„Das is(s)t es mir Wert“ bietet umfassende Informationen für die Weitergabe von Lebensmitteln
Wien (rk) - In Wien gibt es bereits mehr als 60 Stellen, an denen nicht mehr benötigte Lebensmittel
weitergegeben und so vor dem Wegschmeißen gerettet werden können. Damit Menschen, die nächstgelegene
Einrichtung rasch finden, werden sie jetzt von der Abteilung Stadt Wien – Umweltschutz und dem Ökosozialen
Forum Wien mit einem kompakten Leitfaden unterstützt.
„Das is(s)t es mir wert. Tipps und Möglichkeiten der Lebensmittelweitergabe in Wien“ liefert auch das notwendige
Know-how für die Weitergabe von Lebensmitteln und bietet einen Überblick zum hygienischen Rüstzeug
dank der Unterstützung durch das Stadt Wien – Marktamt. Der Leitfaden bietet einen Überblick über
bereits bestehende Abgabestellen, über soziale Einrichtungen und Initiativen zur Übernahme von Lebensmitteln
und auch wie man selbst aktiv werden kann – als Betrieb oder auch als Privatperson.
Tipps für Betriebe und Privatpersonen
Unternehmen aus Produktion, Verarbeitung und Handel können nicht mehr benötigte, aber noch genussfähige
Lebensmittel kostenfrei an soziale Einrichtungen oder andere Initiativen weitergeben und somit einen konkreten
Nutzen stiften und sich damit auch die entsprechenden Entsorgungskosten ersparen. Die übernommenen Lebensmittel
werden zum reduzierten Preis oder kostenlos an sozial benachteiligte Personen oder innerhalb ihrer Community verteilt
– eine WIN-WIN-Situation für alle Beteiligten.
Privatpersonen können wiederum nicht mehr benötigte Lebensmittel zu öffentlichen Kühlschränken
– sogenannte Fair-Teiler bringen– oder bei einigen sozialen Einrichtungen abgeben, die von Privatpersonen Waren
annehmen – das ist extra im Leitfaden ausgewiesen.
Mindesthaltbarkeit ist nicht das Verbrauchsdatum
Ein wesentlicher Grund für Lebensmittelabfälle im Einzelhandel ist ein nahendes Mindesthaltbarkeitsdatum.
Über den wichtigen Unterschied von Mindesthaltbarkeitsdatum und Verbrauchsdatum wird genauer informiert: Für
Privatpersonen ist es wichtig zu wissen, dass Lebensmittel oft noch länger genießbar sind, wenn das
Mindesthaltbarkeitsdatum bereits abgelaufen ist. Bei der Entscheidung, ob die Waren noch gut sind, können
uns unsere Sinne unterstützen.
Anders verhält es sich hingegen beim Verbrauchsdatum („zu verbrauchen bis“), das bei leicht verderblichen
Lebensmitteln angegeben werden muss. Also beispielsweise bei rohem Fleisch, Faschiertem oder frischem Fisch. Ist
das Verbrauchsdatum abgelaufen, kann ein Verzehr die Gesundheit gefährden.
Ein Drittel aller Lebensmittel geht verloren
Weltweit geht ein Drittel aller Lebensmittel entlang der Wertschöpfungskette verloren. Das entspricht
ca. 1,3 Milliarden Tonnen, die pro Jahr in der Produktion, bei der Verarbeitung oder als verarbeitete, genießbare
Produkte im Abfall landen! Allein in Österreich fallen jährlich ca. 577.000 Tonnen an vermeidbaren Lebensmittelabfällen
an. Das heißt: Österreich schmeißt jährlich so viel an genießbaren Lebensmitteln weg,
wie die gesamte Kärntner Bevölkerung isst!
„Die Produktion von Lebensmitteln ist mit hohem Ressourcen- und Arbeitsaufwand verbunden“, betont Karin Büchl-Krammerstätter,
Leiterin der Abteilung Stadt Wien –Umweltschutz. „Mit der Wahl von regionalen, saisonalen Bio-Lebensmitteln und
einer gesunden, fleischreduzierten Ernährung können die Umwelt- und Klimabelastungen, aber auch das Tierleid
deutlich verringert werden. Letztlich werden aber alle Bemühungen, Lebensmittel nachhaltig und mit größtem
Respekt gegenüber der Umwelt, Tier und Mensch zu produzieren, zunichte gemacht, wenn diese Speisen und Getränke
nicht gegessen bzw. getrunken, sondern weggeworfen werden. Das ist nicht nur wegen der Ressourcenverschwendung
sondern auch aus wirtschaftlicher und ethischer Sicht nicht vertretbar.“
2.126 Tonnen Lebensmittel in einem Jahr gerettet
Bereits 2012 wurde in der Studie „Lebensmittelweitergabe in Wien“ erhoben, dass in Wien in einem Jahr rund 2.250
Tonnen genießbare Lebensmittel an soziale Einrichtungen weitergegeben werden. Lebensmittelproduzenten, -händler,
Groß- und Einzelhandel usw. haben ihre Überschüsse oder aus bestimmten Gründen nicht mehr
verkaufbare Lebensmittel gespendet. Davonwurden 2.126 Tonnen (94,4 %) durch die sozialen Einrichtungen tatsächlich
verwendet. Weniger als 6 % der Lebensmittel mussten entsorgt werden.
„Das zeigt, dass die Weitergabe von Lebensmitteln nicht nur sozialen Einrichtungen zur Deckung ihres täglichen
Bedarfs an Lebensmitteln für ihrer Klienten hilft – sie ist auch ein probates Mittel zur Reduktion der Lebensmittelabfälle“,
erläutert Hans Sailer, Präsident des Ökosozialen Forums Wien. „Sorgsam mit Lebensmitteln umzugehen,
macht also sowohl ökologisch als auch sozial und wirtschaftlich Sinn. Bei unseren „Hilfswerk FAIR.teilern“
in den Nachbarschaftszentren des Wiener Hilfswerks konnten wir herausfinden, dass wir allein mit einem FAIR.teiler-Kühlschrank
pro Jahr etwa 1,5 Tonnen Lebensmittel retten und weitergeben können.“
Download auf „LebensmittelPunkt Wien“
Der Leitfaden „Das is(s)t es mir wert“ kann auf der Webseite der Wiener Umweltschutzabteilung unter der Dachmarke
„LebensmittelPunkt Wien“ heruntergeladen werden. Hier gibt es auch zahlreiche weitere Informationen zu vorbildlichen
Lebensmittelprojekten und Initiativen für einen nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln…
|