Besondere Leihgabe bis 23. Juni im Museum zu sehen
Wien (rk) - Anlässlich des 300. Geburtstages von Leopold Mozart, zeigt das Mozarthaus Vienna, ein Museum
der Wien Holding, von 27. Mai bis 23. Juni 2019 die Original-Violine von Mozarts Vater Leopold. Dieses wertvolle
und nur sehr selten verliehene Original-Instrument wird dem Mozarthaus Vienna von der Sammlung alter Musikinstrumente
im Kunsthistorischen Museum Wien zur Verfügung gestellt.
Dr. Gerhard Vitek, geschäftsführender Direktor des Mozarthaus Vienna erläutert näher: „Wir
zeigen Leopold Mozarts Original-Violine erstmals in jenen Räumlichkeiten, in denen Mozart gemeinsam mit seinem
Vater Leopold im Frühjahr 1785 seine Joseph Haydn gewidmeten Streichquartette diesem vorgespielt hat.“
Kurt Gollowitzer, Geschäftsführer der Wien Holding: „Wir freuen uns sehr, dass wir dieses wertvolle Ausstellungsstück
einen Monat lang unserem Publikum im Mozarthaus Vienna präsentieren können. Mozarts Vater Leopold hat
das Musikgenie schon seit der frühesten Kindheit gefördert. Es ist daher etwas ganz Besonderes für
unser Museum, seine Original-Violine hier in der Wiener Wohnung des Musikgenies ausstellen zu dürfen. Mit
diesem historischen Instrument, das so eng mit der Familie Mozart verbunden ist, kommt man dem Musikgenie wieder
ein Stückchen näher.“
Leopold Mozart – Musiker, Mozarts Lehrer und Verfasser der berühmten Violinschule
Leopold Mozart, dessen Geburtstag sich heuer zum 300. Mal jährt, war am fürsterzbischöflichen
Hof in Salzburg als Violinist, Hofkapellmeister und Vizekapellmeister angestellt. Im Jahr 1756, dem Geburtsjahr
seines Sohns Wolfgang Amadé, veröffentlichte er seine berühmte Violinschule, die eines der ersten
Werke für den Violinunterricht war und rasch zum Standardwerk der Violinpädagogik wurde. Auch seine beiden
Kinder unterwies er als Lehrer in ihrer musikalischen Erziehung. Leopold Mozarts Geige gelangte nach seinem Tod
über seine Tochter Nannerl an die Nachkommen von deren Gatten.
Das Instrument konnte im Jahr 2000 für die Sammlung alter Musikinstrumente im Kunsthistorischen Museum Wien
angekauft werden und wird nun erstmals in der einzigen erhaltenen Wiener Wohnung Mozarts im Mozarthaus Vienna zu
sehen sein.
Violinist, Hofkapellmeister und Vizekapellmeister
Leopold Mozart wurde am 14. November 1719 in Augsburg geboren und erhielt im dortigen Jesuitenkolleg St. Salvator
eine fundierte humanistische Ausbildung, die auch den Musikunterricht sowie das Violin- und Orgelspiel einschloss.
Nach seiner Übersiedlung nach Salzburg setzte er seine Studien in Philosophie fort und erhielt im folgenden
Jahr den Grad eines Baccalaureus verliehen. Das anschließende Jusstudium schloss er jedoch nicht ab. In der
Folge legte Mozart seinen beruflichen Schwerpunkt auf die Musik und wurde 1743 als Violinist in die fürsterzbischöfliche
Hofkapelle aufgenommen. Zusätzlich war er als Lehrer am Kapellknaben-Institut tätig. Dank seiner musikalischen
Fähigkeiten rückte er 1757 zum Hofkomponisten und 1763 zum Vizekapellmeister des Fürsterzbischofs
auf. Nach der Geburt seiner beiden Kinder Maria Anna (Nannerl; 1751) und Wolfgang Amadé (1756) schenkte
er deren musikalischer Erziehung besonderes Augenmerk, was mit einer regen Reisetätigkeit verbunden war. Obwohl
die langen Aufenthalte im Ausland zu Spannungen mit seinem Dienstgeber führten, war Mozart bis zu seinem Tod
im Jahr 1787 als Vizekapellmeister am Salzburger Hof tätig.
Leopold Mozarts reiche Erfahrung als ausübender Geiger und als Pädagoge flossen in sein 1756 erschienenes
Lehrwerk Versuch einer gründlichen Violinschule ein. Wie in der damaligen Zeit üblich, vermittelte Mozarts
Violinschule eine umfassende musiktheoretische Ausbildung, die auch Instruktionen über Instrumentenkunde,
Stilkunde und viele Aspekte des praktischen Musizierens und der Aufführungspraxis umfasste. Wegen des guten
didaktischen Aufbaus und seiner Universalität erlebte das Werk zahlreiche Neuauflagen und wurde in mehrere
Sprachen übersetzt. Noch heute wird es als wertvolle Quelle für aufführungspraktische Hinweise geschätzt.
