Entscheidung nach breitem Beteiligungsprozess für Resselpark
Wien (rk) - Der Standort für das Denkmal für die Männer und Frauen, die Opfer der Homosexuellen-Verfolgung
in der NS-Zeit wurden, ist fixiert. Das permanente Denkmal wird im Resselpark im vierten Bezirk umgesetzt. Das
geben der zuständige Stadtrat Jürgen Czernohorszky und die zuständige Stadträtin Veronica Kaup-Hasler
bekannt. Der Entscheidung für den Standort ging ein breiter Beteiligungsprozess voraus, nun werden die nächsten
Schritte in Richtung Realisierung gesetzt.
„Es freut mich, dass es gemeinsam mit vielen Beteiligten gelungen ist, den Männern und Frauen, die Opfer der
Homosexuellen-Verfolgung in der NS-Zeit wurden, ein permanentes Denkmal an einem geeigneten und würdigen Ort
in Wien zu setzen. Mit dem Denkmal im Resselpark schafft Wien einen zentralen und belebten Erinnerungsort, an dem
das Gedenken an die schwulen Männer und lesbischen Frauen einen Platz in unserer Gegenwart und unserem Alltag
erhält“, betont Antidiskriminierungs-Stadtrat Jürgen Czernohorszky.
„Die Suche nach einem geeigneten Ort hat ein Ende: Mit dem Resselpark wurde ein zentraler lebendiger Ort mitten
in der Stadt für das künftige Denkmal der Opfer der Homosexuellen-Verfolgung im Nationalsozialismus gefunden“,
stellt Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler erfreut fest. „Zeitgemäße Erinnerungskultur
kann auf vielfältige Weise und Formen erfolgen, etwa durch wissenschaftliche Aufarbeitung und Symposien, durch
Publikationen oder eben durch Kunst. Nach einer Reihe von temporären Kunstprojekten wird eine Opfergruppe,
die sonst nicht gerade im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit und Auseinandersetzung steht, eine würdige
zeitgenössische Erinnerungsstätte erhalten“.
„In der NS-Zeit ist Menschen aufgrund ihrer sexuellen Identität Schreckliches widerfahren. Jetzt ist es gelungen,
ihnen ein Denkmal zu setzen. Es freut mich sehr, dass nun auf der Wieden ein Zeichen zum Andenken und für
Gleichberechtigung gesetzt wird“, betont Bezirksvorsteherin Lea Halbwidl.
Gemeinderat Peter Kraus: „Viel zu lange wurde die Homosexuellenverfolgung in der NS-Zeit nicht thematisiert. Nach
einer Reihe von temporären Installationen freut es mich, dass nun ein permanenter Standort für das Denkmal
gefunden werden konnte, womit ein weiterer Punkt aus dem rotgrünen Regierungsübereinkommen umgesetzt
ist. In den letzten Jahren gab es eine intensive Einbindung der Community, womit auch eine fundierte Auseinandersetzung
mit dem Gedenken an die homosexuellen Opfer der NS-Verfolgung erfolgt ist.“
Gemeinderätin Marina Hanke: „Der Einsatz für gleiche Rechte und gegen Diskriminierung und Unterdrückung
heute bedeutet auch, sich an Vergangenes zu erinnern. Sichtbarkeit zu schaffen bedeutet für uns, Sichtbarkeit
in der Erinnerung zu schaffen. Dass wir diesen Platz in der Erinnerung an die Opfer der Homosexuellen-Verfolgung
des NS-Regimes nun mit dem Denkmal fester verankern können, ist ein wichtiger Schritt."
