Test der Reaktionsfähigkeit des österreichischen Bankensektors auf Cyber-Attacken
Wien (fma) - Die Österreichische Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) und die Oesterreichische Nationalbank
(OeNB) haben heuer den ersten Cyber-Stresstest für den Finanzmarkt Österreich durchgeführt. Unterstützt
vom „Kuratorium Sicheres Österreich“ (KSÖ), wurde in einem Cyber-Planspiel die Widerstandsfähigkeit
des Finanzsektors gegen verschiedene Cyberangriffe getestet. Teilgenommen haben zehn repräsentative Kreditinstitute,
deren IT-Provider, das „Computer Emergency Response Team Austria“ (CERT.at) und das Innenministerium. Da laut internationalen
Studien rund zwei Drittel der Cyber-Schäden durch Fehlverhalten von Mitarbeitern verursacht oder zumindest
begünstigt werden, lag bei diesem Planspiel der Fokus auf dem Faktor Mensch. Gestresst wurde insbesondere
die Zusammenarbeit zwischen Kreditinstituten und Aufsicht sowie den anderen cybersecurity-relevanten Institutionen
im Falle eines Hackerangriffs.
Erster institutsübergreifender Cyber-Stresstest
„Das Cyber-Planspiel hat gezeigt, dass die Kreditinstitute im Großen und Ganzen organisatorisch gut auf Cyber-Attacken
vorbereitet sind, wobei jedoch die praktische Ausgestaltung sich als sehr unterschiedlich erwiesen hat“, so der
Vorstand der FMA, Helmut Ettl und Klaus Kumpfmüller: „Die Ergebnisse werden nun im Detail analysiert, die
Lehren daraus gezogen und in der Folge in der regulatorischen und aufsichtlichen Tätigkeit umgesetzt.“ OeNB
Vize-Gouverneur Andreas Ittner ergänzt: „Gerade bei der Abwehr von Cyberangriffen ist eine gemeinsame Vorgangsweise
zur Sicherstellung der Stabilität des Finanzsektors essenziell. Wir begrüßen es daher sehr, dass
sich hier Repräsentanten aller relevanten Institutionen am ersten institutsübergreifenden Cybersecurity-Planspiel
für den Finanzsektor beteiligt haben.“
Das Ausgangsszenario des eintägigen Cybersecurity-Planspiels, an dem mehr als 100 Experten teilnahmen, bildeten
insgesamt 170 individualisierte Hackerangriffe, auf die die Teams aus den beteiligten Kreditinstituten und Institutionen
zu reagieren hatten. Die Attacken reichten dabei von Lösegeld-Erpressung mit Ransomware, der Kompromittierung
von „Root-CAs“[1] und von „Online Banking Apps“, der Lahmlegung von Bankomaten und Websites, dem Ausfall des Electronic
Bankings, Manipulationen von Kontoständen und -transaktionen, Verlust von Kundendaten, „Phishing Mails“ und
DDoS-Attacken[2] bis hin zu Kundenbeschwerden und Shitstorms in Social Media. Getestet wurden dabei die institutsinternen
Vorbereitungen auf derartige Angriffe, die internen Kommunikations- und Entscheidungsstrukturen, die organisatorischen
und technischen Back-up-Lösungen, Information und Kommunikation mit den aufsichtlichen Institutionen sowie
die externe Kommunikation mit den Kunden sowie der breiten Öffentlichkeit.
„Die weltweite digitale Vernetzung bringt den Teilnehmern auf den Finanzmärkten viele neue Chancen und Möglichkeiten,
birgt aber gleichzeitig enormen Risiken. Dementsprechend haben wir IT- und Cyber-Sicherheit als strategischen Aufsichtsschwerpunkt
festgelegt“, betten Ettl, Kumpfmüller und Ittner den Cyber-Stresstest in die Aufsichtsstrategie ein. Dazu
habe die FMA im Vorjahr ein Paket von IT-Sicherheits-Leitfäden erlassen, die klare Vorgaben für die Governance
dieser Risiken darlegen. Die Einhaltung der Vorgaben der IT-Sicherheitsleitfäden bilde dementsprechend auch
einen Prüfschwerpunkt der Aufsicht in diesem Jahr. Das Cyber-Planspiel hat die Implementierung der Vorgaben,
die organisatorische wie infrastrukturelle Vorbereitung in der realitätsnahen, praktischen Anwendung getestet.
Darauf aufbauend wird die Aufsicht ihre regulatorische und aufsichtliche Strategie weiterentwickeln und diese in
weiteren Cyberstresstests prüfen und evaluieren.
[1] Zertifizierungsstellen für Wurzelzertifikate
[2] DDoS: Distributed Denial of Services
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