Europäischer Innovationsrat (EIC) - Neues Finanzierungsinstrument für erfolgversprechende
Innovatoren und Startups
Brüssel/Wien (bmdw) - Der Start der ‚Pilotphase für den Europäischen Innovationsrat` war
am 5. Juni Inhalt einer Veranstaltung im Haus der Europäischen Union in Wien, zu dem die Vertretung der
EU-Kommission in Wien und das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort luden. Diese Pilotaktivität
des neuen Europäischen Innovationsrats (European Innovation Council - EIC) ist Teil des aktuellen EU-Rahmenprogramms
für Forschung und Innovation ‚Horizont 2020‘ und wird im Rahmenprogramm ‚Horizont Europe‘ in den Jahren 2021-2027‘
fortgeführt.
„Die Europäische Union geht mit diesem Akzelerator-Programm neue Wege in der Innovationsförderung. Startups
und KMU mit disruptiven Technologien werden über Förderungen und Beteiligungen mehr als eine Milliarde
Euro zur Verfügung gestellt“, so Sektionschef Florian Frauscher vom BMDW. ‚‚Neu ist ein Budget von 100 Millionen
Euro für Kapitalbeteiligungen bei Sprunginnovationen. Der Europäische Innovationsrat wird in Österreich
entwickelten Technologien der Zukunft zum internationalen Durchbruch verhelfen.“
Der Europäische Innovationsrat (EIC) besteht im Wesentlichen aus zwei Hauptelementen: Im ‚Pathfinder‘, ein
Förderinstrument noch nahe an der Grundlagenforschung, wird die Fortentwicklung jener wissenschaftlichen Ideen
systematisch unterstützt, die sehr ausgeprägtes unternehmerisches Potenzial in sich bergen. Im nachfolgenden
‚Akzelerator‘ erfolgt schließlich die Weiterentwicklung hin zum konkreten Marktdurchbruch. Entweder können
die Unternehmen ein Zuschusselement in Höhe von durchschnittlich 1,5-2 Millionen Euro beantragen und sich
nachfolgend selbst um weitere Finanzierung kümmern, beispielsweise via Venture Capital. Neu ist im EIC-Akzelerator
die Möglichkeit von ‚Blended Finance‘. Wie bisher können die Unternehmer um das Zuschusselement ansuchen,
aber zusätzlich besteht die Option für EU finanziertes Beteiligungskapital.
Mit EIC auch in Europa ein Mischfinanzierungsinstrument für Innovationen
„Mit dem EIC überwinden wir das vielbeschworene „Tal des Todes“ bei der Finanzierung von Forschung und
Innovation und helfen Unternehmen zu wachsen und die schwierigste Finanzierungsphase zwischen Forschung und Markteinführung
zu überbrücken‘, so der stellvertretende Generaldirektor für Forschung und Innovation in der Europäischen
Kommission, Wolfgang Burtscher. „Denn bislang ist Europa ein Musterschüler, wenn es um exzellente Forschung
geht, aber die Umsetzung in erfolgreiche Marktinnovation funktioniert anderswo oft besser. Das hängt insbesondere
auch mit mangelnden Finanzierungsmöglichkeiten und –instrumenten für risikobehaftete aber bahnbrechende
Innovationen zusammen. Während in China hierfür nahezu unbegrenztes Staatskapital zur Verfügung
steht und die USA über eine ausgeprägte Risikofinanzierungskultur verfügt, ist Europa hier weniger
gut aufgestellt. Mit dem EIC wollen wir nunmehr sicherstellen, dass wir auch in Europa über ein Mischfinanzierungsinstrument
bestehend aus Zuwendungen und Beteiligungskapital verfügen, das eine angemessene Anschlussfinanzierung für
risikobehaftete aber bahnbrechende und marktschaffende Innovationen ermöglicht.“
Verbesserte Marktchancen für KMU
„Kleine und mittlere Unternehmen sollen mit den Möglichkeiten im neu gestalteten EIC verstärkt auch
international ihre disruptiven Ideen in Innovationen umsetzen und auf den Markt bringen“, so Henrietta Egerth,
Geschäftsführerin der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). „Als Nationale
Kontaktstelle für das EU-Forschungsrahmenprogramm werden wir die Unternehmen auch künftig umfassend unterstützen,
so dass sie weiterhin in der europäischen KMU Champions League mitspielen.“ Egerth unterstreicht dabei auch
den Stellenwert der nationalen Förderungen – „sie bedeuten oft das entscheidende Sprungbrett, um auch auf
europäischer Ebene erfolgreich Mittel einzuwerben und sich im harten Wettbewerb durchzusetzen“. Während
die Förderungen wie bislang in Brüssel von der Europäischen Kommission bzw. ihrer ‚Europäischen
Agentur für KMU‘ gemanagt werden, so wird das Equity-Investment durch einen neu etablierten und rechtlich
selbständigen ‚EIC-Fund‘ erfolgen. „Die vorhandene Expertise wird dabei bestmöglich genutzt“, so Burtscher.
