Die digitale Gesundheitsrevolution

 

erstellt am
27. 06. 19
13:00 MEZ

Vinzenz Gruppe, elisabethinen linz-wien und ACADEMIA SUPERIOR arbeiten an der digitalen Zukunft des Gesundheitswesens
Linz (academia superior) - Medizin- und Digitalexperten sind sich einig: Die Digitalisierung wird das Gesundheitswesen völlig umkrempeln. Das Zwischenmenschliche wird aber weiterhin der zentrale Faktor im System bleiben. Dies war am Abend des 25. Juni der Grundtenor bei der Präsentation von zehn Thesen zu den Auswirkungen der zunehmenden Digitalisierung auf das heimische Gesundheitswesen.

Die Vinzenz Gruppe, die elisabethinen linz-wien und ACADEMIA SUPERIOR – Gesellschaft für Zukunftsforschung haben sich gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus Forschung und Praxis mit den Veränderungen im Gesundheitssektor beschäftigt. Das Ergebnis dieses Prozesses sind 2 mal 5 Thesen zur digitalen Zukunft des Gesundheitswesens, die am Dienstag in Linz präsentiert wurden.

„Die digitalen Veränderungen kommen ohne Zweifel. Es liegt an uns, mutig in die Zukunft zu denken und die Weiterentwicklung des oberösterreichischen Gesundheitswesens in die digitale Welt zu gestalten“, legte Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag. Christine Haberlander, Obfrau von ACADEMIA SUPERIOR, die Motivation für das Projekt dar. Auch Dr. Michael Heinisch, Geschäftsführer der Vinzenz Gruppe, erläuterte als wichtigen Beweggrund für diese Kooperation, die Verantwortung, den Prozess mitzugestalten und sicherzustellen, dass die Menschlichkeit im Gesundheitswesen erhalten bleibt. Mag. Raimund Kaplinger, Geschäftsführer der elisabethinen linz-wien, fügte dem noch hinzu: „Die Geschwindigkeit der Veränderungen nimmt auch im Gesundheitssektor laufend zu. Aber die Menschen müssen mit dieser Entwicklung auch mitkommen können und dürfen nicht von ihr überrollt werden“.

„Wir wollen die Gesundheit revolutionieren“
Einen Einblick in die zukünftigen technischen Möglichkeiten brachte der Vortrag von Innovationsexpertin Dr. Eva-Maria Kirchberger. Sie lehrt Design Engineering am Imperial College in London, wo etwa daran geforscht wird, wie Roboter Menschen aus Notsituationen retten können, oder wie Ärzte mittels Roboterarmen Patienten an anderen Orten abklopfen und damit Krankheiten per Telemedizin diagnostizieren können. Ein weiteres Forschungsprojekt ist ein künstlich intelligentes Überwachungssystem für Krankenhäuser, das die Patientinnen und Patienten auf unübliches Verhalten wie Zittern oder Stürze überwacht und in entsprechenden Situationen automatisch beim Pflegepersonal Alarm schlägt.

„Die Zukunft des Gesundheitssystems geht immer mehr in Richtung Prävention und ständige Begleitung im Leben durch Gesundheitsdienstleister“, erklärte Eva-Maria Kirchberger. Sie verwies darauf, dass immer mehr Technologieunternehmen Geräte auf den Markt bringen, mit denen der persönliche Gesundheitszustand permanent überwacht wird. „Das Ziel dieser Unternehmen ist es, möglichst viele Gesundheitsdaten zu sammeln, um daraus Muster zu filtern, an denen man bei jeder Person frühzeitig erkennen kann, ob das Risiko für eine zukünftige Krankheit besteht“, so die Expertin.

Veränderung muss für alle Vorteile bringen
In der Diskussion sah Christine Haberlander in der durch derartige Geräte steigenden Aufmerksamkeit für die persönliche Gesundheit eine durchaus positive Entwicklung. Sie merkte jedoch an, dass die wesentliche Frage, wer die Datenhoheit hat und wie mit Missbrauch umgegangen wird, noch zu klären ist. „Wir müssen ein Gerüst bauen, das den Anwenderinnen und Anwendern Sicherheit gibt“, bekräftigte Haberlander. Einen bedeutenden Vorteil der technologischen Entwicklungen sieht Michael Heinisch in der Tatsache, dass dadurch die medizinische Versorgung näher zum Patienten rücken wird. „Durch die Digitalisierung wird der ‚best point of service‘ künftig direkt beim Patienten sein.“

Expertin Kirchberger warnte auch vor der „Gefahr, dass vielleicht in Zukunft nur mehr Menschen mit viel Geld Zugang zu menschlichen Ärzten haben werden, wohingegen alle anderen auf die automatisierte Medizin angewiesen sein werden. Hier ist der Staat gefordert, für Fairness zu sorgen.“ Darin war sie sich mit Christine Haberlander einig, die herausstrich: „Vielleicht wird es in Zukunft lauten: digital vor ambulant, vor stationär. Aber der Mensch in einer akuten Notsituation wird weiterhin von einem Menschen betreut werden wollen und das muss unser System auch leisten können“.

Mehr Effizienz und persönlicheres Service
Raimund Kaplinger zeigte sich überzeugt, dass die Entwicklung auch mehr Möglichkeiten für die Patientinnen und Patienten bringen wird: „Heute entscheidet das System, wo Gesundheitsdienstleistungen angeboten werden. In Zukunft wird die Entscheidung, wo der optimale Ort für ein Service ist, immer mehr vom Patienten bestimmt werden. Das kann bei einfachen Fragen das eigene Wohnzimmer sein, bei komplexen Krankheiten wird aber weiterhin das Krankenhaus der richtige Behandlungsort sein“.

Christine Haberlander war wichtig, dass diese Entwicklungen Unterstützung und Entlastung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen bringen müssen. „Das Ziel lautet, dass mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten bleibt“, so die Gesundheits-Landesrätin. Auch Michael Heinisch erklärte: „Die Beziehung von Mensch zu Mensch, muss intakt bleiben und wir müssen darauf achten, dass niemand ausgeschlossen wird, der nicht das Knowhow oder den Netzzugang hat“. Raimund Kaplinger sah hier vor allem die Leitungen in den Gesundheitsbetrieben vor einer Herausforderung: „Wie schaffen wir es als Management, dass die Effizienzgewinne durch Technologien und Digitalisierungsmaßnahmen den Menschen zugutekommen und nicht nur in Kosteneinsparungen für das System resultieren?“

Wer mehr über die Ergebnisse des Projektes erfahren will, findet eine Broschüre zum Download unter: http://www.academia-superior.at/behandeln-wir-die-zukunft und ein Video unter: https://youtu.be/6VCuxJBeANs

 

 

 

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