Autonome E-Busse starten
 Fahrgasttestbetrieb in der Seestadt

 

erstellt am
06. 06. 19
13:00 MEZ

Wien (rk) - „Großer Bahnhof“ bei der ersten offiziellen Fahrgasttestfahrt der autonomen E-Busse in der Seestadt Aspern: Mit dabei waren am 6. Juni Bürgermeister Michael Ludwig, Öffi-Stadträtin Ulli Sima und das Projektteam „auto.Bus - Seestadt“. Ein Jahr lang wurden die zwei autonomen E-Busse in der Wiener-Linien-Garage Leopoldau auf Herz und Nieren getestet. In den vergangenen Wochen wurde schließlich die Strecke samt zehn Haltestellen rund um die U2-Station Seestadt in das Bussystem eingespielt. Ab sofort sind die Fahrgäste an der Reihe: Jeweils bis zu zehn Personen dürfen Platz nehmen und die Gratisfahrt genießen. Bei jeder Fahrt wird aufgrund der gesetzlichen Vorgaben und technischer Notwendigkeit ein geschulter Operator mit an Bord sein.

„Mit dem Fahrgasttestbetrieb der autonomen E-Busse beweist die Stadt Wien wieder einmal eindrucksvoll, dass sie Zukunftsthemen nicht nur aufnimmt, sondern auch aktiv mitgestaltet. In den vergangenen Monaten gelang es dem gesamten Projektteam von ,auto.Bus - Seestadt‘, eine sichere und gleichzeitig höchst spektakuläre Möglichkeit der neuen Fahrgastbeförderung wortwörtlich auf die Straße zu bringen“, freut sich Bürgermeister Ludwig über den gelungenen Start des Testbetriebs.

Für Öffi-Stadträtin Sima ist klar: „Ohne das hervorragende Öffi-System wäre Wien nicht die lebenswerteste Stadt der Welt. Die Wiener Linien sorgen dafür, dass die Fahrgäste umweltschonend, schnell und zuverlässig in der ganzen Stadt unterwegs sind und arbeiten laufend an Innovationen im Sinne der Umwelt und der Fahrgäste und ich bin gespannt auf die Testergebnisse der autonomen E-Busse im ,echten Leben‘.“

Unter der Gesamtleitung der Wiener Linien und der wissenschaftlichen Leitung des Austrian Institute of Technology (AIT) beschäftigten sich die Projektpartner Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV), TÜV Austria, Siemens Mobility und der Bushersteller Navya in der Busgarage Leopoldau seit April 2018 auf unterschiedlichsten Ebenen intensiv mit den E-Kleinbussen.

Neue Linie für erste bzw. letzte Meile
Mit dem Fahrgasttestbetrieb in der Seestadt entsteht ein zusätzliches Angebot für die sogenannte „erste und letzte Meile“. Mit den beiden autonomen E-Bussen gelangen die AnrainerInnen entlang der neuen, mehr als zwei Kilometer langen Öffi-Strecke so direkt und bequem zur U2-Station Seestadt und von dort aus schnell weiter in das Stadtzentrum.

„Die Wiener Linien haben gemeinsam mit den Projektpartnern wieder einmal Pionierarbeit geleistet. Mit dem Testbetrieb in der Seestadt Aspern sind ab sofort zwei autonome Öffi-Busse in den täglichen Betrieb eingebunden“, erklärt Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer.

Testbetrieb für Fahrgäste kostenlos
Da es sich um einen Testbetrieb handelt, ist für den autonomen Bus kein Ticket nötig. Die Busse verfügen über insgesamt elf Sitzplätze, von denen einer immer für den Operator reserviert ist. Aus Sicherheitsgründen dürfen ausschließlich sitzende Fahrgäste befördert werden. Bei Transport eines Kinderwagens reduzieren sich die Sitzplätze entsprechend. Bei Ausfall der autonomen Busse (z.B. wetterbedingt oder technischer Natur) im Testbetrieb steht kein Ersatzverkehr zur Verfügung.

Einen wie bisher klassischen Fahrplan wird es für die autonomen Busse nicht geben. Die Wiener Linien bemühen sich, die zwei Busse immer werktags in den Vormittags- und Mittagsstunden in einen regelmäßigen Fahrrhythmus zu bringen. Mittels QR-Code bzw. auf www.wienerlinien.at/auto-bus-seestadt ist jederzeit auf einer speziellen Karte ersichtlich, ob bzw. wo die Busse aktuell unterwegs sind.

Busse kennen Strecke und Umgebung, Operator immer mit an Bord
Nicht nur die BewohnerInnen der Seestadt, auch das gesamte Projektteam fieberte dem Testbeginn entgegen. Da es sich bei „auto.Bus - Seestadt“ um ein reines Forschungsprojekt handelt und es österreichweit nur spärliche Erfahrungswerte in Sachen Linienbetrieb gibt, appellieren die ExpertInnen an das Verständnis der Fans: „In den vergangenen Monaten haben alle Projektpartner ihre Hausaufgaben gemacht. Unser vorrangiges Ziel ist es, regelmäßige Intervalle anbieten zu können. Wir sind jedenfalls gespannt, wie die zwei autonomen E-Busse bei den Fahrgästen ankommen.“

