Erneuter Rückgang des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex: Das zweite Monat in
Folge bleibt der Indikator mit aktuell 48,3 Punkten im Mai unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten
Wien (bank austria) - Die Verlangsamung der Industriekonjunktur in Österreich ausgehend vom Höhepunkt
zum Jahreswechsel 2017/18 schreitet weiter voran. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist im Mai auf
48,3 Punkte gesunken. Damit liegt der Indikator nach einer vierjährigen Aufschwungsphase nun den zweiten Monat
in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten“, sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer
und ergänzt: „Im europäischen Vergleich zeigt sich die heimische Industrie jedoch weiterhin in einer
relativ guten Verfassung. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für die Eurozone liegt nach einem erneuten
Rückgang auf 47,7 Punkte unter dem österreichischen Wert.“ Insbesondere der deutsche Einkaufsmanagerindex
mit nur 44,3 Punkten belastet das europäische Ergebnis, das auch von leichten Rückgängen in Italien
und Spanien gekennzeichnet ist. Der französische Index konnte hingegen im Mai die Wachstumsschwelle wieder
überschreiten.
Die zumeist ungünstigen Vorgaben aus dem europäischen Ausland schlagen sich dämpfend auf die Entwicklung
der Industrie in Österreich nieder. „Die andauernde Verschlechterung der Auftragslage, insbesondere das nachlassende
Exportgeschäft, haben im Mai zu einem Rückgang der Produktionsleistung in Österreich geführt.
Während die Beschäftigung noch etwas zunahm, ist angesichts der geringeren Nachfrage die Einkaufsmenge
stark reduziert worden, die Bestände in den Verkaufslagern nahmen zu und die Lieferzeiten sind deutlich gesunken“,
so Bruckbauer zu den wichtigsten Details der monatlichen Umfrage unter Einkaufsmanagern aus der heimischen Industrie.
Produktionsleistung sinkt
Mehr als vier Jahre hat der Produktionsindex mit Werten über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten auf eine
ununterbrochene Ausweitung der Produktion der heimischen Industrie hingewiesen. „Die historisch längste Phase
einer monatlichen Steigerung der Produktionsleistung der österreichischen Industrie seit Beginn der Ermittlung
des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Oktober 1998 ist zu Ende gegangen. Der Produktionsindex ist
erstmals seit 50 Monaten auf 48,5 Punkte und damit unter die Wachstumsschwelle gesunken. Die Aufarbeitung von Auftragsrückständen
konnte das seit einem halben Jahr rückläufige Neugeschäft nicht mehr gänzlich ausgleichen“,
meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Die Verschlechterung der Auftragslage ist weiterhin vorwiegend durch die nachlassende Exportnachfrage bestimmt.
Im Mai hat sich der Rückgang des Neugeschäfts aus dem Ausland sogar erneut beschleunigt. Da die heimischen
Unternehmen nach der langen Hochkonjunktur jedoch auf volle Auftragsbücher zurückgreifen können,
findet dies bislang kaum seinen Niederschlag in der Produktionsleistung. Allerdings verkürzen sich seit drei
Monaten die Lieferzeiten, im Mai sogar beschleunigt.
Stärkerer Anstieg als im Vormonat, aber insgesamt nur langsam steigende Kosten im Einkauf
Auf die Verschlechterung der Auftragslage haben die heimischen Industriebetriebe im Mai den dritten Monat in
Folge mit einer Verringerung der Einkaufsmenge reagiert. Da die aktuelle Produktionsleistung trotz des Rückgangs
gegenüber dem Vormonat weiterhin sehr hoch ist, haben sich die Lagerbestände an Vormaterialien und Rohstoffen
im Mai erstmals im laufenden Jahr reduziert. Die Zurückhaltung im Einkauf im Mai ist zwar eine Folge der schwächeren
Auftragsentwicklung, die im Mai jedoch durch wieder stärker steigende Einkaufspreise gefördert wurde.
„Aufgrund eines Anstiegs des Ölpreises zu Beginn des Monats haben sich die durchschnittlichen Einkaufspreise
im Mai wieder stärker als im Vormonat erhöht. Die gestiegene Kostenbelastung konnte trotz des starken
Wettbewerbs im nachlassenden Nachfrageumfeld in höhere Verkaufspreise umgesetzt werden. Insgesamt ergab sich
durch die Preistrends im Ein- und Verkauf jedoch keine Veränderung der Ertragslage für die heimischen
Betriebe im Mai“, so Pudschedl.
