IHS-Kocher vor WKÖ-Wirtschaftsparlament: „Baldige Umsetzung“ einer Steuerreform nötig
– Fachkräftemangel Mega-Thema für die kommenden 10 Jahre – 150.000 neue Jobs in den Jahren 2018/2019
Wien (pwk) - Die weltweiten rasanten Veränderungen erhöhen die Notwendigkeiten, Reformen am heimischen
Standort klar weiterzuverfolgen und ihnen aktiv zu begegnen. Denn aktuell trübt sich die Konjunktur weltweit
ein. In Hinblick auf die konjunkturelle Entwicklung in Österreich prognostiziert das Institut für Höhere
Studien (IHS) für 2019 ein Wachstum von 1,5 Prozent und 2020 von 1,6 Prozent. „Für heuer und für
2020 sind Budgetüberschüsse in der Größenordnung von 0,3 und 0,5 Prozent zu erwarten. Eine
baldige Umsetzung einer Steuerreform ist daher als erster wesentlicher Schritt einer neuen Bundesregierung zu sehen
um Stimmung zu erhalten. Durch die prognostizierten Überschüsse haben wir Spielraum um ein großes
Potential zu heben“, sagte Martin Kocher, Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS), am 27. Juni
in seinem Festvortrag vor dem Wirtschaftsparlament der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).
Deutlich sei in Hinblick auf die konjunkturelle Situation ein europaweit sichtbares Wechselspiel in den Quartalen
an Nullwachstum und leichtem Erstarken des Wirtschaftswachstums. Zudem schwäche sich die Entwicklung des Welthandels
aufgrund des zunehmenden Protektionismus weiter ab. „Insgesamt stehen wir weltweit vor einer volatilen Situation,
in der die Risiken wie der BREXIT, ein möglicher Ölpreisanstieg durch die Spannungen zwischen den USA
und dem Iran oder eine Eskalation von Handelskonflikten leicht überwiegen. Und es ist daher ganz besonders
wichtig, hier mit Offenheit, einer klaren Wettbewerbssituation und motivationsstärkenden Maßnahmen zu
agieren“, so Kocher.
Was die heimische Exportsituation betrifft, zeige die Analyse, dass Österreich die Konjunkturabschwächung
in Deutschland durch die deutlich bessere Situation der mittel- und osteuropäischen Staaten kompensieren könne.
Das Konsumverhalten in Österreich, so Kocher, sei weiterhin gut, der private Konsum nach wie vor „Konjunkturtreiber“.
Die betrieblichen Investitionen werden sich heuer und im kommenden Jahr –auf hohem Niveau – aber leicht abschwächen.
Ab 2023 deutlicher Anstieg bei Pensionen zu erwarten
Kocher betonte, dass insbesondere der Fachkräftemangel den heimischen Standort in den kommenden 10 Jahren
sehr stark beschäftigen werde: „Durch die gute Konjunktur konnten die Unternehmen in den Jahren 2018/2019
rund 150.000 neue Jobs schaffen, gleichzeitig hat sich der Fachkräftemangel aber noch weiter verschärft.
Ab 2023 werden wir zudem einen deutlichen Anstieg bei den Pensionen der geburtenstarken Jahrgänge erleben.
Die demographische Entwicklung wird uns also massiv betreffen und der Fachkräftemangel uns chronisch begleiten“,
so Kocher. Aus seiner Sicht sei daher ein Maßnahmenmix aus Aus- und Weiterbildung, späterem Pensionsantritt,
aber auch einem Zuzug qualifizierter Fachkräfte aus dem Ausland nötig, deren Integration man aber sicherstellen
müsse.
Gesamthaft gesehen, gelte es aus Sicht des IHS-Direktors, Veränderungen in der österreichischen Systemstruktur
herbeizuführen und damit den Output zu erhöhen. Österreich verfüge über sehr gute Systeme,
etwa dem Bildungs- und dem Gesundheitssystem und könne hier die Potentiale noch weiter heben. „Auf mittlere
Sicht gesehen, müssen wir die Rendite für die Zukunft erhöhen und damit Reformen in den Bereichen
Föderalismus, Gesundheit, Pensionen und Pflege forcieren, die Faktenbasis außer Streit zu stellen und
insgesamt Ergebnisverbesserungen zu erzielen. Die Kammern können in diesem Prozess einen wichtigen Beitrag
leisten“, unterstrich Kocher abschließend.
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