Forschungs- und Technologiebericht 2019 zeigt Fortschritte, aber auch Schwächen der Performance
des Innovationssystems auf
Wien (pk) - Österreich ist im Hinblick auf steigende technische Herausforderungen in einer global vernetzten
Wissenschaft und Wirtschaft grundsätzlich gut gerüstet, lautet das Fazit des Forschungs- und Technologieberichts
2019 (III-293 d.B.). Der FTB bietet eine aktuelle Globalschätzung der Entwicklung der F&E-Ausgaben in
Österreich und einen Überblick über die Performance des österreichischen Innovationssystems
im internationalen Vergleich. Unter die Lupe genommen werden auch die Fortschritte im Bereich Digitalisierung.
Zudem beschreibt der Bericht Initiativen und strategische Maßnahmen im FTI-Bereich. Weitere Schwerpunkte
sind die Vorbereitungen der neuen FTI-Strategie sowie eine Einschätzung der Umsetzung und Zielerreichung der
seit 2011 geltenden FTI-Strategie 2020. Behandelt werden unter anderem auch die Beiträge zur europäischen
FTI-Politik, darunter die Aktivitäten im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2018.
Der Bericht verweist darauf, dass sich die Position Österreichs in internationalen Rankings seit 2011 überwiegend
verbessert oder stabilisiert hat. Im Hinblick auf seine F&E-Ausgaben gehört Österreich unterdessen
zu den führenden Nationen und liegt europaweit hinter Schweden an zweiter Stelle und weltweit vor den USA
und China. Bei Kooperationen zwischen Hochschulen und Unternehmen liegt Österreich europaweit hinter Finnland
an zweiter Stelle, in Bezug auf Wissenschafts-Wirtschaftskooperationen insgesamt ist Österreich europaweit
führend, ebenso bei messbaren Leistungen seines Wissenschaftssystems wie öffentlich-privaten Ko-Publikationen,
Zitationen oder bei der Entwicklung internationaler Patentanmeldungen. Analysen der Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit
Österreichs verorten Österreich bezüglich technologischer Reife, politischer und ökonomischer
Rahmenbedingungen und der Qualifizierung von Personen über dem Durchschnitt der EU-28.
Nach wie vor gibt es allerdings in einigen Bereichen jedoch Aufholbedarf. Zu den bekannten Schwächen gehört
ein Mangel an Venture Capital und ein Rückstand bei wissensintensiven Dienstleistungsexporten, zu geringe
Beschäftigung in schnell wachsenden Unternehmen und zu wenige tertiäre Bildungsabschlüsse im Bereich
der Digitalisierung. Die zum Zeitpunkt der Berichtlegung zuständigen MinisterInnen – Heinz Faßmann als
Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Valerie Hackl, zuständig für das Bundesministerium
für Verkehr, Innovation und Technologie sowie Margarete Schramböck als Bundesministerin für Digitalisierung
und Wirtschaftsstandort – bewerteten das akkordierte Vorgehen im Rahmen der FTI-Strategie jedoch insgesamt als
Erfolg. Österreich habe deutliche Fortschritte in allen FTI-relevanten Bereichen der Wissenschaft, der Wirtschaft
und des öffentlichen Sektors gemacht, heißt es im Vorwort zum Bericht.
Globalschätzung der F&E-Ausgaben für 2019 zeigt Anstieg
Laut der aktuellen Globalschätzung der Statistik Austria von April 2019 werden die Investitionen in F&E
im Jahr 2019 12,8 Mrd. € betragen und damit um 4,5 % über dem Wert von 2018 (12,2 Mrd. €) liegen. Die geschätzte
F&E-Quote (Anteil der Bruttoinlandsausgaben für F&E am Bruttoinlandsprodukt) beträgt 2019 voraussichtlich
3,19 %, was einen leichten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr darstellt (2018: 3,17 %, revidierter Wert im Vergleich
zur Globalschätzung 2018). Österreich würde damit zum bereits sechsten Mal in Folge über dem
europäischen Zielwert von 3 % liegen. In den vergangenen zehn Jahren 2009–2019 erhöhten sich die F&E-Investitionen
nominell um 71,1 %, das BIP jedoch lediglich um 39,1 %, womit das Wachstum der F&E-Investitionen deutlich über
dem Wirtschaftswachstum lag – ein Indikator dafür, dass die österreichische Wirtschaft immer forschungsintensiver
wird.
