Wien (rk) - „Großer Bahnhof“ bei der ersten offiziellen Fahrgasttestfahrt der autonomen E-Busse in der
Seestadt Aspern: Mit dabei waren am 6. Juni Bürgermeister Michael Ludwig, Öffi-Stadträtin Ulli
Sima und das Projektteam „auto.Bus - Seestadt“. Ein Jahr lang wurden die zwei autonomen E-Busse in der Wiener-Linien-Garage
Leopoldau auf Herz und Nieren getestet. In den vergangenen Wochen wurde schließlich die Strecke samt zehn
Haltestellen rund um die U2-Station Seestadt in das Bussystem eingespielt. Ab sofort sind die Fahrgäste an
der Reihe: Jeweils bis zu zehn Personen dürfen Platz nehmen und die Gratisfahrt genießen. Bei jeder
Fahrt wird aufgrund der gesetzlichen Vorgaben und technischer Notwendigkeit ein geschulter Operator mit an Bord
sein.
„Mit dem Fahrgasttestbetrieb der autonomen E-Busse beweist die Stadt Wien wieder einmal eindrucksvoll, dass sie
Zukunftsthemen nicht nur aufnimmt, sondern auch aktiv mitgestaltet. In den vergangenen Monaten gelang es dem gesamten
Projektteam von ,auto.Bus - Seestadt‘, eine sichere und gleichzeitig höchst spektakuläre Möglichkeit
der neuen Fahrgastbeförderung wortwörtlich auf die Straße zu bringen“, freut sich Bürgermeister
Ludwig über den gelungenen Start des Testbetriebs.
Für Öffi-Stadträtin Sima ist klar: „Ohne das hervorragende Öffi-System wäre Wien nicht
die lebenswerteste Stadt der Welt. Die Wiener Linien sorgen dafür, dass die Fahrgäste umweltschonend,
schnell und zuverlässig in der ganzen Stadt unterwegs sind und arbeiten laufend an Innovationen im Sinne der
Umwelt und der Fahrgäste und ich bin gespannt auf die Testergebnisse der autonomen E-Busse im ,echten Leben‘.“
Unter der Gesamtleitung der Wiener Linien und der wissenschaftlichen Leitung des Austrian Institute of Technology
(AIT) beschäftigten sich die Projektpartner Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV), TÜV Austria,
Siemens Mobility und der Bushersteller Navya in der Busgarage Leopoldau seit April 2018 auf unterschiedlichsten
Ebenen intensiv mit den E-Kleinbussen.
Neue Linie für erste bzw. letzte Meile
Mit dem Fahrgasttestbetrieb in der Seestadt entsteht ein zusätzliches Angebot für die sogenannte
„erste und letzte Meile“. Mit den beiden autonomen E-Bussen gelangen die AnrainerInnen entlang der neuen, mehr
als zwei Kilometer langen Öffi-Strecke so direkt und bequem zur U2-Station Seestadt und von dort aus schnell
weiter in das Stadtzentrum.
„Die Wiener Linien haben gemeinsam mit den Projektpartnern wieder einmal Pionierarbeit geleistet. Mit dem Testbetrieb
in der Seestadt Aspern sind ab sofort zwei autonome Öffi-Busse in den täglichen Betrieb eingebunden“,
erklärt Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer.
Testbetrieb für Fahrgäste kostenlos
Da es sich um einen Testbetrieb handelt, ist für den autonomen Bus kein Ticket nötig. Die Busse verfügen
über insgesamt elf Sitzplätze, von denen einer immer für den Operator reserviert ist. Aus Sicherheitsgründen
dürfen ausschließlich sitzende Fahrgäste befördert werden. Bei Transport eines Kinderwagens
reduzieren sich die Sitzplätze entsprechend. Bei Ausfall der autonomen Busse (z.B. wetterbedingt oder technischer
Natur) im Testbetrieb steht kein Ersatzverkehr zur Verfügung.
Einen wie bisher klassischen Fahrplan wird es für die autonomen Busse nicht geben. Die Wiener Linien bemühen
sich, die zwei Busse immer werktags in den Vormittags- und Mittagsstunden in einen regelmäßigen Fahrrhythmus
zu bringen. Mittels QR-Code bzw. auf www.wienerlinien.at/auto-bus-seestadt ist jederzeit auf einer speziellen Karte
ersichtlich, ob bzw. wo die Busse aktuell unterwegs sind.
Busse kennen Strecke und Umgebung, Operator immer mit an Bord
Nicht nur die BewohnerInnen der Seestadt, auch das gesamte Projektteam fieberte dem Testbeginn entgegen. Da
es sich bei „auto.Bus - Seestadt“ um ein reines Forschungsprojekt handelt und es österreichweit nur spärliche
Erfahrungswerte in Sachen Linienbetrieb gibt, appellieren die ExpertInnen an das Verständnis der Fans: „In
den vergangenen Monaten haben alle Projektpartner ihre Hausaufgaben gemacht. Unser vorrangiges Ziel ist es, regelmäßige
Intervalle anbieten zu können. Wir sind jedenfalls gespannt, wie die zwei autonomen E-Busse bei den Fahrgästen
ankommen.“
Der Einsatz neuer Technologien bringt auch immer neue Berufsfelder mit sich. In den vergangenen Monaten wurde deshalb
einerseits das „Innenleben“ der E-Busse weiterentwickelt, andererseits fünf Wiener-Linien-Mitarbeiter zu Operatoren
ausgebildet. Wie bei einem klassischen Busbetrieb schreibt das Gesetz in den autonomen Bussen nach wie vor die
Anwesenheit einer entsprechend ausgebildeten Fachkraft vor. Sie greift etwa ein, wenn ein nicht vorgesehenes Hindernis
(zB falsch geparktes Auto,…) die Route des Busses behindert. Der Bus wird dann mittels Controller um das Hindernis
herum wieder auf seine ursprüngliche Strecke gebracht. Operatoren machen das automatisierte Fahren im öffentlichen
Verkehr also überhaupt erst möglich.
