„Klassentreffen“ zum Runden
Graz (stadt) - So manches Kapitel in und für die Stadt Graz schrieb Altbürgermeister Alfred Stingl
in seiner 18-jährigen Amtszeit als Grazer Stadtoberhaupt. Bürgermeister Siegfried Nagl hatte sich für
den 80. Geburtstags Stingls deshalb etwas Besonderes ausgedacht. Er überreichte ihm standesgemäß
im Bürgermeisteramt zwei ganz besondere Bücher: Darin wurden alle BIGs gebunden, die während der
gemeinsamen Stingl-Nagl Ära erschienen sind.
Noch überraschter war der Jubilar aber ob der GratulantInnenschar, die sich in seiner einstigen Wirkungsstätte
einfand, "manche behauptet, es war bzw. ist unser Zuhause" so ein augenzwinkernder Nagl. Es kam nämlich
so etwas ähnliches wie Klassentreffenstimmung aus, schließlich drängten sich ehemalige und amtierende
Stadtregierungs- und Gemeinderatsmitglieder um den sichtlich bewegten Stingl.
Die einstigen StadträtInnen Hans Pammer, Ferdinand Spielberger, Ernest Kaltenegger, Ruth Feldgrill-Zankel,
Helga Konrad, Gerhard Rüsch, Maxie Uray-Frick, Richarda Mandl, Wolfgang Messner, Peter Weinmeister, Helmut
Strobl, Franz Josel sowie Werner Stoiser und die nunmehrigen DenkerInnen und LenkerInnen in der Stadt, Mario Eustacchio,
Kurt Hohensinner, Günter Riegler, Judith Schwentner, Elke Kahr, Robert Krotzer, Michael Ehmann, Peter Piffl-Percevic,
Karl Dreisiebner und Sissy Potzinger stießen auf Stingl an, der die vielen positiven Gedanken und Erzählungen,
die Nagl in seiner Rede vorbereitet hatte, gerne "über sich ergehen ließ".
Nagl strich unter anderem hervor, dass es Stingl wie kaum ein anderer verstand, "noch so tiefe Gräben
zu überwinden und schon früh erkannte, dass Bildung und Ausbildung der Schlüssel für die Lösung
vieler Probleme ist. Wir haben Graz parteiübergreifend zur Menschenrechtsstadt gemacht, interreligiöse
und interkulturelle Brücken gebaut, für die neue Stadthalle, die Listhalle, das Kunsthaus und vieles
mehr gesorgt. Und er stand und steht für einen ganz besonderen und wertschätzenden Umgang mit dem politischen
Gegenüber. Davon zeugen auch die vielen Gäste aus allen Fraktionen, die heute ihre Wertschätzung
und Freundschaft ausdrücken."
Bevor Stingl seine Dankesrede halten konnte, gab es noch eine kurze Unterbrechung durch einen ganz besonderen "Party-Crasher".
"Ich hab mich heute einfach selbst einladen müssen", scherzte Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer
und überreichte Stingl sogleich einen wanderbaren Rucksack. "Es ist sicher schon der fünfzigste,
den er bekommt und ich fürchte, er beinhaltet auch den obligatorischen Apfelstrudel." (Anm.: Stingl wurde
einst über seine Lieblingsspeise befragt, worauf er "Apfelstrudel" antwortete. Seither gibt es kaum
eine Anlass, bei dem er nicht mit der Mehlspeise "beglückt" wird).
Alfred Stingl, der bereits 1968 dem Grazer Gemeinderat angehörte, 1973 als Stadtrat, 1983 als Vizebürgermeister
und von 1985 bis 2003 als Bürgermeister die Geschicke der Stadt leitete: "Danke Sigi, die Überraschung
ist dir heute wirklich gelungen. Es ist so viel Interessantes und Gutes gesagt worden, dass es schwerfällt,
das herauszufiltern, was uns gemeinsam bewegt hat und was wir bewegen konnten. Bei all dem Lob ist mir eine Botschaft
besonders wichtig: Allein schafft man nichts oder fast nichts. Dieser Hochmut kommt niemanden zu. Besser ist es,
man arbeitet und intensiviert in der Gemeinschaft jener, denen Verantwortung übertragen wurde. Es hilft auch,
wenn man die Sorgen von Persönlichkeiten aus anderen Fraktionen ernst nimmt und über die eigenen Kompetenzen
hinaus mitdenkt, Lösungen zu finden. Wenn man sich auf der menschlichen Ebene versteht, auf Augenhöhe
miteinander kommuniziert und andere Vorschläge respektiert, kann viel Gutes für alle entstehen."
Das Geburtstagskind hatte zudem einen Wunsch an die Stadt bzw. Bürgermeister Nagl. Doch eine Patenschaft für
eines oder mehrere jener Bücher aus dem Stift Rein zu übernehmen, das dringend restauriert werden muss.
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