Auinger: Erinnerungskultur im öffentlichen Raum sichtbar machen
Salzburg (stadt) - Rosa Hofmann hätte am 27. Mai 2019 ihren 100. Geburtstag gefeiert. Tatsächlich
wurde sie nicht einmal 24 Jahre alt: Weil sie im Jahr 1942 Flugblätter gegen den Wahnsinn des Weltkrieges
verbreitet hatte, wurde sie von den Nationalsozialisten verhaftet, in das Strafgefängnis Berlin-Plötzensee
gebracht und dort am 9. März hingerichtet. Wie Rosa Hofmann wurden auch weitere widerständige Frauen
in Salzburg von den Nationalsozialisten ermordet – weil sie als Sozialistinnen, Kommunistinnen oder aufgrund persönlicher
Überzeugungen Widerstand gegen bzw. Kritik am Hitler-Regime geleistet hatten.
An sie alle erinnert nun das Memorial für Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus im Maxglaner
Stölzlpark, das am 27. Mai der Öffentlichkeit in einer Feierstunde übergeben wurde.
Bürgermeister Harald Preuner dankte in seiner Begrüßung all jenen Menschen, die sich auf Seiten
des KZ-Verbandes, der Kulturabteilung, des Kunstbeirats, des Stadtarchivs und in der Gesellschaft für die
Erweiterung der Gedenkstätte eingesetzt haben.
„Wir stehen hier aus mehreren Gründen“, sagte Kulturressortchef Vizebürgermeister Bernhard Auinger in
seiner Rede, „zum einen aus Respekt vor Rosa Hofmann und vielen anderen engagierten und mutigen Frauen, die für
ihren Mut und ihren Widerstand gegen den Nationalsozialismus und die Kriegsgräuel mit dem Leben bezahlt haben.
Zum anderen, um die Erinnerungskultur im öffentlichen Raum der Stadt Salzburg möglichst sichtbar und
spürbar zu machen.“ In der Geschichtsforschung habe das Thema des Widerstandes von Frauen erst relativ spät
Eingang gefunden, so Auinger. Gerade der bildenden Kunst gelinge es aber, den Betrachter, die Betrachterin auf
einer emotionalen und sinnlichen Ebene anzusprechen. „Kunst im öffentlichen Raum ist daher für mich ein
probates Mittel, um die zeitgeschichtliche Forschung zu ergänzen.“
Karin Hofer und Katharina Schmid als Sprecherinnen des KZ-Verband wiesen in ihren Ansprachen auf die essentielle
Bedeutung von Erinnerungskultur hin, damit die Gräuel und der Wahnsinn der NS-Zeit nie wieder möglich
würden.
Festredner Martin Hochleitner, Direktor des Salzburg Museum und Mitglied des Kunstbeirats, hob die künstlerisch
überzeugende Umsetzung des Memorials hervor und dankte Iris Andraschek für ihre eingehende Auseinandersetzung
mit den Schicksalen der widerständigen Salzburgerinnen.
Hintergrund
Im Sommer des Gedenkjahres 2018 hat die Abteilung 2- Kultur, Bildung & Wissen, einen geladenen Wettbewerb
zur künstlerischen Erweiterung des Rosa Hofmann Gedenksteins im Stölzlpark ausgeschrieben, mit der Zielsetzung,
an die Biografien von weiteren widerständigen Frauen in Salzburg zu erinnern, die ebenfalls von den Nationalsozialisten
ermordet wurden. Die Initiative zur Neugestaltung ging vom KZ-Verband Salzburg aus, der insbesondere auch auf die
Schicksale von Frauen aufmerksam gemacht hatte, die einfach abgeholt und ohne Verfahren hingerichtet wurden.
Die Jury, bestehend aus Mitgliedern des Fachbeirats für Kunst im öffentlichen Raum und Vertreterinnen
des KZ-Verbandes Salzburg, wählte das Projekt von Iris Andraschek zur Umsetzung aus.
Sie hat die Namen, Lebensdaten und den Ort der Ermordung durch die Nazis auf eine gewölbte Leinwand aus
armiertem Kunststein graviert, die zugleich eine neue Position und einen fokussierenden Hintergrund für den
Rosa Hofmann Gedenkstein bildet. Als Schrift wählte Iris Andraschek die „Friedländer“, die von der 1936
emigrierten jüdischen Kalligraphie-Künstlerin Elizabeth Friedländer entworfen wurde.
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