„Auftraggeber ist die EU-Kommission, aber das volle Know-How von Spezialisten wird hinzugezogen. Wir wollen damit
insbesondere auch private Investoren animieren, mit uns gemeinsam die besten Ideen zu unterstützen. Co-Investment
des neuen Fonds mit Privatinvestoren ist zwar nicht die einzige, aber eine sehr wichtige Option!“
Co-Investment setzt wichtige Impulse
„Hier bieten sich ganz neue Möglichkeiten für Österreichs spannendste Innovatoren“, so Bernhard
Sagmeister, Geschäftsführer der Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws). „Als österreichische Förderbank
betreiben wir eine Reihe von Aktivitäten im Bereich Eigenkapital, wie die Venture-Capital-Initiative oder
das i2Business Angel-Netzwerk. Außerdem sind wir mit unseren Beteiligungstöchtern aws Gründerfonds
und Mittelstandsfonds bereits langjährig am Markt aktiv und investieren vorzugsweise gemeinsam mit Privatinvestoren
erfolgreich in innovative Unternehmen. Was durch den EIC aber zusätzlich ermöglicht wird - insbesondere
auch durch Co-Investment – ist, in Größenklassen vorzudringen, die bislang nicht möglich waren.
Hier können wir wichtige Impulse setzen und zur Entstehung neuer europäischer ‚Big Player‘ beitragen.
Auch ein Co-Investment von privaten Investoren, von unseren aws-Fonds und dem EIC-Fund ist denkbar. Wir werden
die Möglichkeiten ausloten und gemeinsam mit österreichischen Privatinvestoren ein wichtiger Partner
für den EIC-Fonds sein.“
Der Europäischen Innovationsrat ergänzt nationale Initiativen
„Österreich hat eine hervorragend ausgebaute Förder- und Finanzierunglandschaft‘, so BMDW-Sektionschef
Frauscher. Allerdings gibt es vor allem bei Risiko- und Wachstumskapital ab ein bis zwei Millionen Euro für
disruptive Technologien und Sprunginnovationen noch Aufholbedarf in Österreich. Der Europäische Innovationsrat
wird nationale Initiativen wie den Digitalisierungs- und Wachstumsfonds ergänzen.“
Eine solche bahnbrechende österreichische Innovation entwickelt die Firma ‚Viewpointsystem‘. Unternehmens-CEO
Nils Berger: „Unsere Mixed Reality-Brille mit Eye Hyper-Tracking erkennt das individuelle Informationsbedürfnis
des Menschen über die Schnittstelle der Augen. So können wir dem Träger zu jeder Zeit die richtige
Information vor dem Auge bereitstellen. Eine völlig neue, intuitive Interaktion zwischen Mensch und Maschine
wird möglich! ‚Viewpointsystem‘ hat den Durchbruch geschafft, auch dank der Förderung durch dieses KMU-Spezifische
Instrument von ‚Horizon 2020‘. Mit dem neuen EIC ermöglichen wir diese europäischen Erfolgsgeschichten
in neuer Dimension fortzuführen“, so Frauscher.
Der erste europaweite Stichtag für ‚Blended Finance‘-Einreichungen ist am 9. Oktober 2019. „Trotzdem befinden
wir uns in den Jahren 2019 und 2020 noch in der Pilotphase. In dieser Zeit stehen 100 Millionen Euro für den
neuen Equity-Teil zur Verfügung, und die Europäische Kommission hofft, damit 20-40 europäischen
Sprunginnovationen zum Durchbruch zu verhelfen“, so Hermann Hauser bei der Veranstaltung in Wien. Hauser ist österreichstämmiger
Eigentümer von Amadeus Capital, einem in Cambridge angesiedelten auf Innovation fokussierten Venture Capital
Fonds. Hauser fungierte als einer der wichtigsten Ideengeber für Forschungskommissar Carlos Moedas bei der
Entwicklung des neuen EIC-Modells, und ist gleichzeitig Berater der österreichischen Bundesregierung als Mitglied
des Rates für Forschung und Technolgieentwicklung.
Durchgestartet wird 2021 mit ‚Horizon Europe‘
„Noch deutlicher durchgestartet wird ab Anfang 2021, im neuen Forschungsprogramm ‚Horizon Europe‘ (2021-27).
Dann tritt der EIC in seine Hauptphase, und die verfügbaren Mittel für (Co-) Investitionen betragen dann
jährlich ein Mehrfaches. Der EIC birgt das Potenzial, Europa wirklich positiv zu verändern!“, ist Wolfgang
Burtscher von der Europäischen Kommission überzeugt. „Österreich muss die im EIC sich bietenden
Chancen bestmöglich nutzen. Wir sind gespannt auf die ersten österreichischen EIC-Highflyer-Unternehmen!“,
so Frauscher abschließend.
|