Buchmüller: „Strukturwandel im Handel
 vorerst gestoppt - kleines Zwischenhoch“

 

erstellt am
18. 06. 19
13:00 MEZ

„Strukturanalyse im stationären Einzelhandel“: Zahl der Ladengeschäfte steigt wieder – Premiere: WKÖ-Bundessparte Handel präsentierte erstmals Langzeitvergleich über 15 Jahre
Wien (pwk) - Gemeinsam mit Studienautor Ernst Gittenberger (KMU Forschung Austria) und Roman Seeliger, Vize-Geschäftsführer der Bundessparte Handel der WKÖ, präsentierte Peter Buchmüller, Obmann der Bundessparte Handel und Sprecher des österreichischen Handels, am 18. Juni die Ergebnisse der „Strukturanalyse im stationären Einzelhandel“, die jährlich im Auftrag der Bundessparte Handel durchgeführt wird. „In Österreich sind sowohl die Zahl der Geschäfte als auch die Verkaufsflächen 2018 - erstmals seit 2012 - wieder gestiegen. Der Strukturwandel im stationären Einzelhandel in Österreich hat sich bereits in den Jahren 2016 und 2017 abgeschwächt. Dieser Trend hat sich 2018 weiter fortgesetzt und resultiert in einem – wenn auch geringfügigen – Anstieg der Einzelhandelsgeschäfte um rund 200 bzw. 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Einzelhandelsverkaufsfläche hat 2018 um knapp 100.000 Quadratmeter bzw. ebenfalls um 0,5 Prozent zugenommen. Damit ist der Strukturwandel im Einzelhandel vorerst gestoppt, oder anders gesagt: Es gibt ein kleines Zwischenhoch“, so Buchmüller.

Österreich mit deutlich mehr Einzelhandelsverkaufsfläche als die meisten anderen EU-Länder
In Summe stehen den Konsumentinnen und Konsumenten in Österreich aktuell rund 37.600 Einzelhandelsgeschäfte mit einer Gesamtverkaufsfläche von etwa 13,8 Millionen Quadratmetern für ihren Einkauf zur Verfügung. „Damit weist Österreich deutlich mehr Einzelhandelsverkaufsfläche je Einwohner/-in als die meisten anderen EU-Länder auf. Während die Verkaufsfläche im EU-28-Durchschnitt bei 1,18 Quadratmeter pro Einwohner/-in liegt, ist dieser Wert in Österreich mit 1,56 um ein Drittel höher. Österreich verfügt nach Belgien und den Niederlanden über die dritthöchste Einzelhandelsverkaufsfläche pro Einwohner aller EU-28-Länder“, führte Handelsforscher Ernst Gittenberger aus.

Konzentration im Einzelhandel bleibt konstant
Roman Seeliger, Vize-Geschäftsführer der Bundessparte Handel, widmete sich einem weiteren relevanten Aspekt, der Konzentration im stationären Einzelhandel in Österreich: „Diese hat sich bereits 2017 eingebremst und bleibt 2018 konstant hoch. Der Filialisierungsgrad liegt weiterhin bei 40 Prozent, der Filialflächenanteil stabilisiert sich bei 67 Prozent. Das bedeutet, dass 40 Prozent aller Ladengeschäfte in Österreich von filialisierten Einzelhandelsunternehmen betrieben werden, auf die in Summe 67 Prozent der gesamten Einzelhandelsverkaufsfläche entfällt.“

Premiere: Strukturwandel im Einzelhandel - erstmals Überblick über einen Zeitraum von 15 Jahren präsentiert
Neu können jetzt erstmals Veränderungen im stationären Einzelhandel in Österreich über einen Zeitraum von 15 Jahren analysiert werden. So ist die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte im Vergleich der Jahre 2003 und 2018 um etwa 10.900 bzw. 22 Prozent gesunken. Damit hat die heimische Einzelhandelslandschaft jedes fünfte Ladengeschäft per Saldo (neueröffnete abzüglich geschlossener Geschäfte) „verloren“.

Interessant ist dabei die diametrale Entwicklung zwischen Einstandortunternehmen (Einzelhandelsunternehmen, die ein einziges Geschäft betreiben) und filialisierten Unternehmen (Einzelhandelsunternehmen, die mehr als ein Geschäft betreiben). Während die Zahl der Filialen im Zeitraum 2003 bis 2018 mit minus 1 Prozent nur geringfügig gesunken ist, hat jedes dritte Einstandortunternehmen geschlossen (- 32 Prozent).

Diese diametrale Entwicklung zwischen Einstandort-Unternehmen und filialisierten Unternehmen hat die Konzentration im heimischen Einzelhandel in den vergangenen 15 Jahren verschärft: Während 2003 erst 31 Prozent aller Ladengeschäfte von filialisierten Einzelhandelsunternehmen betrieben wurden, trifft das 2018 bereits auf 40 Prozent zu.

Die Verkaufsflächen sind im Vergleich 2003 versus 2018 um 2 Prozent bzw. um rund 230.000 Quadratmeter gestiegen, da die Geschäfte heute im Durchschnitt deutlich größer sind als noch vor eineinhalb Dekaden. Gegenüber dem Höchststand von rund 14,41 Millionen Quadratmeter im Jahr 2012 gab es 2018 trotz Verkaufsflächenwachstum rund 610.000 Quadratmeter weniger, das entspricht der mehr als dreifachen Einzelhandelsverkaufsfläche von Österreichs größter Einkaufsstraße, der (inneren) Mariahilfer Straße in Wien.

„Der Strukturwandel hat sich in den vergangenen Jahren zwar deutlich abgeschwächt, ist jedoch noch nicht abgeschlossen. Dafür sprechen die Entwicklungen der letzten eineinhalb Dekaden, der fortschreitende Online-Handel sowie die – im EU-28-Vergleich – hohe Verkaufsfläche in Österreich“, so Bundesspartenobmann Peter Buchmüller.
Daraus resultieren für die Interessenvertretung des österreichischen Handels folgende Notwendigkeiten:

  • Attraktivierung der Innenstädte für den Einzelhandel
  • Schaffung fairer Wettbewerbsbedingungen auf internationaler Ebene, beispielsweise durch
  • die Einführung einer digitalen Betriebsstätte
  • die Abschaffung der 22-Euro-Freigrenze für Kleinsendungen aus Drittstaaten sowie
  • den Wegfall der 150 Euro-Zollgrenze.

„Denn ein leistungsfähiger Wirtschaftsstandort braucht einen starken Handel“, hielten Handels-Branchensprecher Peter Buchmüller und Vize-Bundesspartengeschäftsführer Roman Seeliger abschließend fest.

 

 

 

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