Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex notiert im Juni mit nur noch 47,5 Punkten und
damit den dritten Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten
Wien (bank austria) - Nach einem Jahresbeginn mit noch kräftigem Produktionswachstum hat sich der Abschwung
der Industriekonjunktur weiter beschleunigt, sodass die österreichische Industrie mittlerweile vom Wachstumskurs
abgekommen ist. „Während die Binnenkonjunktur in Österreich gestützt auf die Konsumenten weiter
gut in Schwung ist, rutscht die heimische Industrie vor allem aufgrund der sinkenden Exportnachfrage zur Jahresmitte
2019 tiefer in die Rezession. Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist im Juni auf 47,5 Punkte gesunken.
Damit erreicht der Indikator den schlechtesten Wert seit viereinhalb Jahren und liegt nun bereits den dritten Monat
in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten“, sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Österreichs Industrie fällt hinter europäischen Durchschnitt zurück
Die österreichische Industrie befindet sich damit derzeit in einer etwas schlechteren Verfassung als die europäische
Industrie. „Erstmals seit dem Jahreswechsel 2015/16 überschreitet der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone
mit aktuell 47,8 Punkten den österreichischen Wert. Zurückzuführen ist dies vor allem auf die Belastung
für die heimischen Zulieferbetriebe durch die schwache Industriekonjunktur im wichtigsten österreichischen
Wirtschaftspartnerland Deutschland, die sich in einem niedrigen Index von sogar nur 45,4 Punkten widerspiegelt“,
so Bruckbauer.
Erste Anzeichen einer Bodenbildung in Österreichs Industrie
Im Gegensatz zur Entwicklung in Österreich hat sich die Industriekonjunktur im Juni auf europäischer
Ebene leicht verbessert. Sowohl in Deutschland als auch vor allem in Frankreich haben sich die Einkaufsmanagerindizes
erhöht. In Frankreich sendet der Anstieg auf 52,0 Punkte sogar ein spürbares Wachstumssignal aus. „Die
verbesserten internationalen Vorgaben, das konsolidierte Neuauftrag-Lager-Verhältnis und der leichte Anstiegs
der Produktionserwartungen der heimischen Betriebe könnten Anzeichen sein, dass sich der Industrieabschwung
in Österreich in den kommenden Monaten nicht mehr weiter beschleunigen wird. Die heimische Industrie könnte
unmittelbar vor einer Bodenbildung stehen“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Dies ist allerdings stark abhängig
von der weiteren Entwicklung des Handelskonflikts mit den USA.“ Die heimischen Betriebe schätzen die mittelfristigen
Aussichten im Juni wieder etwas günstiger als im Vormonat ein. Der Erwartungsindex für die Produktion
in zwölf Monaten überschreitet mit 50,2 Punkten sogar wieder knapp die Wachstumsschwelle.
Beschleunigter Rückgang der Exportaufträge
Aus der monatlichen Umfrage unter den heimischen Einkaufsmanagern, die eine weitere Verschlechterung der Industriekonjunktur
in Österreich auf breiter Ebene anzeigt, sticht insbesondere die ungünstige Beurteilung der Auftragsentwicklung
durch die Betriebe negativ hervor. „Der Rückgang des Neugeschäfts hat sich im Juni beschleunigt, da die
Nachfrage aus dem Ausland deutlich eingebrochen ist. Der Index für die Exportaufträge erreicht mit 42
Punkten den niedrigsten Wert seit mehr als sechs Jahren. Die heimischen Betriebe haben in der Folge die Produktion
erneut deutlich zurückgefahren, wenn auch das Tempo gegenüber dem Vormonat etwas nachgelassen hat“, meint
UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Der deutliche Einbruch im Neugeschäft hat im Juni zu
keiner beschleunigten Verringerung der Produktionsleistung geführt, weil die heimischen Betriebe weiterhin
bestehende Auftragsrückstände zügig erledigen. Der Teilindex für die Auftragsbestände
ist auf 44,5 Punkte gesunken. Die Auftragspolster nehmen aktuell so rasch ab wie zuletzt vor mehr als sechseinhalb
Jahren. Das Abarbeiten der während der Hochkonjunktur angewachsenen unerledigten Aufträge führt
auch zu einer spürbaren Abnahme der durchschnittlichen Lieferzeiten in der heimischen Industrie. Darüber
hinaus werden noch weiterhin zusätzliche Stellen in den Betrieben geschaffen. Der Beschäftigtenindex
ist allerdings mit 51,0 Punkten auf den niedrigsten Wert seit dem Frühjahr 2016 gesunken.
Angesichts der schwachen Auftragsentwicklung haben die heimischen Betriebe ihre Einkaufsmenge deutlich gegenüber
dem Vormonat reduziert, sodass die Größe der Vormateriallager im Juni spürbar abnahm. Der zweite
Rückgang in Folge war sogar der stärkste seit zweieinhalb Jahren. „Während die Vorräte an Rohmaterialien
und Halbfertigprodukten reduziert wurden, sind die Bestände in den Fertigwarenlagern den dritten Monat in
Folge gestiegen. Offenbar haben die Betriebe die Produktionsleistung zu langsam an das sinkende Neugeschäft
angepasst“, meint Pudschedl. Der Anstieg der Fertigwarenlager war jedoch nur minimal, wie der entsprechende Teilindex
von aktuell 50,5 Punkten zeigt.
Rückläufige Preise für Rohmaterialien und Rohstoffe
Die nachlassende Nachfrage schlug sich im Juni auch in der Preisentwicklung in der Industrie nieder. Erstmals seit
drei Jahren waren die österreichischen Betriebe mit rückläufigen Preisen für Rohmaterialien
und Rohstoffen konfrontiert. Insbesondere Metalle und chemische Erzeugnisse waren günstiger am Markt zu bekommen.
„Trotz geringerer Materialkosten und der flauen Auftragsentwicklung konnten die heimischen Betriebe im Juni höhere
Verkaufspreise durchsetzen. Die unterschiedlichen Preistrends im Ein- und Verkauf ermöglichten den österreichischen
Betrieben zur Jahresmitte 2019 im Durchschnitt eine Verbesserung der Ertragslage“, so Pudschedl.
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