitäten darstellt. Mit ihrem europaweit anerkannten Bachelor-Master-System stellt die KL eine flexible
Bildungseinrichtung dar, die auf die Bedürfnisse der Studierenden und Anforderungen des Arbeitsmarkts abgestimmt
ist. In der Forschung konzentriert sich die KL gezielt auf Nischenfelder in gesundheitspolitisch relevanten Brückendisziplinen
wie der Medizintechnik, der Psychologie und Psychodynamik sowie dem Thema Wasserqualität und den damit verbundenen
gesundheitlichen Aspekten. Die KL wurde 2013 gegründet und von der Österreichischen Agentur für
Qualitätssicherung und Akkreditierung (AQ Austria) akkreditiert.
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