Elektronische Lastendrohne liefert erstmals Baumsetzlinge in steile Schutzwaldgebiete
Wien/Purkersdorf (bundesforste) - Ein unbemanntes Flugobjekt wurde dieser Tage hoch über den Schutzwäldern
südlich von Zell am See im Salzburger Pinzgau gesichtet. Erstmals testeten die Österreichischen Bundesforste
(ÖBf) den Transport von jungen Baumsetzlingen mit Hilfe einer Schwerlastdrohne, um Aufforstungsarbeiten im
besonders steilen und entlegenen Schutzwaldgebiet zu unterstützen. „Digitalisierung und technische Innovationen
sind für die Forstwirtschaft eine große Chance, die Waldarbeiten einfacher, effizienter und sicherer
zu machen“, sagt Rudolf Freidhager, Vorstand der Bundesforste, die rund 15 % der heimischen Wälder nachhaltig
betreuen. Tragen heute meist Forstfacharbeiter die Jungpflanzen auf dem Rücken durch unwegsames, teils gefährliches
Gelände zum jeweiligen Pflanzort oder muss bei Bedarf ein teurer Transporthubschrauber angefordert werden,
gelten ferngesteuerte Drohnen als zukunftsweisende Alternative. „Eine elektronisch betriebene Lastendrohne ist
geräuscharm und abgasfrei. Diese Technologie hat das Potenzial zu einem umweltschonenden und klimafreundlichen
Transportmittel im steilen Gelände zu werden“, freut sich Bundesforste-Vorstand Rudolf Freidhager über
den gelungenen Jungfernflug im Wald. „Damit würden wir unseren Forstfacharbeitern im wahrsten Sinne viel Last
von den Schultern nehmen und das potenzielle Unfallrisiko bei forstlichen Arbeiten weiter senken.“ Umgesetzt wurde
der E-Drohnentest in Zusammenarbeit mit IONICA, einer Veranstaltungsreihe für innovative Lösungen zur
Mobilität von morgen. Auch die Naturfreunde Österreich, als Partner der IONICA, begleiteten den Testflug,
um Möglichkeiten zur umweltschonenden Versorgung schwer zugänglicher Hütten im Alpenraum weiter
auszuloten. Weitere Einblicke liefert das „2nd World Mobility Forum“ vom 17. – 19. Juni 2019 in Zell am See.
Drohneneinsatz für gesunde Schutzwälder
Für ihren ersten Wald-Flug wurde die 2 x 2 Meter große Lastendrohne mit etwa 200 jungen Lärchen-
und Fichtenpflanzen und einem Gesamtgewicht von 15 Kilogramm beladen. Innerhalb weniger Minuten bewältigte
das elektronische Flugobjekt problemlos die rund 300 Höhenmeter über steilstes Gelände und setzte
die Jungbäume punktgenau auf rund 1.700 Meter Seehöhe ab. Die Flugroute wird dabei mittels exakter GPS-Daten
festgelegt. Bei voller Beladung kann die Lastendrohne bis zu 80 Kilogramm aufnehmen. Das entspräche in etwa
1.000 jungen Baumsetzlingen. „Schutzwälder übernehmen im Gebirgsland Österreich eine wichtige Funktion
als natürlicher Wall gegen Naturgefahren wie Lawinen oder Steinschlag. Ihre laufende und sorgsame Pflege ist
gerade in Zeiten des Klimawandels überlebenswichtig“, so Freidhager. Der innovative Einsatz von Drohnen kann
die oft schwierigen Aufforstungs-Arbeiten im schwer zugänglichen Gelände in Zukunft deutlich erleichtern.
Allein 2018 setzten die Bundesforste etwa zwei Millionen junge Lärchen, Weiß-Tannen, Fichten oder Berg-Ahorne
in ihren Wäldern.
Nachhaltige Forstwirtschaft 4.0
Schon heute sind digitale Prozesse und modernste Technik feste Bestandteile einer naturnahen und nachhaltigen Forstwirtschaft.
„Als größter Waldbewirtschafter des Landes nehmen wir hier eine Vorreiterrolle ein“, so Freidhager.
Die Steuerung der gesamten Holzernte und –logistik erfolgt bereits digital über den elektronischen Lieferschein.
Auch digitale Forstkarten für Handy und Tablet oder digitale Waldbewirtschaftungspläne gehören zum
forstlichen Alltag. Das gesamte Revierpersonal ist mit Tablets ausgestattet, auf denen Forstkarten und sämtliche
Walddaten jederzeit auf Knopfdruck abrufbar sind. Ebenso vielfältig sind die möglichen zukünftigen
Anwendungsgebiete von Drohnen, die von der Anlieferung von Baumsetzlingen und damit verbundenem Materialtransport
über die Befliegung sowie Erfassung der Grenzverläufe bis hin zur Unterstützung beim Borkenkäfermanagement
oder bei der Schadholzschätzung nach Wetterextremen reichen.
|