Weitere Schritte für einen geladenen Realisierungswettbewerb
Bereits vor einigen Jahren hatte die Stadt Wien den Entschluss gefasst, ein Denkmal für homosexuelle NS-Opfer
zu errichten. Als Ort wurde damals der Morzinplatz im ersten Bezirk, an dem sich im ehemaligen Hotel Metropol das
Gestapo-Hauptquartier befunden hatte, auserkoren. Diesem Entschluss folgte 2006 ein geladener Wettbewerb mit einem
Siegerentwurf, der sich jedoch nach langen Verhandlungen als technisch nicht umsetzbar erweisen sollte. In den
Jahren 2010 bis 2015 wurden von KÖR temporäre Mahnmale umgesetzt, konkret:
2010: „Mahnwache“ von Ines Doujak
2011: „Zu spät“ von Carola Dertnig und Julia Rode
2013: „Schwule Sau“ von Jakob Lena Knebl
2015: „raising the bar“ von Simone Zaugg
2014 organisierte die Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen
(WASt) in Kooperation mit der KÖR – Kunst im Öffentlichen Raum GmbH und dem Zentrum QWIEN – Zentrum für
queere Geschichte die zweitägige Fachkonferenz „Gedenken neu gedacht“, bei der auch ganz bewusst der Dialog
mit den LGBTIQ-, Gedenk- und Kunst-Communities gesucht wurde. Dieser zivilgesellschaftliche Dialog wurde dann in
einem breit angelegten Beteiligungsprozess 2017 in Form von zwei Open Space-Abenden fortgeführt, deren Ergebnisse
sowohl in die Suche nach einem geeigneten Ort also auch in die Ausschreibungsunterlagen einflossen.
Nun ist also der Standort für das permanente Denkmal für die Opfer der Homosexuellen-Verfolgung im Resselpark
fixiert. In weiterer Folge werden die Wettbewerbsunterlagen mit wissenschaftlicher Aufarbeitung unter der Expertise
von QWien – Zentrum für queere Geschichte vorbereitet. Für November 2019 ist die konstituierende Jurysitzung
für den Wettbewerb geplant. Die Wettbewerbs-Jury wird sich aus KünstlerInnen, LandschaftsplanerInnen,
VertreterInnen der Communities sowie aus VertreterInnen des Bezirks und der zuständigen Magistrate zusammensetzen.
Sie wird im April 2020 das Siegerprojekt küren. Danach wird sofort mit der Planung für die Umsetzung
begonnen.
Die aktuelle KÖR Jury benennt acht nationale und internationale KünstlerInnen, die zum Wettbewerb eingeladen
werden. Das Projekt wird von der Stadt Wien und dem Nationalfonds der Republik Österreich unterstützt
und als Gesamtbudget stehen für den Wettbewerb und die Realisierung des Siegerentwurfs € 300.000,- (netto)
zur Verfügung.
Der Zeitplan im Überblick
Juni-Oktober 2019: Erstellung der Wettbewerbsunterlagen
November 2019: konstituierende Jurysitzung
November 2019: Versand der Wettbewerbsunterlagen
April 2020: Entscheidung Wettbewerb
im Anschluss: Beginn Detailplanung und Umsetzung
KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien
Die Aufgabe von KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien ist die Belebung des öffentlichen Raums
der Stadt mit permanenten bzw. temporären künstlerischen Projekten.
Die Idee ist, die Identität der Stadt und einzelner Stadtteile im Bereich des Zeitgenössischen zu stärken
sowie die Funktion des öffentlichen Raums als Agora – als Ort der gesellschaftspolitischen und kulturellen
Debatte – zu beleben.
KÖR wickelt künstlerische Projekte ab, erteilt Aufträge an KünstlerInnen, lobt künstlerische
Wettbewerbe für Projekte im öffentlichen Raum aus, vergibt Förderungen an KünstlerInnen bzw.
Projektträger und setzt damit verbundene Tätigkeiten (Symposien, Publikationen, Vermittlungsprogramme,
u.a.) um.
Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen (WASt)
Die WASt will Diskriminierungen von Lesben, Schwulen, transgender- und intergeschlechtlichen Menschen abbauen.
Sie fördert ein gesellschaftliches Klima in Wien, in dem alle Menschen - unabhängig ihrer sexuellen Orientierungen
oder geschlechtlichen Identitäten - gleichberechtigt und diskriminierungsfrei leben können.
Sie bietet Beratung und Hilfestellung in Diskriminierungsfällen, betreibt Bildungsarbeit, Sensibilisierung
und politische Arbeit, führt (internationale) Projekte und Veranstaltungen durch und arbeitet in Netzwerken
im In- und Ausland. Sie ist Schnittstelle zwischen der LGBTIQ-Community, Politik und Verwaltung und fördert
zudem Queere Kleinprojekte.
Die WASt wurde 1998 gegründet und ist eine Stabstelle im Büro des amtsführenden Stadtrates für
Bildung, Integration, Jugend und Personal. Sie ist die erste und nach wie vor österreichweit einzige derartige
Stelle in einer kommunalen Verwaltung.
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