In die Rechner der autonomen Busse wurden während der vergangenen Tage nicht nur der exakte Streckenverlauf,
sondern auch markante Stellen, wie Haltestellen-Stangen, Häuserecken oder Gehsteigkanten eingespeist. Für
die dafür nötigen optischen Abstandsmessungen mittels 3D-LiDAR-Aufzeichnungen wurden mit einem speziellen
Messfahrzeug entlang der Strecke mehrere Scan-Fahrten unternommen. Nicht im System erfasste Hindernisse, egal ob
bewegliche wie FalschparkerInnen oder unbewegliche wie Baustellengerüste, erkennen die Busse stets als nicht
umfahrbares Hindernis.
„auto.Bus – Seestadt“ ist ein vom bmvit im Rahmen des Programms „Mobilität der Zukunft“ gefördertes Projekt.
Die erste autonome Autobuslinie für Wien ist ein Meilenstein!
DI Arno Klamminger, Head of Center for Mobility Systems des AIT Austrian Institute of Technology: „Im Rahmen
der wissenschaftlichen Leitung des Projekts arbeiten wir an der optimalen Integration des automatisierten Busses
in das Gesamtverkehrssystem. Im Fokus stehen insbesondere die robuste Erfassung der Umgebung sowie die Interaktion
zwischen dem Bus und den Fahrgästen bzw. den Verkehrsteilnehmerinnen und –teilnehmer im Straßenraum.
Vor diesem Hintergrund unterstützen wir die optimale Auslegung des Fahrzeugs, der Haltestellen und der Linienführung.“
Jean-Michel Boëz, Vertriebsleiter NAVYA: „Dieser Tag stellt einen Meilenstein für NAVYA dar. Obwohl wir
weltweit schon große Erfolge mit dem Einsatz unseres Systems erzielen konnten, handelt es sich hierbei um
den ersten autonomen Shuttle in Österreich, der im realen Straßenverkehr sowie im Netz eines Verkehrsbetreibers
integriert unterwegs sein wird. Wien bietet perfekte Rahmenbedingungen für den Einsatz des NAVYA-Busses und
wir planen mit weitreichender Expansion in Österreich in den kommenden Monaten. Wir sind sehr stolz, Teil
des ,auto.Bus - Seestadt‘-Projektteams zu sein, das so innovationsstarke Partner zusammenbringt. Wir werden jedenfalls
weiter gemeinsam daran arbeiten, aus dieser Premiere eine Erfolgsgeschichte zu machen.“
DI Klaus Robatsch, Leiter des Forschungsbereichs im Kuratorium für Verkehrssicherheit: „Die erste autonome
Buslinie für Wien ist ein Meilenstein. Die Schaffung von entsprechenden Rahmenbedingungen war grundlegend
für den erfolgreichen Start des Fahrgasttestbetriebs. Wir sind stolz darauf, dieses spannende Projekt mit
unserer Expertise begleiten zu können und freuen uns sehr, dass der Bus nun auch der Öffentlichkeit im
Testbetrieb zur Verfügung steht.“
Arnulf Wolfram, CEO Siemens Mobility Österreich GmbH: „Mit dem e-Fahrplan – gespeist durch ein angeschlossenes
Miniatur-Solar- und Windkraftwerk – sowie künstlicher Intelligenz bringen wir interessante Innovationen in
die Seestadt. Damit fährt der Bus vorausschauend und die Fahrgäste sind sicher unterwegs.“
Stefan Haas, CEO TÜV AUSTRIA Group: „Neue Technologien begleiten wir aktiv bei deren Implementierung. Denn
nur wenn diese sicher sind, werden sie letztendlich auch akzeptiert werden. Als Wegbereiter für autonomes
Fahren zu agieren ist einer unserer Innovationsschwerpunkte und so freuen wir uns, dass die beiden Fahrzeuge nun
ihren sicheren Betrieb in der Seestadt aufnehmen können.“
Alles auf einen Blick
Anzahl Fahrzeuge 2 Stück Projektvolumen Rund 1,5 Millionen Euro Länge / Breite / Höhe 4,75 Meter
/ 2,11 Meter / 2,65 Meter Kapazität 11 Fahrgäste (inkl. 1 Operator) Erlaubte Höchstgeschwindigkeit
20 km/h (im automatisierten Betrieb) Maximale Laufzeit 9 Stunden Durchschnittliche Ladezeit 4 bis 8 Stunden Teststrecke
ab Frühjahr 2019 2 Kilometer rund um die U2-Station Seestadt
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