Wien (bmi) - Im Rahmen eines Planspieles trafen sich Experten der Justiz sowie der Kriminal- und Grenzpolizei
aus Österreich, Italien, Deutschland und den Länder entlang der östlichen Mittelmeerroute, um gemeinsam
neue Erkenntnisse zu Schleppermodalitäten und deren Finanzströme zu erlangen.
Vom 4. bis 6. Juni 2019 fand im Innenministerium ein Planspiel mit dem Ziel der Bekämpfung illegaler Einwanderung
entlang der östlichen Mittelmeerroute statt. Zu den rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zählten Vertreter
der Westbalkan Task Force, der "European Union Agency for Law Enforcement Training" (CEPOL), Europol
und FRONTEX sowie Experten der Justiz, der Kriminal- und Grenzpolizei der Länder entlang der östlichen
Mittelmeerroute, Italien, Deutschland und Österreich. Das von Österreich und den Niederlanden geführte
und von FRONTEX finanzierte Planspiel lieferte Erkenntnisse über Entwicklungen der Schlepperaktivitäten
und die Finanzströme der organisierten Schlepperkriminalität.
"Illegale Migration ist eine Herausforderung, die große Auswirkungen auf die innere Sicherheit nationaler
Staaten hat, der jedoch nur überstaatlich und gemeinschaftlich begegnet werden kann", sagte der stellvertretende
Direktor des Bundeskriminalamtes Dr. Michael Fischer. "Aus diesem Grund danke ich den Teilnehmerinnen und
Teilnehmern sowie vertretenen Organisationen ganz herzlich für die Bereitschaft ihren Beitrag zur Bekämpfung
der illegalen Migration und des Schlepperwesens zu leisten."
Innovation
Ziel des Planspieles war es, neue Informationen im Bereich der Finanzströme und der Finanzmodelle der kriminellen
Gruppierungen zu gewinnen und Migrationsrouten besser zu analysieren und kriminelle Aktivitäten vorhersagbar
zu machen und dadurch verhindern zu können.
Dazu begaben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Rolle der Schlepper-Unternehmen und erarbeiten unterschiedliche
Geschäftsmodells für illegale Migration. Sie entwickeln dabei mithilfe spezieller Visualisierungs- und
Kreativitätstechniken neun wesentliche Informationsbereiche der organisierten Schlepperkriminalität:
Kundenbeziehungen (als "Kunden" werden die Migranten verstanden), Kundenmehrwert, Kundensegmente, Kernaktivitäten,
Schlüsselpartner (z.B. für gefälschte Dokumente), Schlüsselressourcen, Vertriebskanäle,
Einkommensströme und Kostenstruktur.
"Finanzermittlungen können ein wirkungsvolles Werkzeug zur Zerschlagung der Geschäftsmodelle von
Schlepper sein. In den letzten Tagen haben Experten von Europol gemeinsam mit Experten der Westbalkan Task Force
verschiedene Geschäftsmodelle untersucht, um kriminelle Denkweisen besser zu verstehen und erfolgreiche Ermittlungsstrategien
zu entwickeln", sagte Gábor Sztankovic von Europol.
Verschiedene Blickwinkel
Die "Internationale Organisation für Migration" (IOM) nahm an dem Planspiel teil, um die Perspektive
von Migrantinnen und Migranten und ihre etwaigen Vulnerabilitäten sichtbar zu machen. Schlepper nützen
diese Vulnerabilitäten häufig aus. Daher muss die Lage von Migranten in diesem oft gefährlichen
Kontext als zentral betrachtet werden, um umfassende Lösungen zu finden.
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