Der Einsatz neuer Technologien bringt auch immer neue Berufsfelder mit sich. In den vergangenen Monaten wurde deshalb einerseits das „Innenleben“ der E-Busse weiterentwickelt, andererseits fünf Wiener-Linien-Mitarbeiter zu Operatoren ausgebildet. Wie bei einem klassischen Busbetrieb schreibt das Gesetz in den autonomen Bussen nach wie vor die Anwesenheit einer entsprechend ausgebildeten Fachkraft vor. Sie greift etwa ein, wenn ein nicht vorgesehenes Hindernis (zB falsch geparktes Auto,…) die Route des Busses behindert. Der Bus wird dann mittels Controller um das Hindernis herum wieder auf seine ursprüngliche Strecke gebracht. Operatoren machen das automatisierte Fahren im öffentlichen Verkehr also überhaupt erst möglich.

In die Rechner der autonomen Busse wurden während der vergangenen Tage nicht nur der exakte Streckenverlauf, sondern auch markante Stellen, wie Haltestellen-Stangen, Häuserecken oder Gehsteigkanten eingespeist. Für die dafür nötigen optischen Abstandsmessungen mittels 3D-LiDAR-Aufzeichnungen wurden mit einem speziellen Messfahrzeug entlang der Strecke mehrere Scan-Fahrten unternommen. Nicht im System erfasste Hindernisse, egal ob bewegliche wie FalschparkerInnen oder unbewegliche wie Baustellengerüste, erkennen die Busse stets als nicht umfahrbares Hindernis.

„auto.Bus – Seestadt“ ist ein vom bmvit im Rahmen des Programms „Mobilität der Zukunft“ gefördertes Projekt.

Die erste autonome Autobuslinie für Wien ist ein Meilenstein!
DI Arno Klamminger, Head of Center for Mobility Systems des AIT Austrian Institute of Technology: „Im Rahmen der wissenschaftlichen Leitung des Projekts arbeiten wir an der optimalen Integration des automatisierten Busses in das Gesamtverkehrssystem. Im Fokus stehen insbesondere die robuste Erfassung der Umgebung sowie die Interaktion zwischen dem Bus und den Fahrgästen bzw. den Verkehrsteilnehmerinnen und –teilnehmer im Straßenraum. Vor diesem Hintergrund unterstützen wir die optimale Auslegung des Fahrzeugs, der Haltestellen und der Linienführung.“

Jean-Michel Boëz, Vertriebsleiter NAVYA: „Dieser Tag stellt einen Meilenstein für NAVYA dar. Obwohl wir weltweit schon große Erfolge mit dem Einsatz unseres Systems erzielen konnten, handelt es sich hierbei um den ersten autonomen Shuttle in Österreich, der im realen Straßenverkehr sowie im Netz eines Verkehrsbetreibers integriert unterwegs sein wird. Wien bietet perfekte Rahmenbedingungen für den Einsatz des NAVYA-Busses und wir planen mit weitreichender Expansion in Österreich in den kommenden Monaten. Wir sind sehr stolz, Teil des ,auto.Bus - Seestadt‘-Projektteams zu sein, das so innovationsstarke Partner zusammenbringt. Wir werden jedenfalls weiter gemeinsam daran arbeiten, aus dieser Premiere eine Erfolgsgeschichte zu machen.“

DI Klaus Robatsch, Leiter des Forschungsbereichs im Kuratorium für Verkehrssicherheit: „Die erste autonome Buslinie für Wien ist ein Meilenstein. Die Schaffung von entsprechenden Rahmenbedingungen war grundlegend für den erfolgreichen Start des Fahrgasttestbetriebs. Wir sind stolz darauf, dieses spannende Projekt mit unserer Expertise begleiten zu können und freuen uns sehr, dass der Bus nun auch der Öffentlichkeit im Testbetrieb zur Verfügung steht.“

Arnulf Wolfram, CEO Siemens Mobility Österreich GmbH: „Mit dem e-Fahrplan – gespeist durch ein angeschlossenes Miniatur-Solar- und Windkraftwerk – sowie künstlicher Intelligenz bringen wir interessante Innovationen in die Seestadt. Damit fährt der Bus vorausschauend und die Fahrgäste sind sicher unterwegs.“

Stefan Haas, CEO TÜV AUSTRIA Group: „Neue Technologien begleiten wir aktiv bei deren Implementierung. Denn nur wenn diese sicher sind, werden sie letztendlich auch akzeptiert werden. Als Wegbereiter für autonomes Fahren zu agieren ist einer unserer Innovationsschwerpunkte und so freuen wir uns, dass die beiden Fahrzeuge nun ihren sicheren Betrieb in der Seestadt aufnehmen können.“

Alles auf einen Blick
Anzahl Fahrzeuge 2 Stück Projektvolumen Rund 1,5 Millionen Euro Länge / Breite / Höhe 4,75 Meter / 2,11 Meter / 2,65 Meter Kapazität 11 Fahrgäste (inkl. 1 Operator) Erlaubte Höchstgeschwindigkeit 20 km/h (im automatisierten Betrieb) Maximale Laufzeit 9 Stunden Durchschnittliche Ladezeit 4 bis 8 Stunden Teststrecke ab Frühjahr 2019 2 Kilometer rund um die U2-Station Seestadt

 

 

 

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