Bund und Bundesländer zusammen werden 2019 mit voraussichtlich 4,3 Mrd. € einen Anteil von 33,9 % der gesamten
in Österreich durchgeführten F&E finanzieren. Während das einen Anstieg um 148,4 Mio. € im Vergleich
zum Vorjahr bedeutet, ist ein leicht sinkender Anteil von Bund und Ländern zu erwarten (2018: 34,2 %), der
viertniedrigste Wert innerhalb eines Jahrzehnts. Der größte Anteil der öffentlichen F&E-Investitionen
wird mit voraussichtlich 3,8 Mrd. € (+ 3,4 % bzw. + 123,4 Mio. €) auf den Bund entfallen. Darunter finden sich
auch Investitionen in Höhe von 138,7 Mio. € für die Nationalstiftung für Forschung, Technologie
und Entwicklung und laut einer Schätzung des BMF voraussichtlich 670 Mio. € für die Forschungsprämie.
Die heimischen Unternehmen werden 2019 mit 6,3 Mrd. € oder 48,96 % knapp die Hälfte aller F&E-Ausgaben
finanzieren, was innerhalb der vergangenen zehn Jahre nach 2015 (49,74 %) dem zweithöchsten Wert entspricht.
Heimische Unternehmen finanzieren damit einen immer größeren Anteil der in Österreich durchgeführten
F&E. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Investitionen um 314,1 Mio. € bzw. 5,3 % an.
Rund 2 Mrd. € bzw. 15,6 % beträgt 2019 voraussichtlich der aus dem Ausland kommende Anteil für F&E,
wobei dieser Betrag zum größten Teil von ausländischen Unternehmen für in Österreich
durchgeführte F&E finanziert wird, sowie Rückflüsse aus den EU-Forschungsprogrammen umfasst.
Die Arbeit der großen Förderagenturen des Bundes
Insgesamt ist das österreichische Fördersystem gut ausgebaut und deckt mit seinen unterschiedlichen Instrumenten
und Schwerpunkten der Forschungsförderung das breite Spektrum der FördernehmerInnen ab. Wie jedes Jahr,
gibt der Bericht eine Darstellung der strategischen Förderentwicklungen der drei großen Forschungsförderungsagenturen
FWF, FFG und die Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft (aws).
Der Wissenschaftsfonds FWF ist Österreichs zentrale Einrichtung zur Förderung der Grundlagenforschung.
Im Jahr 2018 wurden vom FWF 684 Projekte (2017: 642) mit einem Budget von insgesamt 230,8 Mio. € (im Vergleich
2017: 217,3 Mio. €) neu bewilligt. Aufgrund eines deutlichen Anstiegs des Antragsvolumens auf rd. 950 Mio. € (2017:
879,4 Mio. €) sank die gesamte Bewilligungsquote (nach Summe) dennoch leicht von 22,4 % auf 22,1 %, während
die Bewilligungsquote der Einzelprojekte mit rd. 28 % gehalten werden konnte. Insgesamt konnte in 2018 die Anzahl
der vom FWF finanzierten Personen auf 4.155 erhöht werden. Es handelt sich hier in erster Linie um Promovierende,
die in FWF-Projekten arbeiten. Der Frauenanteil ist unter den FWF-finanzierten Forschenden im Jahr 2018 in allen
Personalkategorien gestiegen.
Die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG ist die nationale Förderinstitution für
unternehmensnahe Forschung und Entwicklung in Österreich vor allem für Unternehmen, aber auch für
Forschungseinrichtungen und Hochschulen. Über die finanzielle Unterstützung hinaus bietet die FFG auch
Dienstleistungen und Beratungen an, indem sie beispielsweise als Nationale Kontaktstelle für die Forschungsprogramme
der Europäischen Union fungiert. Im Jahr 2018 betrugen die vertraglich zugesicherten Förderungen (inklusive
Haftungen und Darlehen) 617,6 Mio. €, was einem Barwert von 500,8 Mio. € entspricht.
Die Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft aws ist die Förderbank des Bundes. Durch die Vergabe von zinsengünstigen
Krediten, Zuschüssen und Garantien werden Unternehmen bei der Umsetzung ihrer innovativen Projekte unterstützt,
zudem bietet die aws spezifische Informations-, Beratungs-, Service- und Dienstleistungen für angehende, bestehende
und expandierende Unternehmen an. Im Jahr 2018 lag die gesamte Finanzierungsleistung mit rund 2,2 Mrd. € etwa 91,2
% über dem Vergleichswert des Vorjahres.
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