Laut einer Studie von Navigant gelingt die Energiewende mit Gas viel günstiger als mit
Strom alleine. Die Gaswirtschaft setzt auf Erneuerbares Gas als Energieträger der Zukunft.
Wien (gaswaerme) - „Die österreichische Gasinfrastruktur ist die tragende Säule der Energiewende“,
sagt DI Peter Weinelt, Obmann des Fachverbands Gas Wärme (FGW) und stellvertretender Generaldirektor der Wiener
Stadtwerke. „Mit ihrem flächendeckenden Gasnetz, den großvolumigen Gasspeichern und den Gasendgeräten
bleibt die Gasinfrastruktur Garant der Versorgungssicherheit und wird durch den Einsatz von Erneuerbarem Gas in
Zukunft immer grüner“, zeigt Weinelt den Weg der Gaswirtschaft vor.
Die Energie- und Klimaexperten von Navigant haben dazu im Auftrag des FGW eine Studie zur Rolle der Gasinfrastruktur
im zukünftigen Energiesystem erstellt. Das Ergebnis: Gas hilft beim Sparen.
Die betrachteten Szenarien
In der nun vorliegenden Studie haben Carsten Petersdorff, Direktor bei Navigant, und sein Team einen 100-prozentigen
Dekarbonisierungspfad bis 2050 mit und ohne Nutzung der vorhandenen Gasinfrastruktur für Endanwendungen berechnet.
Ein reines All-Electric-Szenario – die Elektrifizierung unter gänzlichem Verzicht auf die Nutzung der Gasinfrastruktur
– wurde als technisch unrealistisch und praktisch unfinanzierbar eingeschätzt und nicht näher betrachtet.
- Zum einen hat Navigant ein Stromszenario untersucht, bei
dem bei den Endkunden ausschließlich Strom genutzt wird und Gas nur mehr zur Stromerzeugung bei Strom-Spitzenlasten
eingesetzt wird. Laut Navigant-Studie führt dieses Szenario mit einer Umrüstung auf Strom im Verkehr,
dem Wärmebereich und der Industrie zu extremen Nachfragespitzen und damit auch zu deutlich höheren Anforderungen
an das Energiesystem. Petersdorff: „Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, muss eine höhere konventionelle
Erzeugungskapazität zur Deckung der Residualnachfrage zur Anwendung kommen.“
- Zum anderen haben die Energieexperten ein Gasszenario berechnet,
in welchem die gesamte bereits vorhandene und gut ausgebaute Gasinfrastruktur bis hin zu den Gasendgeräten
genutzt und diese mit Strom kombiniert wird. Ohne Erneuerbarem Gas ist die Versorgung der Nachfrage-Sektoren insbesondere
in den Wintermonaten und in Perioden mit geringer erneuerbarer Erzeugung wirtschaftlich nicht machbar. Petersdorff:
„Da Pump- und Batteriespeicher wirtschaftlich sinnvoll nur der kurz- beziehungsweise mittelfristigen Speicherung
dienen, spielt Gas eine zentrale Rolle für die saisonale Speicherung.“
Gas macht Energiewende leistbar
Das Gasszenario spart im Vergleich zum Stromszenario jährlich Kosten in Höhe von etwa 2,9 Milliarden
Euro. Bei der Betrachtung über den gesamten Zeitraum von heute bis 2050 verursacht das Stromszenario laut
Navigant-Studie im Vergleich zum Gasszenario Mehrkosten in der Höhe von rund 56 Milliarden Euro. Kostentreiber
für das Stromszenario seien laut Petersdorff Technologiekosten im Gebäudebereich, die Elektrifizierung
im Industriesektor, die benötigte konventionelle Erzeugungskapazität einschließlich der Reservekapazität
und des Stromverteilnetzes, während im Gasszenario nur etwas höhere Kosten für Power-to-Gas und
das Gasverteilnetz auftreten.
Gaswirtschaft ist bereit
Österreich bekennt sich zu einer aktiven Klimaschutzpolitik und einem konsequenten Dekarbonisierungspfad bis
2050. „Wir als Gaswirtschaft sind mehr als bereit, diesen Weg mit Hilfe von Erneuerbarem Gas zu beschreiten“, sagt
Weinelt am Rande des Zukunftsforums Gas 2019.
Politische Rahmenbedingungen
Um dieses Einsparungspotenzial durch die Nutzung der Gasinfrastruktur und Erneuerbarem Gas in Österreich heben
zu können, brauche es laut Fachverband „weder Gebote noch Verbote“, sondern „entsprechende bundesgesetzliche
Rahmenbedingungen, eine Berücksichtigung in den Landesgesetzgebungen sowie entsprechende Anreize der Politik“.
Zu begrüßen sind beispielsweise Begünstigungen für Erneuerbares Gas im Rahmen der geplanten
Steuerreform sowie die Verankerung eines marktbasierten Fördermodells nach dem Vorbild der Ökostromförderung
im Erneuerbaren Ausbau Gesetz.
Über Gas
Gas nimmt in der umweltbewussten Energieversorgung eine Schlüsselrolle ein: Die Energie der Zukunft lässt
sich effizient und komfortabel fürs Heizen, die Warmwasserbereitung, Kälte- und Stromerzeugung und als
Kraftstoff für Automobile einsetzen. Gas verbrennt ohne Feinstaub und Partikel und ist damit der emissionsärmste
fossile Energieträger. Mit Biomethan aus biogenen Reststoffen, synthetischem Methan (SNG) als erneuerbaren
Stromquellen und Wasserstoff bietet Gas auch grüne Alternativen.
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