Leopold Mozart und seine Violine
Es ist nicht bekannt, wie viele und welche Streichinstrumente Leopold Mozart im Laufe seiner musikalischen
Karriere spielte. Schriftliche Äußerungen zu diesem Thema sind nicht überliefert. In seinem Nachlass
befanden sich mehrere Geigen, darunter auch die Kinder- und Konzertgeige von Wolfgang Amadé, die damals
an dessen Schwester Nannerl gingen. Im Inneren von Leopold Mozarts Geige befindet sich ein handschriftlicher Zettel,
auf dem als Erbauer der in Cremona ansässige Meister Antonio Amati genannt wird und der Hinweis vermerkt ist:
„Nachlass von Leopold Mozart“. Stilistische Merkmale weisen darauf hin, dass dieser Zettel aus dem frühen
19. Jahrhundert stammt. Die stilkritische Beurteilung der Violine macht klar, dass das Instrument nicht aus Cremona
stammen kann, der Hinweis auf die Provenienz besitzt jedoch, wie eine Studie von Rita Steblin gezeigt hat, große
Glaubwürdigkeit.
Aufwändig gestaltetes Instrument
Das Instrument zieren heute aufwändig gestaltete Wirbel sowie ein Obersattel und Saitenhalter aus Elfenbein.
Dieses Material war schon in früherer Zeit sehr kostbar und wurde daher fast nie für Monturteile wie
Wirbel oder Saitenhalter verwendet. Bei Mozarts Instrument wurden sie vermutlich erst im 19. Jahrhundert angebracht
und sollten als zusätzlicher optischer Schmuck das Instrument auszeichnen. Auf dem Saitenhalter ist der Name
„Carl v. May’rhofer“ eingraviert, der mit der Familie Mozart in Verbindung zu bringen ist, und daher die Echtheit
der Provenienz belegen kann.
Leopold Mozarts Geige kam nach dessen Tod 1787 in den Besitz seiner Tochter Nannerl, der dritten Frau Berchtolds
von Sonnenburg. Dieser war in zweiter Ehe mit Maria Anna Johanna Mayerhofer von Grünbühel († 1783) verheiratet
gewesen. Aus dieser Ehe stammte ein Sohn namens Carl Franz Joseph, um den sich die Stiefmutter Nannerl nach ihrer
Verehelichung mit Berchtold von Sonnenburg kümmerte. Auch deren Vater Leopold nahm an der Erziehung des Buben
Anteil und schrieb 1786: „Der Carl soll auch, wenn mich Gott so lang leben lässt, zu mir kommen, und ich werde
ihm das Geigen und viel andere schöne Sachen lernen. ich lasse ihn küssen.“ In einem weiteren Brief vom
14. Juni 1786 findet sich der Nachsatz: „Hier schicke dem Carl eine Geige!“ Leopold Mozart verstarb allerdings
im darauffolgenden Jahr und es spricht alles dafür, dass das Instrument aus seinem Nachlass über Nannerl
Mozart an die Familie Mayerhofer gelangte. Vermutlich auf deren Veranlassung wurde das Instrument später mit
den auffälligen Monturteilen versehen und auch der Zettel mit der Angabe der Provenienz dürfte auf sie
zurückgehen.
Wertvolles Erinnerungsstück eines bedeutenden Musikers
In Anbetracht der Bedeutung, die Streichinstrumente im Leben und Wirken Leopold Mozarts spielten, stellt seine
Violine ein wertvolles Erinnerungsstück an diesen bedeutenden Musiker dar. Der Nachwelt ist er weniger durch
seine Kompositionen als vielmehr durch seinen Einsatz bei der Ausbildung seiner beiden Kinder und als Verfasser
eines zeitlosen Lehrwerks für die Violine ein Begriff geblieben. Das Instrument konnte im Jahr 2000 für
die Sammlung alter Musikinstrumente im Kunsthistorischen Museum Wien angekauft werden und ist nun erstmals in der
einzigen erhaltenen Wiener Wohnung Mozarts im Mozarthaus Vienna zu sehen und zu hören. Die Sammlung alter
Musikinstrumente überlässt dieses überaus wertvolle und selten verliehene Instrument dem Mozarthaus
Vienna als Leihgabe für die Zeit von 27. Mai bis 23. Juni 2019. Gezeigt wird es in jenen Räumlichkeiten,
in denen Wolfgang Amadé gemeinsam mit seinem Vater Leopold am 15. Jänner und 12. Februar 1785 seine
dem von ihm hochverehrten Joseph Haydn gewidmeten Sechs Streichquartette KV 387, 421, 428, 458, 464 und 465 diesem
vorgespielt hat.
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