Beschäftigungsaufbau hält verlangsamt an
Die geringere Anzahl von Neuaufträgen wirkt sich nach der langen Hochkonjunktur bislang kaum auf die Auslastung
der heimischen Industrie aus. Im Mai haben die österreichischen Betriebe sogar erneut neue Jobs geschaffen.
Allerdings hat sich das Tempo des Beschäftigungsaufbaus erneut deutlich reduziert. Mit 51,2 Punkten erreicht
der Index für die Beschäftigung nur noch den niedrigsten Wert seit März 2016.
„Im ersten Jahresdrittel 2019 hat sich der Beschäftigtenstand in Österreichs Industrie um 2,2 Prozent
zum Vorjahr bzw. fast 15.000 Personen auf über 625.000 Personen erhöht. Die Industrie hat damit für
rund 20 Prozent des Beschäftigungsanstiegs in Österreich in diesem Zeitraum gesorgt. Die Arbeitslosenquote
ist auf 4,1 Prozent gesunken und ist damit nur halb so hoch wie in der Gesamtwirtschaft“, meint Pudschedl. Für
das Gesamtjahr 2019 erwarten die Ökonomen der UniCredit Bank Austria einen Rückgang der Arbeitslosenquote
in der Gesamtwirtschaft auf 7,3 Prozent nach 7,7 Prozent im Vorjahr.
In der Sachgütererzeugung wird die Arbeitslosenquote zwar voraussichtlich auch sinken, jedoch langsamer auf
3,7 Prozent nach 3,8 Prozent 2018. Während in den ersten Monaten des laufenden Jahres die Beschäftigungsentwicklung
in der Sachgüterindustrie wie schon 2018 günstiger als in der Gesamtwirtschaft war, dürfte sich
dieser Trend als Folge der Verlangsamung der Industriekonjunktur in den kommenden Monaten voraussichtlich umkehren.
Aussichten trüben sich weiter ein
Im Mai hat der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex den zweiten Monat in Folge die Wachstumsschwelle von
50 Punkten unterschritten. Erstmals nach über vier Jahren zeigt der Teilindikator für die Produktionsleistung
sogar einen Rückgang des Outputs gegenüber dem Vormonat an. Zudem weist das Verhältnis der Neuaufträge
zu den Lagerbeständen auch für die kommenden Monate auf eine sinkende Produktion hin.
Das nachlassende Neugeschäft kann angesichts hoch genug befüllter Verkaufslager auch mit geringeren Produktionskapazitäten
erfüllt werden. Darüber hinaus schätzen die heimischen Betriebe auch die mittelfristigen Aussichten
erneut ungünstiger ein. Der Erwartungsindex für die Produktion in zwölf Monaten ist erstmals seit
über vier Jahren unter die Wachstumsschwelle gesunken. Mit 49,9 Punkten verweist der Indikator auf die Möglichkeit
einer weiteren Abwärtsentwicklung der heimischen Industrie.
Die Verlangsamung der Industriekonjunktur setzt sich vorerst mit unvermindertem Tempo fort, zumal durch die Handelsspannungen
zwischen den USA und China und den Unsicherheiten über mögliche Importzölle auf europäische
Autos zusätzliche belastende Faktoren bestehen. Nur wenige Signale sprechen derzeit für eine langsam
einsetzende Stabilisierung des Abschwungs, wie etwa der sich nicht mehr weiter beschleunigende Rückgang der
Auftragseingänge. Auch die Anzeichen einer beginnenden Stabilisierung der Industriekonjunktur in der Eurozone,
gekennzeichnet vor allem vom leichten Aufwind des Einkaufsmanagerindex in Frankreich, zeigen in diese Richtung.
„Im ersten Quartal 2019 hat die Industrieproduktion in Österreich noch um durchschnittlich 4,8 Prozent im
Jahresvergleich zulegen können. Aufgrund der Anzeichen für eine verschärfte Konjunkturverlangsamung
im zweiten Quartal gehen wir von einer Verringerung des Wachstums im Gesamtjahr 2019 auf rund 2,5 Prozent aus,
nach 3,8 Prozent 2018. Trotz des noch starken Jahresbeginns und der Annahme, dass in der zweiten Jahreshälfte
der globale Handel der heimischen Exportindustrie wieder stärker unter die Arme greift, wird der Anstieg der
Industrieproduktion spürbar geringer ausfallen als im Vorjahr“, erwartet Bruckbauer.
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