Salzburger Landesaktionsplan startet und baut Barrieren ab – Interview mit Jörgis Maislinger
Salzburg (lk) - Der Landesaktionsplan zur gleichberechtigten Teilhabe und Inklusion will die Lebenssituation
von Menschen mit Behinderungen im Land Salzburg verbessern. „Barrieren und Hindernisse abbauen, Gleichberechtigung
in allen Lebensbereichen vorantreiben, das wollen wir gemeinsam mit Menschen mit Behinderungen erreichen“, so Sozialreferent
Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn.
Der Landesaktionsplan wurde kürzlich mit dem Ziel gestartet, die UN-Behindertenrechtskonvention im Bundesland
Salzburg umzusetzen. Gemeinsam mit Betroffenen, Trägerorganisationen, Interessensvertretungen, Entscheidungsträgern
aus Wirtschaft, Bildung und Politik wird bis Juli 2020 ein Fahrplan erstellt.
„Viele Barrieren müssen erst abgeaut werden“
Das Landes-Medienzentrum (LMZ) hat mit Jörgis Maislinger über den Aktionsplan gesprochen und was sie
motiviert, mitzumachen. Als Selbstvertreterin arbeitet sie in der Gruppe Information, Kommunikation und Medien
mit.
LMZ: Was war die Motivation, an diesem Landesaktionsplan mitzuwirken?
Maislinger: Als Fotografin beschäftige ich mich schon länger damit, Menschen mit Behinderungen in die
Öffentlichtkeit zu tragen. Das heißt, sie sichtbar zu machen und aus dem Verborgenen herauszuholen.
Dabei geht es mir immer darum, ein realistisches Bild zu zeigen, sie darzustellen, wie sie sind. Das ist auch Ziel
meiner Arbeit beim Landesaktionsplan: Das alles gemeinsam zu erreichen.
LMZ: Was sind für Sie die wichtigsten Punkte, die umgesetzt werden sollen?
Maislinger: Es geht mir vor allem um das Thema Bildung. Menschen mit Behinderungen muss die gleichberechtigte Teilhabe
ermöglicht werden. Da gilt es noch viele Barrieren abzubauen und Angebote auszubauen, wie zum Beispiel die
Gebärdensprache. Diese ist in anderen Ländern schon oft bei TV-Übertragungen selbstverständlich,
wird bei uns jedoch noch sehr stiefmütterlich behandelt. Aufholbedarf gibt es auch bei der Untertitelung für
Menschen mit Hörschwäche, die keine Gebärdensprache sprechen. Das Argument lautet hier oft: Dafür
ist die Zielgruppe zu klein. Da kann man, vor allem wenn man auch selber davon betroffen ist, nur den Kopf schütteln.
LMZ: Welche Voraussetzungen braucht es dazu?
Maislinger: Dass alle an einem Strang ziehen und dass man die Selbstvertreter wirklich ernst nimmt. Wünschen
würde ich mir auch, dass die Politik in diesen Fragen stärker zusammenarbeitet und einfach mehr auf Barrierefreiheit
setzt, statt auf Essiggurkerlkunst.
LMZ: Wie sind Stadt und Land in puncto Barrierefreiheit aufgestellt?
Maislinger: Nun, es hat sich in den vergangenen Jahren schon einiges getan, dennoch hapert es noch an vielen Stellen.
Das beginnt bei baulichen Behinderungen - es gibt nach wie vor zu wenig rollstuhlgerechte Zugänge - und geht
hin bis zu Diskriminierungen von Menschen mit Behinderungen. Der Aktionsplan des Landes ist hier ein guter Start,
dass etwas in Gang gesetzt wird.
Jörgis Maislinger
Die „Selbstvertreterin“ ist in Klagenfurt geboren, in Spittal an der Drau aufgewachsen und seit einigen Jahren
stark hörbeeinträchtigt. Die „Wahlsalzburgerin“ hat die Familien- und Pflegehelferausbildung der Caritasschule
absolviert. Als Fotografin setzt sie sich vor allem für Menschen mit Behinderungen ein und sich mit dem Thema
auseinander.
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