Der Kunstsammler verstarb am 8. Juni im Alter von 90 Jahren in Vaduz
Vaduz/Wien (albertina) - Herbert Batliner, einer der großen Kunstsammler und Mäzene unserer Zeit,
ist am vergangenen Samstag, den 8. Juni, nach langer schwerer Krankheit im Alter von 90 Jahren in Vaduz im Kreise
seiner Familie verstorben.
Der liechtensteinische Anwalt und Treuhänder hat 2007 der Albertina in Wien seine wertvolle Kunstsammlung
hinterlassen. Sie zählt heute weltweit zu den bedeutendsten Sammlungen zur Malerei der Moderne.
Das berufliche Lebenswerk von Herbert Batliner war ebenso geprägt vom Aufbau und der Führung seiner internationalen
Anwaltskanzlei in Vaduz wie von seinem großen Engagement in der Politik und Justiz des Fürstentums,
in dem er zuerst als langjähriger Präsident des Verwaltungsgerichts und schließlich viele Jahre
als Präsident des Verfassungsgerichtshofes (Staatsgericht) diente.
Privat hat Herbert Batliner sein Leben lang zahlreiche kulturelle Anliegen substantiell unterstützt: von der
Stiftung einer Orgel in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan über die Restaurierung der berühmten mittelalterlichen
Bibliothek im Kloster Einsiedeln bis zur Wiederherstellung der während des Nationalsozialismus abgenommenen
Fresken Anton Faistauers im Festspielhaus in Salzburg.
Der Albertina in Wien hat Herbert Batliner im Jahr 2000 die Propter-Homines-Halle gestiftet, in der das Museum
seitdem alle großen Ausstellungen von Dürer über Raffael bis van Gogh zeigen konnte.
Die 2007 erfolgte Übergabe der Sammlung Batliner an die Albertina war, wie deren Generaldirektor, Klaus Albrecht
Schröder, sagt, „eine Sternstunde in der Geschichte des Museums, da damit erstmals eine große, permanent
der Öffentlichkeit zugängliche Schausammlung an der Albertina etabliert werden konnte. Ohne Herbert Batliner
wäre die Albertina nicht, was sie ist.“
Die Sammlung Batliner wurde in den letzten Jahren zur Grundlage vieler erfolgreicher Ausstellungen von Picasso,
Magritte, Max Ernst, Matisse oder zuletzt Monet, eine Ausstellung, die der bereits schwer kranke Sammler selbst
leider nicht mehr sehen konnte.
Der legendäre Kunsthistoriker und Museumsdirektor Werner Hofmann bezeichnete die Sammlung Batliner als „die
Verwirklichung seines Traums von einem Lehrpfad durch die Malerei der Moderne vom Impressionismus bis zu Picasso.“
Herbert Batliner begann bereits bald nach dem Zweiten Weltkrieg Kunst zu sammeln. Er entdeckte frühzeitig
nicht nur die noch Vielen als „entartet“ geltenden Hauptmeister des deutschen Expressionismus wie Ernst Ludwig
Kirchner, sondern auch deren Vorbilder, Matisse und die Fauves, sowie die Künstler der russischen Avantgarde
von Malewitsch bis Chagall.
Noch zu Lebzeiten des Künstlers erwarb Batliner Skulpturen und Gemälde von „Alberto Giacometti, der für
mich persönlich zum Treibriemen der schnell wachsenden Sammlung wurde“, wie Herbert Batliner einmal bekannte.
In den letzten Jahrzehnten galt Batliners Interesse vermehrt der Kunst der Gegenwart. Dieser jüngsten Neugierde
des Sammlers verdankt die Albertina heute umfangreiche Werkgruppen von Georg Baselitz, Anselm Kiefer, Arnulf Rainer
und Alex Katz.
Besondere Verdienste hat sich der Sohn eines liechtensteinischen Vaters und einer österreichischen Mutter
mit dem Ausbau der Beziehungen zwischen dem Fürstentum und seinem Nachbarland Österreich erworben. Die
Beziehungen zu Österreich förderte Herbert Batliner mit der Unterstützung zahlreicher österreichische
Universitäten und Veranstaltungen, vom Philosophicum Lech bis zum Europäischen Forum Alpbach.
Für seine tiefe Verbundenheit mit der Republik Österreich erhielt Herbert Batliner 1999 das Große
Goldene Ehrenzeichen mit Stern; für jene mit der Bundeshauptstadt zeichnete Bürgermeister Michael Häupl
2007 Herbert Batliner mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien aus.
Klaus Albrecht Schröder, der Generaldirektor der Albertina und langjährige enge Freund der Familie Batliner,
zollt dem großen Sammler und Menschen seinen tiefsten Respekt: „Ich bin unendlich dankbar, dass ich diesem
großartigen Sammler und warmherzigen, engagierten Menschen über so viele Jahre so nahe sein durfte.
Was Herbert Batliner seit den fünfziger Jahren mit einem einzigartigen Auge für künstlerische Qualität
gesammelt hat, bereichert Jahr für Jahr hunderttausende Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Welt. Diese
Sammlung ist das Vermächtnis eines bedeutenden Menschen. Mein größtes Mitgefühl und meine
tiefste Anteilnahme gilt der Ehefrau von Herbert Batliner, Rita Batliner, deren Kindern Angelika, Thomas, Caroline
und Alexander sowie deren Familien. Ich habe mit Herbert Batliner einen großen Freund und wichtigen Ratgeber
verloren, der mich oft in langen Gesprächen in seinem Büro, inmitten seiner Lieblingsbilder von Chagall
und Picasso, Sehen gelehrt hat. Die Albertina wird Herbert Batliner für immer ein ehrendes Andenken bewahren.“
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